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Notizbuch

Schultergelenksinstabilität: Untersuchung/Bildgebung

- immer mit der Gegenseite vergleichen

Laxizitätsprüfung:
- Sulcus-Zeichen: (Neer) inferiore Subluxation durch Zug am herunterhängenden Arm: Einziehung (Sulcus) zwischen lateralem Acromion und Humeruskopf (Sehr unspezifisch und oft beidseitig vorhanden). Es ist wichtig den Patienten zu fragen, ob er die vermehrte Translation des Kopfes nach unten spürt (symptomatische inferiore Instabilität)

- Gagey-Test: vermehrte Abduktion bei fixierter Skapula über 105 Grad

- Supinations-Ellenbogen-Extensions-Test: fixierte Ellenbogen bds., Unterarme aneinander liegend, Handflächen zeigen zum Gesicht: vollständige Streckung der Ellenbogen in dieser Stellung bei Hyperlaxität

- Coundane-Walch-Test: vermehrte ARO > 85 Grad


- vordere Schublade: (Gerber) liegender Patient

  • bei Untersuchung der linken Schulter wird die Hand in der rechten Axilla des Untersuchers fixiert
  • der Arm soll entspannt herunterhängen
  • der Arm des Patienten wird etwa 70 Grad abduziert und 20 Grad nach vorn flektiert
  • die linke Hand des Untersuchers fixiert die Scapula, der Zeigefinger liegt auf der Spina und der Daumen auf dem Coracoid
Abb. 2-23: Sulcus-Zeichen
Abb. 2-23: Sulcus-Zeichen
Orthoforum
  • mit der rechten Hand greift der
    Untersucher den Oberarm und führt eine Schublade aus (Kraft wie beim Lachmann-Test)

- hintere Schublade:

  • der Patient liegt auf dem Rücken
  • der Untersucher steht auf der Seite der zu untersuchenden Schulter in Höhe der Schulter
  • bei der Untersuchung der linken Schulter greift der Untersucher den linken Unterarm und beugt den Ellenbogen (120 Grad), gleichzeitig wird die Schulter abduziert und flektiert
  • nun fasst er mit der rechten Hand die Scapula so, dass der Zeigefinger und Mittelfinger auf der Spina scapulae und der Daumen lateral des Processus coracoideus liegen

 

 

Abb. 2-24: vordere Schublade (A), hintere Schublade (B,C)
Abb. 2-24: vordere Schublade (A), hintere Schublade (B,C)
Orthoforum

 

  • die ulnare Seite des Daumens berührt das Coracoid, nun wird mit der linken Hand die Schulter weiter flektiert (bis 70 Grad), eine leichte Innenrotation ausgeführt und gleichzeitig mit dem Daumen der rechten Hand der Kopf nach dorsal verschoben
  • das Ausmaß der Instabilität kann durch die Verschiebung des Daumens entlang des Coracoids und durch den Druck des Kopfes gegen den Zeigefinger beurteilt werden

- Load & Shift-Test: mit der Schulter in Abduktion und Außenrotation übt eine Hand des Untersuchers eine axiale Kompression auf den Humeruskopf aus, während die zweite Hand mit dem Daumen den Oberarmkopf nach vorn aus der Pfanne drückt

- Translationsbeurteilung nach Hawkins: im Sitzen mit herunterhängendem Arm wird der
Oberarmkopf mit einer Hand gefasst und nach vorn und hinten geschoben: es wird das Ausmaß der Translation bestimmt:
- Einteilung der Translation (Hawkins): Ausmaß der Subluxation im Load & Shift Test. Die Aussagekraft bei der Untersuchung in Narkose ist höher:
+0: keine Translation des Kopfes
+1: Translation jedoch nicht bis zum Rand des Glenoids
+2: Translation des Kopfes bis zum Rand des Glenoids
+3: Translation des Kopfes über den Rand des Glenoids hinaus, jedoch spontane Reposition
+4: Translation mit kompletter Luxation ohne spontane Reposition

- bei allen Laxizitätstests ist es entscheidend, zwei Fragen zu stellen:

  • 1. Frage: „Spüren Sie die vermehrte Translation?“
  • 2. Frage: „Haben Sie dieses Gefühl im Alltag / Sport / Arbeit?“
  • Dies ist entscheidend, um zu beurteilen, ob es sich um eine symptomatische Instabilität in diese Richtung handelt oder lediglich um eine physiologische Hyperlaxizität ohne Krankheitswert (Vergleich zur Gegenseite)

 

Abb. 2-25: Load-Shift-Test (A), Apprehension-Test (B,C)
Abb. 2-25: Load-Shift-Test (A), Apprehension-Test (B,C)
Orthoforum

 

Instabilitätstests:
- Apprehension-Test:

