Dupuytren Kontraktur
- tumorartige Veränderung und Schrumpfung der Palmaraponeurose mit zunehmend fixierter Flexion der Finger
- Histologie: ähnlich Narbengewebe
- anfangs viele Myofibroblasten, später vermehrt Kollagen 3 (normal wäre Kollagen 1)
- nach Luck werden folgende Phasen unterschieden
- Phase 1: Proliferation: große Myofibroblasten, wenig extrazelluläre Matrix, gefäßreich
- Phase 2: Myofibroblasten, der Anteil an Kollagen 3 nimmt zu
- Phase 3: Myofibroblasten verschwinden, Kollagen 3 überwiegt in der extrazellulären Matrix
- in der Regel nach dem 40. Lebensjahr
- Risikogruppe:
- Nordeuropäer (Skandinavier), in Afrika sehr selten
- familiäre Häufung (genetische Faktoren)
- Risiko erhöht bei:
- Rauchern
- Diabetes mellitus
- HIV
- Leberschäden (Alkoholiker)
- Anatomie: Palmaraponeurose strahlt vom M. palmaris longus fächerförmig zu Dig. 2-5 aus
- Pathogenese:
- Fasern der Palmaraponeurose verdicken sich und werden zu knotigen Strängen
- Fasern haben oberflächlichen (Haut), intermediären (Finger) und tiefen Anteil (tiefe Septen) und führen in Kombination durch narbige Verkürzung zu zunehmenden Kontrakturen der Finger
Diagnose / Klinik:
- typisches klinisches Bild: Finger kann nicht gestreckt werden
- Dig. 4 > Dig. 5> Dig. 3> Dig. 1 > Dig. 2
- Stadieneinteilung nach Tubiana-Michon:
- Stadium 0: Knoten ohne Kontraktur
- Stadium I: Beugekontraktur bis 45°
- Stadium II: Beugekontraktur bis 90°
- Stadium III: Beugekontraktur bis 135°
- Stadium IV : Beugekontraktur über 135°. Dabei wird das Ausmaß der Kontraktur aller betroffenen Gelenke eines Fingers addiert (incl. das Beugedefizit des DIP-Gelenks).
Therapie:
konservative Therapie:
- solange keine fixierte Kontraktur: keine Therapie
- schmerzhafte Knotenbildungen: NSAR
operative Therapie:
- Indikation:
- MCP-Gelenk Beugekontraktur >30 Grad
- PIP-Gelenk Beugekontraktur >30 Grad
- Beginn: proximal im gesunden Gewebe, erleichtert Identifikation der Gefäß-NervenStrukturen
- nach distal wird der Zugang bis zur Flexorensehnenscheide und ggf. bis zur Mittelphalanx erweitert, um die Beugekontraktur im PIP-Gelenk zu lösen
- bei ausgeprägter Kontraktur nach oder vor der Resektion langsame Extension der Finger, um eine Traumatisierung der Arterien und Nerven zu vermeiden
- radikale Entfernung der betroffenen Stränge zur Senkung der Rezidivrate:
- Gefahr post-op persistierender Schmerzen in der Handfläche
- Hauttransplantation nach Resektion der Faszie mit verwachsenen Hautarealen:
- nur bei Rezidiven indiziert
- sollte erst in Phase 2 oder 3 nach Luck erfolgen, um Rezidivrate zu senken
- post-OP:
- nach 1 Woche: aktive Bewegung möglich
- für 6 Wochen: Nachtlagerungsschiene
- Therapie von Begleiterkrankungen:
- Boutonniere Deformität:
- fortgeschrittene Beugekontraktur im PIP-Gelenk führt zu Subluxation der Seitenzügel der Extensorensehne und Überstreckung im DIP-Gelenk
- Therapie:
- Entfernung der kranken Palmarfaszie
- passive Streckung des PIP-Gelenks
- Schienung in Streckung
- passive Beugung des DIP-Gelenks
- PIP-Gelenk Luxation:
- teilweise Reposition erst nach Entfernung der kranken Palmarfaszie möglich
Prognose / Komplikation:
- Komplikationen: sind häufig (ca. 20%)
- M. Sudeck (selten)
- Hämatom: diffizile Blutstillung und postoperative Hohlhandkompression wichtig, da Hämatom eine schwerwiegende Komplikation
- Nervenverletzung: umgehende Naht mit Operationsmikroskop indiziert
- Dysästhesien: aufgrund Spannung nach Streckung der Finger
- Verletzung der Arterie: nur selten Veneninterposition bei distaler Ischämie
- Instabilität des PIP-Gelenks nach extensiver Resektion: Prothese oder Arthrodese
- Rezidiv: bei ausgeprägter Beugekontraktur und Befall mehrerer Finger häufiger (50%)