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Notizbuch

Einfache Knochenzyste

- einkammerige Knochenzyste, in der Metaphyse langer Röhrenknochen in unmittelbarer Nähe zur Wachstumsfuge
- 5. – 15. Lebensjahr
- Jungen > Mädchen
- Metaphyse langer Röhrenknochen, vor allem proximaler Humerus und Femur
- Verlauf:

  • entstehen im Alter von 3-5 Jahren in unmittelbarer Nähe der Wachstumsfuge
  • es kommt zu einer Größenzunahme mit Auftreibung des Knochens
  • Läsion wird inaktiv und „wandert“ mit zunehmendem Wachstum in den diaphysären Knochen
  • heilen bis Beginn der 3. Lebensdekade aus

Ätiologie:

- unklar
- Verbindung zum venösen Gefäßkreislauf: vaskuläre Genese
- örtliche Wachstumsstörung

Diagnose und Therapie:

- meist asymptomatisch
- pathologische Fraktur: 40% aller Fälle (Erstdiagnose)
- Röntgen:

  • Osteolyse, die diaphysären Knochen auftreibt
  • feine Randsklerose
  • teilweise eierschalendünne Kortikalis
  • keine Periostreaktion (nur nach Fraktur)
  • pathologische Fraktur führt zu in der Zyste sichtbarem Knochenfragment: Zeichen des „herabfallenden Fragments“

- Knochenszintigrafie:

  • Mehranreicherung
  • mit abnehmender Aktivität verringert sich auch die Mehranreicherung

 

Abb. 8-37: Juvenile Knochenzyste des proximalen Femurs: Röntgenbild (A), MRT (B) und CT (C). Nach Kürettage und Defektauffüllung mit einer autologen Fibula (D) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Abb. 8-37: Juvenile Knochenzyste des proximalen Femurs: Röntgenbild (A), MRT (B) und CT (C). Nach Kürettage und Defektauffüllung mit einer autologen Fibula (D) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Orthoforum

 

Abb. 8-38: Juvenile Knochenzyste des proximalen Humerus mit pathologischer Fraktur (A). Mit dem weiteren Knochenwachstum wird die Läsion größer und wandert nach distal (B) (Eigentum des Insituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Abb. 8-38: Juvenile Knochenzyste des proximalen Humerus mit pathologischer Fraktur (A). Mit dem weiteren Knochenwachstum wird die Läsion größer und wandert nach distal (B) (Eigentum des Insituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Orthoforum

- Computertomografie:

  • regelmäßige, dünne, knöcherne Zystenwand
  • homogene Läsion
  • Flüssigkeitsspiegel sind nicht typisch (DD: AKZ), können jedoch bei Frakturen nach einer Einblutung auftreten

- MRT:

  • T 1: homogenes hypointenses Signal
  • T 2: homogene Hyperintensität, verschwindet in der Fett-gesättigten Aufnahme nicht

- Histologie:

  • makroskopisch: einkammerige Zyste, gefüllt mit klarer gelber Flüssigkeit
  • mikroskopisch: Zystenwand mit kollagenfaserreichem Bindegewebe ausgekleidet,
    vereinzelt Riesenzellen; nach Fraktur: Hä- mosiderineinlagerung

- Differentialdiagnose:

  • fibröse Dysplasie hat eine dichtere Matrix (Milchglas); die Knochenzyste liegt in der Regel näher an der Wachstumsfuge und führt zu stärkerer Knochenauftreibung
  • aneurysmatische Knochenzyste: hat meist eine Periostreaktion, oft ist der Sklerosesaum unterbrochen, die AKZ liegt in der Regel exzentrisch

Therapie:

- konservativ: beobachten- Fraktur: meistens ist konservative Therapie ausreichend
- mit jeder Fraktur kommt es in 25% der Fälle zur Ausheilung
- Therapie bei rezidivierenden Frakturen oder persistierender Frakturgefahr vor allem im proximalen Femur:

  • (1)Infiltration mit Kortison oder Knochenmark (Beckenkamm)
    • Heilungsrate ca. 50% bei aktiven und 75% bei latenten Zysten
  • (2)Fensterung, Kürettage und Spongiosaplastik (Wadenbeininterposition bei Frakturgefahr)
    • nach Möglichkeit erst in latenter Phase, da sonst Rezidivgefahr bis zu 50%
  • (3) en-bloc-Resektion
    • keine Rezidive jedoch hohe Morbidität und fragliches Outcome, deswegen nur sehr selten indiziert

 

Abb. 8-39: Juvenile Knochenzyste des Schenkelhalses (A), nach Kürettage und Interposition einer autologen Fibula (B). Bereits in der postoperativen Aufnahme (B) zeigt sich, dass die proximale Zyste nicht kürettiert wurde. Ein Rezidiv der Zyste führte im V
Abb. 8-39: Juvenile Knochenzyste des Schenkelhalses (A), nach Kürettage und Interposition einer autologen Fibula (B). Bereits in der postoperativen Aufnahme (B) zeigt sich, dass die proximale Zyste nicht kürettiert wurde. Ein Rezidiv der Zyste führte im Verlauf zu einer Arrosion des interponierten Wadenbeins (C) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität)
Orthoforum

 

- an der oberen Extremität ist fast immer konservative Therapie möglich- drohende Fraktur der unteren Extremität:(1) Infiltration (Diagnose & Therapie) mit Kortison oder Knochenmark und Teilbelastung an Unteram-Gehstützen(2) wenn kein Erfolg, dann Fensterung, Kürettage und Spongiosaplastik

Prognose / Komplikationen:

- die Knochenzyste heilt in aller Regel aus

 

Abb. 8-40: Juvenile Knochenzyste der Humerusdiaphyse mit einer pathologischen Fraktur (A), Ausheilung der Läsion im Verlauf (B,C) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Abb. 8-40: Juvenile Knochenzyste der Humerusdiaphyse mit einer pathologischen Fraktur (A), Ausheilung der Läsion im Verlauf (B,C) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Orthoforum
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