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Notizbuch

Hüftgelenksluxation

- Ätiologie:

  • Rasanztrauma,
  • PKW-Unfall: „dash board injury“ Knieanprall am Amaturenbrett
  • unangeschnallte Insassen

- Begleitverletzungen: Thorax, Schädel, Abdomen, Femurfraktur, Beckenfraktur, etc.
- federnde Fixation und Verkürzung des Beins
- Luxationsrichtung:

  • dorsale Luxation (häufigste): axiale Krafteinleitung über gebeugtes Kniegelenk in Adduktion und Innenrotation
  • anteriore Luxation: Abduktion- und Flexion, nach Luxationsrichtung unterteilt:
    • superiore Luxation (luxatio anterior pubica): bei Außenrotation
    • inferiore Luxation (luxatio anterior obturatoria): bei Innenrotation
Abb. 3-21: Dorsale Luxation der linken Hüfte
Abb. 3-22: Dorsale Luxation der linken Hüfte
Orthoforum

Bildgebung:

- Röntgen:

  • Beckenübersicht, ggf. Zusatzaufnahmen
  • nach Reposition: Röntgen Hüftgelenk AP, Lauenstein, Ala- und Obturatoraufnahme zum Ausschluss einer Acetabulumfraktur

- Computertomografie: Frakturen, Knorpelknochendefekt
- MRT: wenn V.a. Weichteilinterposition, Hüftkopfnekrose, jugendlicher Patient

 

 

Einteilung:

- posteriore Luxation
- anteriore Luxation

  • superiore Luxation (luxatio anterior pubica)
  • inferiore Luxation (luxatio anterior obturatoria)

Therapie:

- umgehende Reposition, um das Risiko einer Hüftkopfnekrose und Ischiadicusparese zu minimieren

  • anteriore Luxation: geschlossene Reposition: Zug in Femurrichtung mit sukzessiver Streckung und Innenrotation
  • posteriore Luxation:
    • geschlossene Reposition nach Böhler:
      • (Gurt wird um das Patientenknie und den Hals des Arztes gelegt)
      • Knie und Hüfte werden gebeugt und das Bein leicht adduziert
      • Patient auf der Unterlage fixiert, zusätzliche manuelle Fixierung des Patientenbeckens
      • unter axialem Zug in Femurschaftrichtung Reposition durch leichte Adduktion und Rotation
      • Sedierung, ggf. unter Vollnarkose,
    • Notfall CT vor einer offenen Reposition, da bei einem Fragment des dorsalen Pfannenrandes >40% eine Hüftgelenksinstabilität nach Reposition zu erwarten ist
    • stabile geschlossene Reposition: 2 Wochen Teilbelastung an 2 Unterarmgehstützen

- Operationsindikation:

  • Luxationsfraktur
  • Repositionshindernis

- Operationstechnik:

  • Zugang von der Seite der Fraktur:
    • dorsaler Zugang (Kocher-Langenbeck)
    • ventraler Zugang (Smith-Peterson)
    • bei gleichzeitiger proximaler Femurfraktur ggf. anterolateraler Zugang (WatsonJones)

- post-op Rehabilitation: Bettruhe, dann schmerzadaptierte Teilbelastung für 3-6 Wochen

Prognose / Komplikationen:

- Hüftkopfnekrose:

  • anteriore Luxation: 10%
  • posteriore Hüftluxation bis zu 50%
  • verzögerte Reposition (>6 Stunden) und mehrfache Repositionsversuche erhöhen das Risiko

- Ischiadicusparese (bis zu 20% bei hinterer Luxation)

  • Peroneusanteil zuerst betroffen
  • Parese nach geschlossener Reposition: offene Revision

- posttraumatische Arthrose: Risiko erhöht bei

  • Knorpeldefekt
  • nicht konzentrischer Reposition
  • Hüftkopfnekrose
  • Kombination aus Luxation und Acetabulumfraktur

- periartikuläre Verkalkungen (Indomethacin 2x50mg für 2 Wochen gefolgt von 1x50mg oder einmalige Bestrahlung mit 7 Gy)

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