Lesezeichen setzen
Inhalt melden
Notizbuch

Ewingsarkom

- maligner Tumor, wahrscheinlich neuroektodermalen Ursprungs, charakterisiert durch dicht gepackte kleine Zellen mit runden Kernen
- Alter: 5. – 30. Lebensjahr
- Jungen > Mädchen
- Lokalisation: metaphysennahe Diaphyse langer Röhrenknochen (Femur, Tibia, Fibula, Wirbelsäule)
- Einteilung:

  • Ewing-Sarkom
  • peripherer (primitiver) neuroektodermaler Tumor (PNET): Translokation 11/22 und MIC 2 Gen wie bei Ewing-Sarkom; makroskopisch nicht zu unterscheiden; mikroskopisch: zusätzlich neurogene Differenzierung: Nachweis von mindestens 2 neurogenen Markern (S100, NSE, Synaptophysin etc.); schlechtere Prognose als Ewing
  • Askin-Tumor der Brustwand
  • peripheres Neuroepitheliom

- Verlauf:

  • wahrscheinlich neuroektodermalen Ursprungs (positiv für Neuronen spezifische Enolase NSE), sowohl differenziertere Formen (PNET) als auch weniger differenzierte Formen (klassisches Ewing Sarkom)
  • anfänglich Ausbreitung im Markraum ohne Einbruch in den Knochen
  • infiltriert die Haverschen Kanäle und hebt das Periost ab
  • reaktive mehrschichtige Periostverkalkungen (Zwiebelschalenmuster)
  • später Infiltration der Periostreaktion und Ausbildung einer ausgedehnten Weichteilkomponente
  • frühe Metastasierung vor allem hämatogen in die Lunge, zum Diagnosezeitpunkt haben ¼ der Patienten Metastasen
  • unbehandelt entwickeln 90% innerhalb eines Jahres Lungenmetastasen und versterben später an den Folgen der Lungenmetastasierung

Ätiologie:

unklar, 95% haben Mutation des Chromosom 22 (11/22 Translokation)

Klinik / Diagnose:

- Fieber, Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust
- Schmerz, Druckschmerzhaftigkeit
- teilweise rasante Größenzunahme
- Labor: BSG und LDH oft erhöht

 

Abb. 8-67: Ewingsarkom des proximalen Femurs mit pathologischer Fraktur: natives Röntgenbild mit Zwiebelschalenmuster und Ausbildung eines Codman-Dreiecks (A,B), MRT-Bildgebung (C), Tumorresektion und Rekonstruktion mit einer Tumorprothese mit einem bipol
Abb. 8-67: Ewingsarkom des proximalen Femurs mit pathologischer Fraktur: natives Röntgenbild mit Zwiebelschalenmuster und Ausbildung eines Codman-Dreiecks (A,B), MRT-Bildgebung (C), Tumorresektion und Rekonstruktion mit einer Tumorprothese mit einem bipolaren Kopf (MU-TARS, Implantcast) (D) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Orthoforum

 

- Röntgen:

  • initial: unscharf begrenzte Osteolyse im Markraum
  • mit Fortschreiten der Erkrankung: Zwiebelschalenmuster (verkalkte Periostlamellen)
  • und deutliche Weichteilkomponente mit Codman-Dreiecken

- Knochenszintigrafie:

  • Mehranreicherung, die deutlich über die radiologisch sichtbaren Grenzen der Läsion hinausgeht

- Computertomografie:

  • Tumorausdehnung, Weichteilkomponente, jedoch ist eine genaue Abgrenzung für die Planung der Tumorresektion im CT nicht möglich (MRT Methode der Wahl)
  • Kontrastmittelenhancement
  • lokale Lymphknotenmetastasen
  • CT heute nur selten indiziert

- MRT: (Methode der Wahl)

  • T 1: intermediäre Intensität
  • T 2: hyperintense Läsion

- Histologie:

  • makroskopisch: grau-weißes Tumorgewebe, gefäßreich
  • mikroskopisch: kleine, runde Zellen mit wenig basophilem Zytoplasma (klein-blaurundzelliger Tumor); Glykogen im Zytoplasma zu Pseudorosetten zusammengelagert; Nekrosen & Einblutungen; wenige Mitosen; Vimentin positiv, expremiert MIC 2 Gen

