Osteochondrosis dissecans
- die Osteochondrosis dissecans vor dem 13. Lebensjahr bei Mädchen und 14. Lebensjahr bei Jungen (juvenile Form) wird von der adulten Form aufgrund ihrer besseren Prognose abgegrenzt
- Jungen : Mädchen=2:1
- 11% beidseitig
- Lokalisation:
- 77% mediale Femurkondyle
- 70% lateraler Anteil der medialen Femurkondyle
- 7% medialer Anteil der medialen Femurkondyle
- 16% laterale Femurkondyle
- 6% Patella
- 1% laterale Tibia
- Ätiologie:
- repetitive Mikrotraumatisierung des lasttragenden Knorpels (häufig bei sportlich aktiven Kindern)
- tertiäre Epiphyse
- Ischämie als ursächlicher Faktor (aufgrund der Histologie der Fragmente eher unwahrscheinlich)
- genetisch
Diagnose / Klinik:
- belastungsabhängige Schmerzen
- Gelenkblockierung selten
- Gelenkerguss
- unspezifische Symptome mit langer Anamnese
- oft asymptomatisch
- Röntgen: AP, Tunnelaufnahme nach Frick, seitliche Aufnahme
- MRT: Spin-Echo, Protonen- gewichtete Aufnahme, T2
- Größe der Läsion und Unterscheidung stabil versus instabil
- Hinweis auf instabile Läsion:
- unterbrochene Knorpelschicht
- Flüssigkeitsansammlung (Zyste)
- Flüssigkeitssignal, das die Läsion umfasst
- Knochenszintigrafie sehr sensitiv, jedoch zunehmend von MRT verdrängt
Therapie:
konservative Therapie: bei offener Wachstumsfuge
- Kontraindikation:
- Patienten mit Läsion > 1.5cm2 oder
- instabile Läsion und beginnender Verschluss der Wachstumsfuge (≥13. Lebensjahr)
- Sportverbot bis Beschwerden rückläufig sind
- Entlastung & Immobilisierung:
- da häufig sehr aktive Kinder, die das ganze Jahr intensiv Sport treiben, an einer OD erkranken, ist von einer geringen Compliance auszugehen
- einige Autoren empfehlen aus diesem Grund eine Ruhigstellung in einem Oberschenkelgipstutor für 4-6 Wochen mit sukzessiver Ruhigstellung in einer entlastenden Schiene in Streckstellung (valgisierend: Läsion medialer Femurkondylus, varisierend: Läsion lateraler Femurkondylus) bis Hinweis auf Heilung im MRT (?)
- Krankengymnastik zum Erhalt der Beweglichkeit
- bei passiven Kindern: beschwerdeadaptierte Entlastung/Belastung
operative Therapie:
- Anbohrung: 1.8mm K-Draht
- Methode der ersten Wahl
- retrograd: von außen zum Dissekat
- retrograd technisch anspruchsvoll, bedarf einer Zielvorrichtung
- anterograd: durch den Knorpel
- Ziel: Knochen- und Gefäßeinsprossung durch Bohrkanal
- Fixierung des Dissekats:
- es bedarf eines hinreichend großen Knorpel-Knochenstücks
- Schraubenfixierung technisch am einfachsten
- Problem: Metallentfernung (Lösung: resorbierbare Schraube)
- einige Autoren beschrieben, dass nach 6-8 Wochen die Schraube 1-2 Umdrehungen nachgezogen werden muss, bis dahin Entlastung an 2 Unterarmgehstützen
- bei Knorpeldefekt:
- Mosaikplastik: Knorpel-Knochentransplantat aus weniger belastetem Knorpel
- Knorpeltransplantation
- Microfracture
- Spongiosaplastik
- Post-OP: Entlastung, bzw. Teilbelastung und CPM Behandlung
Komplikation / Prognose:
- prognostisch günstig:
- offene Wachstumsfuge
- Größe <1.5cm2
- stabile Läsion im MRT
- geringe (sportliche) Aktivität vor dem Auftreten der Krankheit
- geringes Alter
- 25-50% der Patienten zeigen trotz geringen Alters und offener Wachstumsfuge in der Nachuntersuchung persistierende Beschwerden
- nach 30 Jahren:
- 33% Knorpeldefekt
- 50% keine Beschwerden
- nach Dissekatentfernung initial gute Ergebnisse, nach 5 Jahren 48% schlechte Ergebnisse