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Notizbuch

Distale Humerusfraktur

- Inzidenz nimmt zu
- Ätiologie:

  • Indirekte Gewalteinwirkung durch Sturz auf gestreckten oder leicht gebeugten Arm
  • direkte Gewalteinwirkung

- Nervus radialis: lateral distaler Humerus, ca. 10cm (bis zu 7,5 cm!) proximal der Gelenkfläche

Bildgebung:

- Röntgen: AP & seitlich, Kind: Vergleichsaufnahme Gegenseite

Einteilung:

AO-Klassifikation AO-Klass 13
- Typ A: periartikuläre/extraartikuläre Fraktur

  • A1: apophysär
  • A2: metaphysär
  • A3: metaphysärer Trümmerbruch

- Typ B: partielle Gelenkfraktur (ein Kondylus betroffen)

  • B1: lateraler Kondylu
  • B2: medialer Kondylus
  • B3: intraartikulär

- Typ C: komplette Gelenkfraktur (beide Kondylen betroffen)

  • C1: artikulär einfach oder metaphysär einfach
  • C2: artikulär einfach und metaphysärer Mehrfragmentbruch
  • C3: artikuläre und metaphysäre Mehrfragmentfraktur

Therapie:

konservative Therapie:
- Indikation:

  • gering dislozierte Fraktur des Erwachsenen
    • initiale Ruhigstellung beim Erwachsenen in gespaltenem Oberarmgips (Ellenbogen 90 Grad, Unterarm in Neutralstellung)
    • nach Abschwellung zirkulärer Oberarmgips für 4 Wochen
 
Abb. 3-76: AO-Klassifikation: Typ A(A), Typ B(B) und Typ C Fraktur (C); Stabilisierung einer Typ C-Fraktur mit einer Plattenosteosynthese (D) (mit freundlicher Genehmigung von AO Publishing, Copyright © 2003, by AO Publishing, Switzerland)
Abb. 3-76: AO-Klassifikation: Typ A(A), Typ B(B) und Typ C Fraktur (C); Stabilisierung einer Typ C-Fraktur mit einer Plattenosteosynthese (D) (mit freundlicher Genehmigung von AO Publishing, Copyright © 2003, by AO Publishing, Switzerland)
Orthoforum

operative Therapie:
- Typ A:

  • A1:
    • die meisten Abrissfrakturen sind medial
    • Operationsindikation: >1cm Verschiebung oder mediale Instabilität
  • Typ A2 & A3:
    • unterbrechen die mediale oder laterale Kortikalis und sollten stabilisiert werden
    • distale metaphysäre Frakturen: mediale und dorsoradiale DC-Platte (dynamic compression)

- Typ B: Milch-Klassifikation, um die Stabilität zu beurteilen

  • Milch -Typ 1: Trochlea in Verbindung mit dem Humerus, der laterale Rand der Trochlea ist intakt
    • wenn gut reponiert, konservative Therapie mit Ruhigstellung für 3 Wochen
    • dislozierte Fraktur: Operation
  • Milch Typ 2: Fraktur läuft im lateralen Anteil der Trochlea aus und löst damit die Trochlea vom Humerus: in der Regel dislozieren Radius und Ulna mit dem Fragment
    • Operation

 

Abb. 3-76: AO-Klassifikation: Typ A(A), Typ B(B) und Typ C Fraktur (C); Stabilisierung einer Typ C-Fraktur mit einer Plattenosteosynthese (D) (mit freundlicher Genehmigung von AO Publishing, Copyright © 2003, by AO Publishing, Switzerland)
Abb. 3-77: Milch Klassifikation
Orthoforum


- Typ C:

  • Rekonstruktion der Gelenkfläche und Stabilisierung der medialen und lateralen Säule
  • Olekranonosteotomie notwendig, um die Gelenkflächen anatomisch zu rekonstruieren
  • beim alten Menschen ggf. Implantation einer Ellenbogenprothese

 

Abb. 3-77: C3-Fraktur des distalen Humerus (A,B). Rekonstruktion der Gelenkfläche und Stabilisierung der medialen und lateralen Säule durch eine Plattenosteosynthese (C,D)
Abb. 3-78: C3-Fraktur des distalen Humerus (A,B). Rekonstruktion der Gelenkfläche und Stabilisierung der medialen und lateralen Säule durch eine Plattenosteosynthese (C,D)
Orthoforum

 

- Operationsziel:

  • stabile Osteosynthese
  • frühe Mobilisation
  • am Ellenbogen sind diese Ziele oft schwer zu erreichen