- Staging-Untersuchungen: CT-Thorax, CT-Abdomen, 3-Phasen-Knochenszintigra-phie, Knochenmarkstanze
- Differentialdiagnose:

  • Osteomyelitis: kurze Anamnese (<2 Wochen), metaphysäre Lage, Periostlamellen sind nicht unterbrochen, Focus (Tonsillitis, Lungenentzündung, Zahnabszess), CRP erhöht
  • eosinophiles Granulom: geringere Weichteilkomponente, geringere Symptomatik, Szintigrafie: weitere Läsionen?
  • kleinzelliges Osteosarkom: Verkalkung der paraossalen Tumormatrix als Hinweis auf Osteoidbildung
  • Non-Hodgkin Lymphom: Anamnese & Staging

 

Abb. 8-68: Ewingsarkom des Os iliums: das native Röntgenbild erscheint aufgrund der Darmgasüberlagerungen unauffällig (A), die MRT-Bildgebung zeigt den Befund deutlich (B,C) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Abb. 8-68: Ewingsarkom des Os iliums: das native Röntgenbild erscheint aufgrund der Darmgasüberlagerungen unauffällig (A), die MRT-Bildgebung zeigt den Befund deutlich (B,C) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Orthoforum

Therapie:

- Inzisionsbiopsie
- Therapie erfolgt entsprechend den Leitlinien der EURO-EWING 1999 (European Ewing
Tumour Working Initiative of National Groups Ewing Tumour Studies 1999):

  • Studienzentrale:

Westfälische-Wilhelms-Universität Münster
Klinik für Kinderheilkunde
Pädiatrische Hämatologie/Onkologie
Albert-Schweitzer-Str. 33
48149 Münster
Tel.: 0251-835-6489
e-mail: ewing@uni-muenster.de

  • EICESS-Schema: Chemotherapie + ggf. präoperative Bestrahlung + weite Resektion + ggf. postoperative Bestrahlung + Chemotherapie

- Chemotherapie:

  • für die Verbesserung der 5-Jahresüberlebensrate verantwortlich
  • first line: Doxorubicin, Methotrexat/Leukovorin, Ifosfamid, Cisplatin
  • second line: Carboplatin, Etoposid
  • präoperativ: 6 Zyklen induktive neoadjuvante Therapie
  • postoperativ: je nach Ansprechen
  • Ansprechen nach Salzer & Kuntschik: vitale Tumorzellen im Resektat
    •  „Good Response“: Grad 1: keine, Grad 2: wenige, Grad 3 <10% vitale Zellen
    • „Poor Response“: Grad 4: 10-50%, Grad 5: >50%, Grad 6: komplett vitaler Tumor

- weite en-bloc Resektion: Tumor ist allseits von gesundem Gewebe umgeben (3cm Sicherheitsabstand im Knochen)
- Strahlentherapie: Ewing Sarkome sind strahlensensibel

  • präoperativ: bei nicht weit resezierbaren Tumoren
  • postoperativ: bei schlechtem Ansprechen des Tumors auf die präoperative Chemotherapie oder bei nicht adäquater Resektion

 

Abb. 8-69: Ewingsarkom der Wirbelsäule, auf einen Wirbelkörper beschränkter Befund im nativen Röntgenbild (A) und in der MRT-Bildgebung (B,C), nach Vertebrektomie und Cageinterposition mit dorsaler Stabilisierung (D) (Eigentum des Instituts für Klinische
Abb. 8-69: Ewingsarkom der Wirbelsäule, auf einen Wirbelkörper beschränkter Befund im nativen Röntgenbild (A) und in der MRT-Bildgebung (B,C), nach Vertebrektomie und Cageinterposition mit dorsaler Stabilisierung (D) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Orthoforum

Prognose / Komplikationen:

- Fünfjahresüberlebensrate

  • bei optimaler Therapie (EICESS Protokoll): ca. 60%
  • nur Operation und Bestrahlung: ca. 10%

- Risikoparameter: Hochrisikogruppe

  • Tumorvolumen >100 ml
  • stammnahe Tumorlokalisation
  • schlechtere Response auf Chemotherapie nach Salzer & Kuntschik
VORHERIGES KAPITEL NÄCHSTES KAPITEL