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Notizbuch

Sprunggelenksdistorsion

- Verletzungsmechanismus: Supinationstrauma bei leicht plantar flektiertem Fuß, Landung
auf unebenem Grund (Fuß des Gegners)
- Lig. talofibulare ant. und Lig. calcaneofibulare reißen nacheinander, das Lig. talofibulare post. (stärkstes Band) wird nur selten verletzt
- Druckschmerz und Schwellung über den Bandansätzen

  • in der Regel der fibulare Ansatz des Lig. talofibulare ant. und der calcaneare Ansatz des Lig. calcaneofibulare (wenn betroffen)

- Druckschmerz hinter dem Malleolus lateralis ist ein Hinweis auf eine Verletzung der Peronealsehnen; die Peronealsehnen sind die wichtigsten dynamischen Stabilisatoren
- wenn keine Belastung möglich ist: Fraktur und Syndesmosenverletzung ausschließen
- klinische Tests:

  • vordere Schublade:
    • Vorwärtsschub des Rückfußes bei gleichzeitig gebeugtem Kniegelenk und leicht plantarflektiertem Fuß
    • normale Subluxation reicht von 2-9 mm
    • immer Vergleich zur Gegenseite
  • Aufklappbarkeit des OSG beurteilt die Integrität des Lig. calcaneofibulare
    • in Neutralstellung und maximaler Dorsalextension im OSG wird der Fuß invertiert (Rückfuß-Varus-Stress)
    • Kombination aus vorderer Schublade >5mm und >10 Grad Aufklappbarkeit des
      Talus sind Hinweis auf Grad 3 Verletzung (siehe unten)
Abb. 2-69: Sekundärer Knorpeldefekt bei chronischer Instabilität
Abb. 2-69: Sekundärer Knorpeldefekt bei chronischer Instabilität
Orthoforum

Bildgebung:

- Röntgen:

  • 10 Grad Innenrotationsaufnahme (Mortise)
  • gehaltene Aufnahme: Aufklappbarkeit >7 Grad (5 Grad mehr als auf der Gegenseite) und Talusvorschub >9mm pathologisch (5mm mehr als auf der Gegenseite)

- MRT: Ausschluss von Knorpelverletzungen („Flake fractures“)
- Computertomografie: Talusfraktur

 

 

Einteilung:

- Grad 1: Teilruptur des Lig. talofibulare ant., stabil in klinischen Tests
- Grad 2: leichte vordere Schublade ohne Aufklappbarkeit
- Grad 3: positive vordere Schublade und Aufklappbarkeit des OSG

Therapie:

- Grad 1 und 2:

  • RICE: rest (Ruhe), ice (Eis), compression (Kompression), elevation (Hochlagerung)
  • frühe Vollbelastung
  • ggf. Schienung mit einer Bandage
  • Propriozeptionstraining, Training der dynamischen lateralen OSG Stabilisatoren (Peronealmuskulatur)
  • Dehnung der Achillessehne
  • in der Regel nach 2 Wochen wieder sportfähig

- Grad 3

  • konservative Therapie:
    • ggf. 1-3 Wochen Gehgips jedoch meistens Funktionsorthese für 4-6 Wochen ausreichend
    • nach Abschwellung: Vollbelastung
    • Propriozeptions-, Koordinations- und Pronatorentraining
    • Tapeverbände oder Orthese verbessern Stabilität und Propriozeption
    • bei Sportlern bis zu 6 Monate Tapen sinnvoll
    • 20% der Patienten entwickeln eine chronische Instabilität,
    • keine Operation auch für Sportler, da nach Operation:
      • Rehabilitation verzögert
      • Muskelatrophie
      • verringerter Bewegungsumfang
      • Risiko: Wundheilungsstörung, Nervenverletzung
    • die 10-20% der Sportler, bei denen langfristig Probleme bestehen, können auch in der Saisonpause mit gleichen Ergebnissen wie bei der primären Intervention operiert werden

- chronische Instabilität:

  • Klinik: rezidivierende Umknicktraumata, Giving Way, häufig Schwäche der Peronealmuskulatur
  • Therapie:
    • Pronatorentraining
    • Operation:
      • Gould Modifikation der Broström-Operation: Lig. talofibulare ant. und Lig. calcaneofibulare werden kurz hinter dem Ursprung an der Fibula abgelöst und durch Bohrlöcher wieder an der Fibula befestigt; der Rest des Ansatzes wird über diese Rekonstruktion gelegt und fixiert, der laterale Anteil des Retinaculum extensorum und das Lig. talocalcaneare lat. werden zur Verstärkung ebenfalls an der Fibula befestigt
      • alternativ:

- Periostlappenplastik nach Kuner
- Tenodese nach Watson Jones
- Tenodese nach Evans (Peronealsehne)

Komplikationen / Prognose:

- Broström-Operation, Periostlappenplastik nach Kuner: 85-95% gute Ergebnisse
- Probleme der Tenodese:

  • Bewegungseinschränkung des Rückfußes
  • Störung der Biomechanik beim Abrollvorgang
  • Schwächung der Peronealmuskulatur
  • Evans: 50-80% gute Ergebnisse
  • Watson Jones: 75-90% gute Ergebnisse

- junge Patienten und solche mit vorhergehender Distorsion haben höheres Risiko eines Rezidivs
- Instabilitätsarthrose
- Belastungsschmerzen (10%)
- Instabilitätsgefühl

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