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Notizbuch

Morbus Paget

- pathologischer Knochenumbau mit überstürzter, desorientierter Knochenneubildung „Umbauanarchie“ (Synonym: Sir James Paget nannte die Krankheit: Osteitis deformans)
- Alter: 45. – 55. Lebensjahr
- Männer > Frauen
- häufiger bei Nordeuropäern: 5% der Europäer haben mikroskopisch Hinweis auf M. Paget
- Asiaten und Afrikaner sind selten betroffen
- monoostotische & polyostotische Verlaufsform

 

Abb. 8-35: Morbus Paget des Os iliums: nach Hüftprothesenimplantation (A), Mehranreicherung der Läsion in der Szintigrafie (B) (Eigentum des Insituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Abb. 8-35: Morbus Paget des Os iliums: nach Hüftprothesenimplantation (A), Mehranreicherung der Läsion in der Szintigrafie (B) (Eigentum des Insituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Orthoforum

- Verlauf:

  • Resorption: osteoklastische Knochenresorption
  • Defekt wird von gefäßreichem Bindegewebe
    ausgefüllt
  • Apposition: in dem Bindegewebe bilden
    aktive Osteoblasten Knochen mit typischem
    Mosaikmuster

- Knochen zeigt geringere mechanische Belastbarkeit:

  • Knochendeformität
  • Stressfrakturen
  • pathologische Frakturen

Ätiologie:

- unklar
- wahrscheinlich slow-Virus Infektion (Paramyxovirus Antigen in Paget Knochen nachweisbar)

Klinik / Diagnostik:

- Überwärmung der Extremität
- Knochenschmerz: Fraktur und Entartung ausschließen
- Umfangsvergrößerung des Schädels: „Krankheit des zu kleinen Hutes“
- Deformität gewichttragender Knochen „Säbelscheidentibia“
- neurologische Symptome aufgrund der Einengung der Nervenaustrittspunkte im Bereich der Schädelbasis und Wirbelsäule- alkalische Phosphatase im Blut erhöht
- im Urin vermehrte Ausscheidung von Knochenabbauprodukten:

  • Hydroxyprolin (Kollagenabbauprodukt)
  • Desoxypyrodinolin (spezifisches Knochenabbauprodukt)

- Röntgen:

  • heiße Phase:
    • Knochenresorption mit Ausbildung eines strahlentransparenten Keils: „Kerzenflamme“
    • Frakturen
  • Intermediärphase:
    • Remodelling mit Kortikalisverbreiterung
    • grob-strähnige Knochenstruktur
    • fleckige Verdichtungen im Bereich des Schädels: „Baumwollschädel“
    • Ersatz der Wirbelkörperkompakta, durch breiten strähnigen Knochen führt zu „Bilderrahmen“-Wirbeln
  • kalte Phase:
    • diffuse Verdichtung des Knochens
    • Deformität der langen Röhrenknochen
  • mehrere Phasen gleichzeitig, da sich Paget schrittweise von einem Ende zum anderen Ende eines langen Röhrenknochens vorarbeitet

- Knochenszintigrafie:

  • Mehranreicherung
  • Ausschluss polyostotischer Verlaufsform

- Computertomografie:

  • Methode der Wahl zur Beurteilung der Nervenaustrittspunkte im Bereich der Schädelbasis und Wirbelsäule
  • Beurteilung Spinalkanalstenose

- MRT:

  • geringe Aussagekraft für die Beurteilung des Paget
  • wichtig zur Diagnose einer sekundären Entartung

- Histologie:

  • makroskopisch: gute Durchblutung und stärker blutend; schmalerer Markraum; Schnittfläche ähnelt einem Bimsstein
  • mikroskopisch: Riesenosteoklasten hinterlassen breite tiefe Howship’s Lakunen; überschießende Knochenneubildung durch Osteoblasten (unreifes Osteoid); Mosaikstruktur: unvollständig resorbierter Knochen und unreifer neuer Knochen
Abb. 8-36: Implantation einer Hüftprothese (B) bei sekundärer Arthrose auf der Basis eines M. Paget (A) (Eigentum des Insituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Abb. 8-36: Implantation einer Hüftprothese (B) bei sekundärer Arthrose auf der Basis eines M. Paget (A) (Eigentum des Insituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Orthoforum

Therapie:

- Medikamente:

  • Calcitonin, Biphosphonate:
    • Nutzen umstritten
    • effektiv, wenn Läsion noch aktiv
    • keinen Einfluss auf den Verlauf

- operative Therapie: Indikationen

  • pathologische Fraktur
  • Arthrose: Endoprothese
    • technisch anspruchsvoller, Gefahr der Fehlpositionierung durch knöcherne Deformität
  • offene Biopsie bei Verdacht auf sekundäre Entartung
  • Deformität: Korrekturosteotomie
    • höhere Komplikationsrate
    • Knochenheilung in der Diaphyse am schlechtesten

Prognose / Komplikationen:

- maligne Entartung: vor allem bei polyostotischer Form (1-4%)

  • Klinik:
    • intensive Schmerzen, Schwellung, pathologische Fraktur
    • Lokalisation: Ilium und Schädelbasis
    • Bildgebung: progressive Lyse oder Durchbruch durch den Knochen und Weichteilkomponente
  • Osteosarkom: 1/4 aller Osteosarkome nach dem 50. Lebensjahr auf der Basis eines Morbus Paget
  • oft gemischte Läsionen (Fibrosarkom, Chondrosarkom etc), die auch Paget Sarkom genannt werden

- intraoperativer Blutverlust ist aufgrund starker Durchblutung deutlich erhöht
- Knochenmetastasen: aufgrund der guten Durchblutung entstehen Knochenmetastasen anderer Tumoren bevorzugt in Paget Knochen
- Arthrose: die verringerte Elastizität des vom Morbus Paget befallenen subchondralen Knochens führt zu einer frühzeitigen Arthrose des angrenzenden Knorpels

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