Sprunggelenksdistorsion
- Verletzungsmechanismus: Supinationstrauma bei leicht plantar flektiertem Fuß, Landung
auf unebenem Grund (Fuß des Gegners)
- Lig. talofibulare ant. und Lig. calcaneofibulare reißen nacheinander, das Lig. talofibulare post. (stärkstes Band) wird nur selten verletzt
- Druckschmerz und Schwellung über den Bandansätzen
- in der Regel der fibulare Ansatz des Lig. talofibulare ant. und der calcaneare Ansatz des Lig. calcaneofibulare (wenn betroffen)
- Druckschmerz hinter dem Malleolus lateralis ist ein Hinweis auf eine Verletzung der Peronealsehnen; die Peronealsehnen sind die wichtigsten dynamischen Stabilisatoren
- wenn keine Belastung möglich ist: Fraktur und Syndesmosenverletzung ausschließen
- klinische Tests:
- vordere Schublade:
- Vorwärtsschub des Rückfußes bei gleichzeitig gebeugtem Kniegelenk und leicht plantarflektiertem Fuß
- normale Subluxation reicht von 2-9 mm
- immer Vergleich zur Gegenseite
- Aufklappbarkeit des OSG beurteilt die Integrität des Lig. calcaneofibulare
- in Neutralstellung und maximaler Dorsalextension im OSG wird der Fuß invertiert (Rückfuß-Varus-Stress)
- Kombination aus vorderer Schublade >5mm und >10 Grad Aufklappbarkeit des
Talus sind Hinweis auf Grad 3 Verletzung (siehe unten)
Bildgebung:
- Röntgen:
- 10 Grad Innenrotationsaufnahme (Mortise)
- gehaltene Aufnahme: Aufklappbarkeit >7 Grad (5 Grad mehr als auf der Gegenseite) und Talusvorschub >9mm pathologisch (5mm mehr als auf der Gegenseite)
- MRT: Ausschluss von Knorpelverletzungen („Flake fractures“)
- Computertomografie: Talusfraktur
Einteilung:
- Grad 1: Teilruptur des Lig. talofibulare ant., stabil in klinischen Tests
- Grad 2: leichte vordere Schublade ohne Aufklappbarkeit
- Grad 3: positive vordere Schublade und Aufklappbarkeit des OSG
Therapie:
- Grad 1 und 2:
- RICE: rest (Ruhe), ice (Eis), compression (Kompression), elevation (Hochlagerung)
- frühe Vollbelastung
- ggf. Schienung mit einer Bandage
- Propriozeptionstraining, Training der dynamischen lateralen OSG Stabilisatoren (Peronealmuskulatur)
- Dehnung der Achillessehne
- in der Regel nach 2 Wochen wieder sportfähig
- Grad 3
- konservative Therapie:
- ggf. 1-3 Wochen Gehgips jedoch meistens Funktionsorthese für 4-6 Wochen ausreichend
- nach Abschwellung: Vollbelastung
- Propriozeptions-, Koordinations- und Pronatorentraining
- Tapeverbände oder Orthese verbessern Stabilität und Propriozeption
- bei Sportlern bis zu 6 Monate Tapen sinnvoll
- 20% der Patienten entwickeln eine chronische Instabilität,
- keine Operation auch für Sportler, da nach Operation:
- Rehabilitation verzögert
- Muskelatrophie
- verringerter Bewegungsumfang
- Risiko: Wundheilungsstörung, Nervenverletzung
- die 10-20% der Sportler, bei denen langfristig Probleme bestehen, können auch in der Saisonpause mit gleichen Ergebnissen wie bei der primären Intervention operiert werden
- chronische Instabilität:
- Klinik: rezidivierende Umknicktraumata, Giving Way, häufig Schwäche der Peronealmuskulatur
- Therapie:
- Pronatorentraining
- Operation:
- Gould Modifikation der Broström-Operation: Lig. talofibulare ant. und Lig. calcaneofibulare werden kurz hinter dem Ursprung an der Fibula abgelöst und durch Bohrlöcher wieder an der Fibula befestigt; der Rest des Ansatzes wird über diese Rekonstruktion gelegt und fixiert, der laterale Anteil des Retinaculum extensorum und das Lig. talocalcaneare lat. werden zur Verstärkung ebenfalls an der Fibula befestigt
- alternativ:
- Periostlappenplastik nach Kuner
- Tenodese nach Watson Jones
- Tenodese nach Evans (Peronealsehne)
Komplikationen / Prognose:
- Broström-Operation, Periostlappenplastik nach Kuner: 85-95% gute Ergebnisse
- Probleme der Tenodese:
- Bewegungseinschränkung des Rückfußes
- Störung der Biomechanik beim Abrollvorgang
- Schwächung der Peronealmuskulatur
- Evans: 50-80% gute Ergebnisse
- Watson Jones: 75-90% gute Ergebnisse
- junge Patienten und solche mit vorhergehender Distorsion haben höheres Risiko eines Rezidivs
- Instabilitätsarthrose
- Belastungsschmerzen (10%)
- Instabilitätsgefühl