- fast alle Osteosynthesen sind in der Coronarebene steifer als in der Sagittalebene
- stabilste Rekonstruktion ist die Kombination aus einer medialen und dorsolateralen DCPlatte
- Post-Op: temporäre Ruhigstellung, aktiv assistierte Physiotherapie sobald übungsstabil

Kindesalter:

supracondyläre Humerusfraktur
- häufigste Fraktur des Kindes
- Klassifikation nach Baumann und von Laer

  • Typ 1: nicht dislozierte Fraktur
  • Typ 2: dislozierte Fraktur ohne Rotationsfehler
  • Typ 3: dislozierte Fraktur mit Rotationsfehler
  • Typ 4: vollständig dislozierte Fraktur

- 98% Extensionsfrakturen, 2% Flexionsfrakturen
- Röntgen:

  • ventraler Sporn Hinweis auf Rotationsfehlstellung
  • Fettpolster-Zeichen: Hinweis auf intraartikulären Erguss

- Therapie:

  • Konservative Therapie:
    • Typ 1 und 2 Frakturen
    • dorsale Oberarmgipsschiene ggf. mit einer Blount Schlinge (Cuff and Collar) Fixation des Handgelenks am Hals
    • Ellenbogenflexion stabilisiert die Fraktur
    • CAVE: Volkmann-Kontraktur
  • operative Therapie:
    • instabile Typ 2, alle Typ 3 und 4 Frakturen
    • K-Drahtosteosynthese: 2 Drähte vom Condylus radialis und Epicondylus ulnaris, die sich proximal der Fraktur kreuzen (CAVE: N. ulnaris, ggf. Inzision)
    • Drahtentfernung nach 3-4 Wochen
    • Alternative: deszendierende Marknägel (2), radialer Fixateur
    • Komplikation: Rotationssporn bei verbleibender Rotationsfehlstellung kann zu Flexionseinschränkung führen; Verletzung der Wachstumsfugen mit schweren Fehlstellungen (Valgusfehlstellung bei Beteiligung des Condylus radialis humeri)
      regelmäßige Verlaufskontrollen bis Wachstumsabschluss

Abriss des Condylus radialis

- konservative Therapie:

  • Indikation: nichtdislozierte, nur metaphysär dislozierte Fraktur
  • Oberarmgipsschiene für 4 Wochen, Röntgenverlaufskontrolle nach 7 Tagen (ohne Gips)
  • CAVE: sekundäre Dislokation und Pseudarthrose
  • Nachkontrolle bis Wachstumsabschluss

- operative Therapie:

  • Indikation: Dislokation >2 mm
  • Zugschraube durch metaphysären Anteil (Wachstumsfuge schonen!), immer richtige Inzision
  • Alternative: transepiphysäre K-Draht Fixierung
  • Oberarmgipsschiene für 3-4 Wochen
  • Zugschraubenentfernung nach 6-8 Wochen
  • Komplikation: Fugenverschluss mit Cubitus valgus (Nachkontrolle bis Wachstumsabschluss)

Abriss des Condylus ulnaris
- konservative Therapie:

  • Indikation: nichtdislozierte Fraktur, keine ulnare Seitenbandinstabilität
  • Oberarmgipsschiene für 4 Wochen, Röntgenverlaufskontrolle nach 7 Tagen (ohne Gips)

- operative Therapie:

  • Indikation: Dislokation
  • N. ulnaris darstellen
  • K-Draht oder Kleinfragment Zugschraube
  • Oberarmgipsschiene für 3-4 Wochen
  • Zugschraubenentfernung nach 6-8 Wochen
  • Komplikation: kein Einfluss auf Längenwachstum (keine Nachkontrolle nötig)

Prognose / Komplikationen:

- Nervenverletzung
- Gefäßverletzung
- periartikuläre Verkalkungen
- Kadi-Fraktur: führt oft zu Regressforderungen

 

5 kindliche Kadi-Frakturen:

- bei Fehlbehandlung oder Übersehen droht Kadi

- Obere Extremität:

1. Condylus humeri radialis Fraktur (instabil nicht disloziert)

2. übersehene Radiusköpfchenluxation (isoliert oder i.R. einer Monteggiafraktur)

3. suprakondyläre Humerusfraktur disloziert mit Rotationsfehler (Kalibersprung im Röntgen!)

- Untere Extremität:

4. Biegungsbruch proximal metaphysär (klaffendem Frakturspalt medial mit konskutiver drohende Valgusachsabweichung)

5. Fraktur des Malleolus medialis (Fehlwachstum bei vorzeitigem Epiphsenschluss)

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