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Notizbuch

Talus verticalis

- sehr seltene, angeborene Fußfehlstellung
- Luxation des Talus im Talonavikulargelenk
- Stellung:

  • der Calcaneus steht in Spitzfußstellung
  • der Vorfuß ist dorsalextendiert
  • das Fußgewölbe ist konvex
  • die Fußfehlstellung ist nicht korrigierbar (Luxation des Navikulare ist fixiert)

- 50% beidseitig
- 50% Begleiterkrankungen: Spina bifida, Arthrogryposis, etc.
- Ätiologie:

  • Arthrogryposis multiplex congenita: häufig beidseitig
  • neuromuskulär auf der Basis einer Muskeldysbalance
  • Erworben aufgrund Fehlhaltung in utero

Klinik / Diagnose:

- Dislokation im Talonavikulargelenk: der am medialen Fußrand vorstehende Taluskopf ist tastbar
- Muskelkontrakturen der Waden- und lange Zehenmuskulatur verhindern eine Reposition

 

Abb. 4-61: Talus obliquus (A-B): Plantarflexion führt zu einer Reposition des Talonaviculargelenks; Talus verticalis (C-D): zeigt keine Reposition des Talonaviculargelenkes in Plantarflexion
Abb. 4-61: Talus obliquus (A-B): Plantarflexion führt zu einer Reposition des Talonaviculargelenks; Talus verticalis (C-D): zeigt keine Reposition des Talonaviculargelenkes in Plantarflexion
Orthoforum

 

- Röntgen:

  • seitliche Aufnahme: Talocalcanearwinkel vergrößert
  • Differentialdiagnose: Talus obliquus bei flexiblem Knick-Senkfuß
    • Röntgenbild in maximaler Plantarflexion: Talus obliquus zeigt Reposition des Talonaviculargelenks und regelrechte Ausrichtung des Talus in Bezug auf Calcaneus und die Metatarsalia, Talus verticalis nicht

Therapie:

konservative Therapie:
- Redressionsgips:

  • keine dauerhafte Therapie der Dislokation
  • Ziel: Dehnung der Haut, Muskulatur und der Bänder und Vorbereitung auf Operation

operative Therapie:
- Talus verticalis bedarf immer einer Operation
- Grundprinzipien einer Operation:

  • Achillessehnenenverlängerung
  • Reposition des Talonaviculargelenks und des Calcaneocuboidalgelenks

- Zeitpunkt: ½ -3. Lebensjahr
- Kleinkindesalter in der Technik nach Tachdjian:

  • Cincinnati Zugang
  • Achillessehnenverlängerung
  • Eröffnung des unteren und oberen Sprunggelenks
  • Ablösen des M. tibialis posterior
  • T-förmige Inzision der elongierten Gelenkkapsel des Talonavikulargelenks
  • Mobilisation des Talus, ggf. laterales Release
  • Reposition des Talus auf den Calcaneus und Ausrichtung von Talus, Naviculare und Metatarsale 1
  • Fixierung des korrigierten 1. Strahls mit einem K-Draht
  • Kapselraffung
  • Refixierung des M. tibialis posterior mit guter Vorspannung
  • Post-OP: um Rezidive zu vermeiden, sollte das Fußgewölbe über 3-6 Monate mit gut modellierten Unterschenkelgipsen und im Anschluss für weitere 2 Jahre mit Orthesen geschützt werden

Prognose:

- bei einer frühen Operation (6.-12. Lebensmonat) in der Regel gute Ergebnisse

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