Knochenmetastasen
- sekundäre Tumorabsiedlungen, die durch hämatogene Aussaat entstehen
- Alter: >50. Lebensjahr (Mamma-Ca früher)
- Männer = Frauen (Männer: Prostata-Ca und Lungen-Ca, Frauen: Mamma-Ca)
- häufigste Ursache einer Knochendestruktion beim Erwachsenen
- Lokalisation: Wirbelsäule, Rippe, Becken, proximale Extremität (Knochen mit hämatopoetischem Mark)
- Einteilung:
- osteolytisch: Niere, Mamma, Schilddrüse, Lunge, Magen, Colon
- osteoblastisch: Prostata, Mamma, Uterus

- Verlauf:
- Primärtumor: durch infiltrierendes Wachstum kommt es zur Arrosion von Gefäßen und der Verschleppung von Tumorgewebe mit dem Blut- oder Lymphstrom
- obwohl große Teile der Tumorzellen durch die köpereigene Abwehr vernichtet werden, überlebt ein kleiner Teil immuner Tumorzellen
- die Absiedlung im Gewebe (Knochen, Lunge) erfolgt aufgrund mechanischer Faktoren (Embolisation) und aufgrund einer spezifischen Vorliebe für bestimmte Gewebe durch die Tumorzelle selbst
- durch Produktion von Kollagenasen gelingt es den Tumorzellen, durch die Gefäßwand in das Gewebe zu gelangen
- Mikrometastasen induzieren durch angiogenetische Faktoren das Einsprossen von Blutkapillaren und ermöglichen so das Wachstum der Metastase
Klinik / Diagnose:
- oft asymptomatisch
- belastungsabhängiger Knochenschmerz: Hinweis auf eingeschränkte Belastbarkeit des Knochens
- neurologische Symptome bei Kompression von Rückenmark und Nervenwurzeln


- Labor:
- Hyperkalzämie: Mamma-Ca, Lungen-Ca, Nieren-Ca, Plasmozytom (Therapie: Hydratation, Lasix, Bisphosphonate)
- Neutropenie (Achtung <2000/mm3)
- Thrombozytopenie (Achtung < 50000/mm3)
- Beurteilung des Frakturrisikos: nach Mirels
- mehr als 9 Punkte hohe Frakturgefahr
1 Punkt | 2 Punkte | 3 Punkte | |
Lokalisation | obere Extremität | untere Extremität | peritrochantär |
Schmerz | gering | moderat | belastungsabhängig |
Typ | osteoblastisch | gemischt | osteolytisch |
Ausdehnung | < 1/3 des Knochen | 1/3 - 2/3 | > 2/3 |
- Röntgen:
- anfangs kaum sichtbare Osteolyse
- osteolytisch (Lungen-Ca), osteoblastisch (Prostata-Ca), gemischt (Mamma-Ca)
- oft fehlende Randsklerose, kaum Periostreaktion
- reaktive Knochenneubildung kann osteoblastische Läsion vortäuschen
- immer ganzen Knochen abbilden (vor allem prä-op!)

- Knochenszintigrafie:
- deutliche Mehranreicherung
- bestes Verfahren, um nach weiteren Skelettmetastasen zu suchen
- Computertomografie:
- Beurteilung der Ausdehnung der Osteolyse und möglicher Frakturgefahr
- MRT:
- T 1: intermediäre Signalintensität
- T 2: hyperintenses Signal aufgrund Gefäßreichtum
- Histologie: je nach Ausgangsgewebe
Therapie:
- Schmerztherapie
- Bisphosphonate
- Bestrahlung:
- strahlensensibel: Plasmozytom, Mamma-Ca
- strahlenresistent: Nieren-Ca, Melanom, gastrointestinale Tumore
- anfangs schwächt die Bestrahlung den Knochen zusätzlich: Ent- oder Teilbelastung während der Bestrahlung und 3 Monate danach, um pathologische Fraktur zu vermeiden
- in der Regel lokale Kontrolle für bis zu 12 Monate, selten länger
- offene Biopsie oder Stanzbiopsie (Ultraschall oder CT-gesteuert):
- offene Biopsie liefert mehr Material (Spezialfärbungen, um Primärtumor zu identifizieren)
- Vorteil Stanzbiopsie: frühzeitige Möglichkeit zur Folgeoperation, da Wundheilung nicht abgewartet werden muß
- wenn Eröffnung der Kortikalis, dann evtl. Defektauffüllung mit Zement

- Solitäte Knochenmetastasen werden wie ein Primärtumor behandelt, d.h. mit weiter Resektion (bessere Überlebensrate). Bei Patientin mit Knochenmetastase bei Mama-CA besteht ein kurativer Anspruch.
- Fraktur oder Frakturgefahr:
- präoperative Embolisation zur Senkung des Blutverlustes bei Nieren-Ca-Metastasen
- Marknagelosteosynthese:
- Methode der Wahl an der unteren Extremität
- distale Verriegelung, ggf. Augmentation mit Zement
- Endoprothese:
- gelenknahe Metastase (Schenkelhals)
- zementiert
- Verbundosteosynthese:
- proximale Tibia, obere Extremität
- Kürettage der Metastase und Defektauffüllung mit Zement, dann Osteosynthese
- niemals eine Osteosynthese, wenn unklar ist, was für ein Prozess vorliegt (primäre Knochensarkome gibt es auch im Alter!)

- in Abhängigkeit vom Primärtumor: adjuvante Hormontherapie oder Chemotherapie
- Chemotherapie:
- sensibel: kleinzelliges Lungen-Ca, Non-Hodgkin-Lymphom, Plasmozytom, Mamma-Ca, Ovarial-Ca
- relativ resistent: Nieren-Ca, Prostata-Ca, Schilddrüsen-Ca
Prognose / Komplikationen:
- die meisten Knochenmetastasen führen 12-24 Monate nach dem ersten Auftreten zum Tod
(Mamma- und Nieren-Ca oft längere Verläufe)
- Bei Metastasen Behandlung nach Einteilung durch Tokuhashi Revised Score.
- Score von: 0-8: 6 Monate Überlebensrate
- Score von 9-11: 6-12 Monate Überlebensrate
-
Score von 12-15: mehr als 1 Jahr Überlebensrate