Lesezeichen setzen
Inhalt melden
Notizbuch

Metatarsus varus

- „Sichelfuß“, Pes adductus: häufigste angeborene Fußdeformität
- variiert von lagebedingter Fehlhaltung bis hin zu einem ausgeprägten rigiden Sichelfuß
- Metatarsus primus varus: Intermetatarsalwinkel >14 Grad
- Ätiologie:

  • Lagerung und Platzmangel in utero
  • Bauchlagerung mit in Vorfußadduktion liegenden Füßen
  • Muskeldysbalance zu Gunsten des M. abductor hallucis

 

Abb. 4-62: Sichelfuß Stadium 2 nach Mubarak
Abb. 4-62: Sichelfuß Stadium 2 nach Mubarak
Orthoforum

Einteilung:

Mubarak: Linie an die entlastete mediale Ferse:
- normal: verläuft medial des 1. Strahls
- Grad 1: Linie kreuzt die 1. Phalanx
- Grad 2: Linie kreuzt die 2. Phalanx
- Grad 3: Linie kreuzt die 3. Phalanx

Klinik / Diagnose:

- immer Ausschluss einer Hüftdysplasie- Baby hinstellen: Gewichtsbelastung führt zu einer deutlichen Betonung der Deformität durch Kontraktur des M. abductor hallucis
- Differentialdiagnose:

  • Klumpfuß: neben Vorfußadduktion auch Rückfußvarus, Spitzfuß und Supinationsstellung.

- Röntgen:

  • AP-Aufnahme: Winkel zwischen Talus und Calcaneus in der AP-Aufnahme bei Metatarsus varus vergrößert (>25 Grad), beim Klumpfuß verkleinert bis hin zu Parallelität

Therapie:

- 1.-3. Monat abwarten: die meisten Sichelfußhaltungen verschwinden von selbst
- Füße können in Schaumstoffringen gelagert werden, um eine Adduktion des Vorfußes in Bauchlage zu vermeiden
- wenn der Fuß nach 3 Monaten immer noch relativ rigide, dann Redressionsgipse:

  • Gipstechnik nach Kite:
    • bis zu 4 Gipswechsel, je nach Ausprägung der Deformität im Abstand von 2 Wochen
    • Altersgrenze: 6-8 Monate
    • dünne Wattepolsterung: Lauf der Watte zieht den Fuß in Supinationsstellung
      • linker Fuß: im Uhrzeigersinn wickeln
    • anschließend wird der Gips angelegt und anmodelliert und dabei der Fuß in einer leichten Spitzfußstellung gehalten (erleichtert die varische Einstellung des Rückfußes), gleichzeitig wird der Vorfuß abduziert und mit dem Daumen ein Widerlager am Calcaneocuboidalgelenk gebildet und der Calcaneus nach medial gedrückt
    • das Kniegelenk wird in 90 Grad Beugung eingegipst
  • Nachbehandlung:
    • Dreibackeneinlage ggf. mit Unterschenkelfassung
    • Antivarusschuh

- nach 12 Monaten:

  • wenn frühe Therapie verpasst wurde: Korrekturgipse möglich, jedoch wesentlich längere Therapiedauer
  • Gipse sind mit zunehmender Kraft der Kinder schwerer anzulegen
  • in diesem Alter: unter Umständen ein Release der Sehne des M. abductor hallucis in Kombination mit einem korrigierenden Gips für 3 Wochen
  • in den meisten Fällen: Dreibackeneinlage zur Korrektur der Fehlstellung in Kombination mit einer Nachtlagerungsschiene

- im Alter von 3-4 Jahren:

  • ggf. Osteotomie der Metatarsale 1-5
  • ggf. Additions-Subtraktionsosteotomie zur Korrektur des Vorfußes
  • verschiedene andere Osteotomien, die die laterale Säule verkürzen und die mediale Säule verlängern

Prognose / Komplikationen:

- 87% aller Sichelfüße verschwinden bis zum 6. Lebensjahr und 95% bis zum 15. Lebensjahr: nur 5% aller Sichelfüße bedürfen einer Therapie- Metatarsus primus varus kann sich später zu einem juvenilen Hallux valgus entwickeln (Therapie des juvenilen Hallux valgus siehe Kapitel Fußchirurgie)

VORHERIGES KAPITEL NÄCHSTES KAPITEL