Hüftgelenksluxation
- Ätiologie:
- Rasanztrauma,
- PKW-Unfall: „dash board injury“ Knieanprall am Amaturenbrett
- unangeschnallte Insassen
- Begleitverletzungen: Thorax, Schädel, Abdomen, Femurfraktur, Beckenfraktur, etc.
- federnde Fixation und Verkürzung des Beins
- Luxationsrichtung:
- dorsale Luxation (häufigste): axiale Krafteinleitung über gebeugtes Kniegelenk in Adduktion und Innenrotation
- anteriore Luxation: Abduktion- und Flexion, nach Luxationsrichtung unterteilt:
- superiore Luxation (luxatio anterior pubica): bei Außenrotation
- inferiore Luxation (luxatio anterior obturatoria): bei Innenrotation

Bildgebung:
- Röntgen:
- Beckenübersicht, ggf. Zusatzaufnahmen
- nach Reposition: Röntgen Hüftgelenk AP, Lauenstein, Ala- und Obturatoraufnahme zum Ausschluss einer Acetabulumfraktur
- Computertomografie: Frakturen, Knorpelknochendefekt
- MRT: wenn V.a. Weichteilinterposition, Hüftkopfnekrose, jugendlicher Patient
Einteilung:
- posteriore Luxation
- anteriore Luxation
- superiore Luxation (luxatio anterior pubica)
- inferiore Luxation (luxatio anterior obturatoria)
Therapie:
- umgehende Reposition, um das Risiko einer Hüftkopfnekrose und Ischiadicusparese zu minimieren
- anteriore Luxation: geschlossene Reposition: Zug in Femurrichtung mit sukzessiver Streckung und Innenrotation
- posteriore Luxation:
- geschlossene Reposition nach Böhler:
- (Gurt wird um das Patientenknie und den Hals des Arztes gelegt)
- Knie und Hüfte werden gebeugt und das Bein leicht adduziert
- Patient auf der Unterlage fixiert, zusätzliche manuelle Fixierung des Patientenbeckens
- unter axialem Zug in Femurschaftrichtung Reposition durch leichte Adduktion und Rotation
- Sedierung, ggf. unter Vollnarkose,
- Notfall CT vor einer offenen Reposition, da bei einem Fragment des dorsalen Pfannenrandes >40% eine Hüftgelenksinstabilität nach Reposition zu erwarten ist
- stabile geschlossene Reposition: 2 Wochen Teilbelastung an 2 Unterarmgehstützen
- geschlossene Reposition nach Böhler:
- Operationsindikation:
- Luxationsfraktur
- Repositionshindernis
- Operationstechnik:
- Zugang von der Seite der Fraktur:
- dorsaler Zugang (Kocher-Langenbeck)
- ventraler Zugang (Smith-Peterson)
- bei gleichzeitiger proximaler Femurfraktur ggf. anterolateraler Zugang (WatsonJones)
- post-op Rehabilitation: Bettruhe, dann schmerzadaptierte Teilbelastung für 3-6 Wochen
Prognose / Komplikationen:
- Hüftkopfnekrose:
- anteriore Luxation: 10%
- posteriore Hüftluxation bis zu 50%
- verzögerte Reposition (>6 Stunden) und mehrfache Repositionsversuche erhöhen das Risiko
- Ischiadicusparese (bis zu 20% bei hinterer Luxation)
- Peroneusanteil zuerst betroffen
- Parese nach geschlossener Reposition: offene Revision
- posttraumatische Arthrose: Risiko erhöht bei
- Knorpeldefekt
- nicht konzentrischer Reposition
- Hüftkopfnekrose
- Kombination aus Luxation und Acetabulumfraktur
- periartikuläre Verkalkungen (Indomethacin 2x50mg für 2 Wochen gefolgt von 1x50mg oder einmalige Bestrahlung mit 7 Gy)