Schultergelenksarthrose
- primär Arthrose:
- Trias: Kontraktur der vorderen Kapsel (1), Knochensubstanzverlust im Bereich des
hinteren Pfannenrandes (Bikonkavität) (2) und posteriore Subluxation (3) - Glenoid: Knorpelverlust zunächst dorsal
- Humeruskopf: zentrale Knorpelglatze, Kranzosteophyten
- Rotatorenmanschettenruptur: selten
- freie Gelenkkörper

- sekundär:
- chronische Luxation
- Instabilität: es ist nicht klar, ob rezidivierende Schulterluxationen im Jugendalter ein
prädisponierender Faktor sind (der Zusammenhang ist nicht signifikant) - nach offener oder arthroskopischer Kapselraffung:
- häufigste Ursache für degenerative Gelenkveränderungen vor dem 50. Lebensjahr
- ein zu enger Verschluss der anterioren Kapsel führt zu einer Subluxation des Kopfes
nach posterior (rezidivierende Luxationen führen weit seltener zu Arthrose als eine
zu enge Kapselraffung) - eingeschränkte Außenrotation ist der wichtigste Risikofaktor für Arthrose nach
Kapselraffung
- posttraumatisch (Pseudarthrose)
- Osteonekrose

- Rheuma (in 25% mit einer Rotatorenmanschettenruptur vergesellschaftet)
- Hämophilie
- Pseudogicht
- neuropathische Arthropathie: M. Charcotnach Bestrahlung: Mamma Ca
- Infektion

- Rotatorenmanschettenarthropathie:
- eine massive Rotatorenmanschettenruptur führt zu einer anterosuperioren
Subluxation des Humeruskopfes und in einem nicht geklärten Prozentsatz zu Arthrose - unklar, wieviele Patienten mit einer massiven Rotatorenmanschettenruptur eine
Rotatorenmanschettenarthropathie entwickeln (10%?) - Humeruskopf artikuliert mit dem coracoacromialen Bogen
- Knorpelverlust: craniale Humeruskopfanteile
- eine massive Rotatorenmanschettenruptur führt zu einer anterosuperioren
Diagnose / Klinik:
- Schmerz
- Bewegungseinschränkung
- moderate Muskelatrophie
- Röntgen: AP in Neutralstellung (Röntgenstrahl im Winkel von 30 Grad, um Gelenkspalt
darzustellen), axiale Aufnahme
- Gelenkspaltverschmälerung (am frühesten in der axialen Aufnahme)
- subchondrale Sklerosierung
- Ausbildung von Osteophyten mit Verlust der Humeruskopfkontur
- Zysten
- posteriore Subluxation im fortgeschrittenen Stadium (pimäre Arthrose)
- Computertomografie: primäre Arthrose
- zur Beurteilung des Knochensubstanzverlustes selten indiziert, nur wenn in der axialen
Aufnahme Hinweis auf ausgeprägten Knochensubstanzverlust - Knochensubstanzverlust:
- Glenoid: posterior (primäre Arthrose), anterior (chronische Luxation)
- Humeruskopf: zentral (primäre Arthrose); Ausmaß der Hill-Sachs-Delle (chronische Luxation)
Therapie:
konservative Therapie:
- NSAR
- Krankengymnastik:
- langsam progredienter Verlauf: kann durch Krankengymnastik günstig beeinflusst
werden - Erhalt der Beweglichkeit und Kräftigung der Muskulatur
- intraartikuläre Infiltrationen: bis zu 3x /Jahr
operative Therapie:
- arthroskopische Synovektomie und Kapselrelease:
- in Kombination mit einer Bursektomie der Bursa subacromialis
- Abtragung von Osteophyten und Kapselrelease
- Indikation: Synovialitis (Rheuma), junger Patient mit geringer Arthrose
- Bicepssehnenrelease: bei Patienten mit Rotatorenmanschettendefektarthropathie mit
eher geringer Arthrose und fortgeschrittenem Alter (die Bicepssehne ist bei Patienten mit
einer Rotatorenmanschettenruptur oft ein Schmerzauslöser)
- Resektionsarthroplastik:
- Indikation:
- Schultergelenksinfektion: temporär vor Implantation einer Prothese (2-zeitiges
Vorgehen) - nach mehreren Prothesenwechseln, wenn eine Reimplantation nicht möglich
- Schultergelenksinfektion: temporär vor Implantation einer Prothese (2-zeitiges
- Probleme:
- anfangs: Instabilität
- später: Bewegungseinschränkung (maximale Abduktion ca. 60-80 Grad)
- Arthrodese:
- Indikation:
- Plexusläsionen
- rezidivierende Infektionen
- dauerhafter Verlust der Rotatorenmanschette und des M. deltoideus
- Versagen eines endoprothetischen Gelenkersatzes (Einzelfall)
- Position: 20 Grad Abduktion, 30 Grad Flexion, 30 Grad Innenrotation
- die besten Ergebnisse haben Patienten mit:
- Verlust der Rotatorenmanschette und des M. deltoideus
- intakter scapulothorakaler Muskulatur (Trapezius, Serratus anterior, etc.)
- motivierter Patient
- Funktion: Flexion bis 45 Grad, Außenrotation bis 10 Grad, Innenrotation bis 45 Grad
(Scapula) - Technik: anspruchsvolle Operation
- Schraubenarthrodese und Gipsruhigstellung für 6-12 Wochen (heute bevorzugt)
- Plattenarthrodese und Ruhigstellung in Abduktionsorthese