  • maximale Außenrotation bei abduzierter Schulter mit leichtem Druck gegen den
    Humeruskopf nach vorn
  • der Patient hat die apprehension (Befürchtung), die Schulter würde luxieren, beklagt
    Schmerzen und weicht aus

 

Abb. 2-26: Apprehension-Relocation-Test (A,B), Jerk-Test (C)
Abb. 2-26: Apprehension-Relocation-Test (A,B), Jerk-Test (C)
Orthoforum

 

- Apprehension-Relocation-Test (Jobe):

  • die Scapula wird in Rückenlage auf der Untersuchungsliege stabilisiert
  • der Arm wird in 90 Grad Abduktion und zunehmende Außenrotation geführt (Apprehension), die Provokation der Außenrotation führt mit Ermüden der Muskulatur zu einer ventralen Subluxation und zu einem „Apprehension“
  • wird nun durch Druck von vorne der Kopf reponiert (Relocation) lässt sich die Außenrotation weiter steigern
  • wenn Schmerz als positives Ergebnis gewertet wird, ist der Test bei sehr vielen Schultererkrankungen positiv (Impingement), verwendet man das ApprehensionGefühl wird der Test spezifischer für die Instabilität
  • Schmerz: ist ein typsches Zeichen für eine Werferschulter

- Jerk-Test: in 90 Grad Flexion und maximaler Innenrotation wird mit der einen Hand die
Scapula stabilisiert und mit der anderen Hand ein axialer Druck auf den Ellenbogen ausgeübt und versucht, den Humeruskopf nach dorsal zu subluxieren (Test für hintere Instabilität)
- Röntgen:

  • AP neutral: Überlagerung von Kopf und Pfanne Hinweis auf vordere oder hintere Luxation
  • SST oder Y-Aufnahme, axiale Aufnahme, ggf. bei eingeschränkter Beweglichkeit Velpeau-Aufnahme
  • Hill-Sachs-Läsion: knöcherner Defekt am postero-lateralen Humeruskopfbereich; beste Darstellung in der AP-Aufnahme in Innenrotation und der Stryker-Aufnahme
  • Reverse-Hill-Sachs Läsion: knöcherner Defekt am anterolateralen Humeruskopf bei posteriorer Luxation
  • knöcherne Bankart-Läsion: knöcherner Defekt am vorderen Pfannenrand; beste Darstellung in der AP-Neutralaufnahme und der Westpoint-Aufnahme

 

Abb. 2-27: Knöcherne Bankart-Fraktur im AP- und axialen Röntgenbild (A,B) und in der MRT-Bildgebung (C) nach einer vorderen Schulterluxation
Abb. 2-27: Knöcherne Bankart-Fraktur im AP- und axialen Röntgenbild (A,B) und in der MRT-Bildgebung (C) nach einer vorderen Schulterluxation
Orthoforum

 

- Computertomografie:

  • Beurteilung des Glenoids (Dysplasie, Reklination, knöcherner Defekt)
  • Beurteilung der Retrotorsion des Humeruskopfes bei hinterer Schulterluxation
  • CT-Arthrografie: ermöglicht Beurteilung des Knochens und des Labrums
  • 3-D CT: ermöglicht Beurteilung knöcherner Defekte

 

Abb. 2-28: Zustand nach rezidivierenden Schulterluxationen: natives Röntgenbild (A), die CT-Arthrografie (B,C) zeigt eine deutliche Weitung der Gelenkkapsel, sowie eine Verletzung des anterioren Labrums
Abb. 2-28: Zustand nach rezidivierenden Schulterluxationen: natives Röntgenbild (A), die CT-Arthrografie (B,C) zeigt eine deutliche Weitung der Gelenkkapsel, sowie eine Verletzung des anterioren Labrums
Orthoforum

 

- MRT:

  • Beurteilung:
    • Kapsel-Labrum Komplex
    • sekundäre Rotatorenmanschettenruptur
    • Bankart und Hill-Sachs-Läsion
    • Tuberculum majus Fraktur
  • Methode der Wahl: MRT-Arthrografie (Kapselvolumen, Labrumläsion, etc.); Aufnahme
    in ABER-Position (Abduktion & Außenrotation) ermöglicht bessere Darstellung des
    Labrums

 

Abb. 2-29: Schulterluxation im AP-Röntgenbild (A), MRT-Bildgebung: Hill-Sachs-Läsion (B) und ALPSALäsion (C)
Abb. 2-29: Schulterluxation im AP-Röntgenbild (A), MRT-Bildgebung: Hill-Sachs-Läsion (B) und ALPSA-Läsion (C)
Orthoforum

 

- Arthroskopie: „engaging“ und „non-engaging“ Hill Sachs Läsion (nach Burkhart). In 90
Grad Abduktion und Außenrotation fällt der Kopf durch Kontakt zur Hill Sachs Läsion in die
Luxation („engaging“).

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