Morbus Bechterew
- Synonym: Ankylosing Spondylitis
- 0.1% der Bevölkerung
- Alter: 15. -50. Lebensjahr
- Erkrankung aus dem Formenkreis der Spondylarthropathien: seronegativ (negativer Rheumafaktor)
- Sakroiliitis
- HLA B27 positiv
- Vertreter der seronegativen Spondylarthropathien: M. Bechterew, Psoriasis Arthritis, Reiter-Syndrom, entzündliche Darmerkrankungen (Psoriasis und Reiter-Syndrom betreffen deutlich seltener die Wirbelsäule und bevorzugen die HWS)
Klinik / Diagnose:
- Rückenschmerzen: schleichender Beginn
- Morgenschmerz, die sich unter Aktivität oder nach dem morgendlichen Duschen bessern
- Wirbelsäulensymptome:
- Einsteifung der LWS
- Verlust der lumbalen Lordose
- progressive Kyphose
- Einschränkung der Halsbeweglichkeit
- komplette Ankylose der Wirbelsäule: „Bambusstab“
- mit der Zeit nimmt der Schmerz ab und die Deformität rückt in den Vordergrund:
- eingeschränktes Gesichtsfeld (Blick auf den Boden)
- Kyphose führt zu Kompression der Bauchorgane
- eingeschränkte Atemexkursion
- Schulter- und Hüftgelenk sind die am häufigsten betroffenen peripheren Gelenke
- 15% der Patienten zeigen eine Erstmanifestation des Bechterew in den peripheren Gelenken
- Brustschmerz und eingeschränkte Atemexkursion des Thorax sind Ausdruck der Beteiligung der thorakalen Costotransversalgelenke
- 25-33% der Patienten zeigen eine Beteiligung der Augen (Iridiozyklitis)
- Labor: HLA B27 positiv in 90% der Fälle (nur in 8% der Normalbevölkerung positiv)
- Röntgen:
- Aufhebung des Gelenkspaltes des Iliosakralgelenks
- Verknöcherung des vorderen und hinteren Längsbandes mit dem Bild einer BambusstabWirbelsäule
- MRT und Computertomografie:
- Darstellung des Spinalkanals
- Beurteilung von Frakturen
- Ausschluss einer Nervenkompression bei neurologischen Ausfällen
- Beurteilung der Erkrankung mit Funktionsscores:
- Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index
- Bath Ankylosing Spondylitis Functional Index
- Bath Ankylosing Spondylitis Radiology Index
Therapie:
konservative Therapie:
- Krankengymnastik:
- Erhalt der Beweglichkeit und der aufrechten Körperhaltung
- 3-wöchige Rehabilitationsmaßnahme (KG, physikalische Therapie und NSAR) ist eindeutig kosteneffizient
- NSAR
- eine kontinuierliche Einnahme ist der Bedarfsmedikation überlegen
- DMARD: krankheitsmodfizierende Medikamente
- Sulfasalazine: nur bei peripherer Gelenkerkrankung
- Methotrexat: kein Benefit
- Bisphosphonate: einige vielversprechende Studien, keine günstige Wirkung auf die peripheren Gelenke
- TNF-alpha-Blocker
operative Therapie:
- zunehmende Deformität, der Patient kann nicht mehr geradeaus sehen:
- dorsale Keilosteotomie und dorsale Fusion mit Pedikelschrauben
- Deformität in der Halswirbelsäule: Osteotomie im thorakocervicalen Übergang
- zwischen HWK 7 und BWK 1
- Sicherung durch einen Halofixateur
Prognose / Komplikation:
- aufgrund der eingeschränkten Beweglichkeit kann jeder Sturz zu einer Wirbelsäulenfraktur führen, auch bei geringem Trauma und neu aufgetretenen Schmerzen sollte immer eine Fraktur ausgeschlossen werden (Frakturausschluss immer im CT)
- atlantoaxiale Instabilität im Verlauf bei bis zu ¼ der Patienten (präoperativ immer seitliches Röntgenbild der Halswirbelsäule)