- Hemiprothese: nur Ersatz des Humeruskopfes durch Prothese, Oberflächenersatz oder
bipolare Prothese; die native Pfanne bleibt erhalten
- Oberflächenersatz: wenn das Knochenlager suffizient und keine Humeruskopffraktur vorliegt
- Standard Humeruskopfprothese: wenn die Fixierung eines Oberflächenersatzes nicht
möglich ist oder eine Refixation der Tubercula (Fraktur) notwendig wird
- bipolare Prothese: wenn eine Lateralisation des Drehzentrums erwünscht ist
- Indikation:
- Glenoid: Knochensubstanz lässt eine Implantation einer Pfannenkomponente nicht
zu - fixierte Subluxation des Humeruskopfes
- nur selten indiziert, heute wird eine inverse Prothese in der Regel bevorzugt
- Glenoid: Knochensubstanz lässt eine Implantation einer Pfannenkomponente nicht
- totale Schulterprothese:
- Voraussetzung:
- Delta- und Rotatorenmanschettenfunktion: Kopf wird in der Pfanne zentriert und
eine exzentrische Belastung der Pfannenkomponente (Schaukelpferd-Phänomen)
bei fehlender RM-Funktion wird vermieden - gute Kraft in Innenrotation und Außenrotation: Kraftkopplung zwischen Subscapularis
und Infraspinatus/Teres minor ist Voraussetzung für Zentrierung des
Kopfes in der Pfanne
- Delta- und Rotatorenmanschettenfunktion: Kopf wird in der Pfanne zentriert und
- inverse Schulterprothese (Delta-Prothese, Äqualis, Encore, Biliani Flatow, Anatomique)
- massive Rotatorenmanschettenruptur: Rekonstruktion nicht möglich (Pseudoparalyse)
- Defektarthropathie (Rotatorenmanschettenarthropathie)
- Prothesenwechsel, Tumoren
- Fraktur, wenn adäquate Refixierung der Tubercula nicht möglich (ab 77 Lebensjahr nach
einigen Studien die Methode der Wahl)
Komplikationen / Prognose:
- langsam fortschreitender Verlauf
- Verhältnis: Knieprothese : Schulterprothese =50:1
- Inverse Schulterprothese: Komplikationsraten von bis zu 40% beschrieben