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Notizbuch

Degenerative BWS-Veränderungen

- 37% aller asymptomatischen Personen haben im MRT einen Bandscheibenvorfall im Bereich der BWS
- die meisten Vorfälle liegen zwischen BWK 8 und 12 (75%): Bandscheibensegment 11/12 ist am häufigsten betroffen
- asymptomatische Bandscheibenvorfälle verändern sich kaum und werden nur selten symptomatisch
- Inzidenz symptomatischer Bandscheibenvorfälle: 1 auf 100 000

Klinik / Diagnose:

- Unterscheidung zwischen:

  • lokalen Wirbelsäulenbeschwerden, Blockierungen
  • radikulärer Symptomatik
  • Myelopathie

- lokale Beschwerden:

  • bewegungsabhängige Beschwerden (Rotation), Druckschmerz
  • Chirotherapie: Hypomobilität und segmentale Irritation

- radikuläre Symptomatik:

  • radikuläre Schmerzaustrahlung in das betroffene Dermatom
  • Dermatom Th 10 ist am häufigsten betroffen
  • Kompressions- und Klopfschmerz
  • Bauchhautreflex: Th 6-12
  • Kremasterreflex: Th12-L1
  • Sensibilitätstörung im betroffenen Dermatom:
    • Th 4: in Höhe der Brustwarzen
    • Th 8: in Höhe des Processus xiphoideus
    • Th 10: in Höhe des Bauchnabels
    • Th 12: in Höhe des Leistenbandes
  • hoher Bandscheibenvorfall: Symptome in den Armen möglich

- Myelopathie:

  • diffuse Muskelschwäche, milde Paraparese vor allem der unteren Extremität
  • positives Babinski Zeichen, Klonus
  • Gangataxie, breitbasiger Gang
  • Romberg Stehversuch: beim Stehen mit geschlossenen Augen und eng zusammenstehenden Füßen zeigt der Patient eine Fallneigung
  • Blasen- und Mastdarmsymptomatik in ca. 15%
  • Brown-Séquard-Syndrom: homolaterale Parese und Hypästhesie und kontralaterale Schmerz- und Temperaturempfindungsstörung (dissoziierte Sensibilitätsstörung)

- Röntgen: degenerative Veränderungen
- MRT:

  • zwar ist das MRT das genauste Verfahren, jedoch sind viele der sichtbaren Bandscheibenvorfälle asymptomatisch
  • Korrelation Klinik und Lokalisation des Bandscheibenvorfalls im MRT ist zwingend notwendig
  • keine Korrelation zwischen Größe des Vorfalls und der Schwere der Symptomatik

- CT-Myelografie: in 13% der Fälle bei asymptomatischen Patienten positiv
- Differentialdiagnose:

  • kardiovaskuläre, pulmonale und mediastinale Erkrankungen
  • abdominelle Erkrankungen: Magen, Gallenblase, Pankreas
  • Fibromyalgie
  • Tumor, Metastase
  • Osteoporose

Therapie:

konservative Therapie:
- Schmerzmedikamente der Stufe 1 & 2 nach WHO Stufenschema
- Muskelrelaxantien (Musaril)
- physikalische Therapie (Fango, Eiskammer, etc.)
- Neuraltherapie, Akupunktur
- TENS: transcutane, elektrische Nervenstimulation
- Krankengymnastik, Muskelaufbau
- Chirotherapie, bei lokaler Blockierung ohne Hinweis auf Myelopathie oder Radikulopathie

operative Therapie:
- nur bei etwa 1% der Patienten indiziert
- Operationsindikation:(1) progrediente Lähmungen (absolute Indikation)(2) massive Schmerzen trotz mindestens 6-wöchiger konservativer Therapie(3) progrediente Myelopathie
Technik:
(1) anteriorer Zugang:

  • gebräuchlichster Zugang
  • Entfernung der Bandscheibe und Fusion des betroffenen Segments
  • gute Darstellung von BWK 4 bis zum thorakolumbalen Übergang
  • post-OP wird eine Thoraxdrainage eingelegt

(2) posterolateraler Zugang:

  • von lateral unter Entfernung der Rippenköpfe (costotransversal) oder lateral nach Entfernung einer Rippe
  • Zugang zur lateralen Bandscheibe
  • keine Pleuraverletzung, jedoch technisch anspruchsvoll

(3) posteriorer Zugang:

  • die früher verwendete Laminektomie wird heute nicht mehr durchgeführt, da hohes neurologisches Risiko und Gefahr der inadäquaten Dekompression
  • transpedikulärer Zugang: für laterale und paramediane Bandscheibenvorfälle geeignet, jedoch schlechte Darstellung von medialen Bandscheibenvorfällen
  • Problem: postoperative Instabilität

(4) thorakoskopische Operation:

  • sowohl Entfernung der Bandscheibe als auch Fusion möglich, jedoch technisch anspruchsvoll
  • geringere Morbidität jedoch längere OP-Zeit

Prognose / Komplikation:

- symptomatische Bandscheibenvorfälle in der BWS nehmen in der Regel einen günstigen Verlauf
- post-OP Komplikationen:

  • Pleuraerguss
  • Instabilität
  • Paraparese oder progrediente Neurologie
  • Infektion
  • Hämatom
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