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Notizbuch

Achillessehnenruptur

- Inzidenz steigt in den Industrienationen: 12 auf 100 000
- starke sportliche Belastung Untrainierter, ungewohnte Belastung
- Männer: Frauen = 6 : 1
- Durchschnittsalter 30-40 Jahre und 80 Jahre
- Risikofaktoren: Steroidinjektionen, Gicht, Fluorochinoloneeinnahme (Ciprofloxacin)
- Ruptur meist in dem Areal mit der schlechtesten Gefäßversorgung (5cm proximal des Sehnenansatzes)
- Ursache: Versagen neuromuskulärer Schutzreflexe aufgrund von Ermüdung oder schlechtem Training; die meisten Verletzungen treten nach >30 Minuten sportlicher Belastung auf

Klinik / Diagnose:

- hörbares Knallen, Schnappen
- bester klinischer Test ist der Thompson-Test: Kompression der Wade in Bauchlage löst keine Plantarflexion des Fußes aus
- ein positiver Thompson-Test und/oder das Vorliegen einer tastbaren Sehnenlücke macht die Diagnose sehr wahrscheinlich
- Ultraschall: hohe Sensitivität und Spezifität
- MRT: selten notwendig

Therapie:

konservative Therapie:
- Indikation: wenn keine sportlichen Ansprüche und keine erhöhte berufliche Belastung vorliegen
- verschiedenste Protokolle
- eine Möglichkeit:

  • 4 Wochen Unterschenkelgips in Spitzfußstellung
  • im Anschluss Gehgips oder VacuPed-Schuh in Neutralstellung für weitere 4 Wochen mit zunehmender Belastung
  • nach Abnahme dann weitere 4 Wochen Fersenerhöhung von 2.5cm

operative Therapie:
- offene Naht:

  • zur Zeit Therapie der Wahl für den Sport treibenden Patienten
  • Vorteil im Vergleich zur konservativen Therapie:
    • bessere Rekonstruktion der Sehnenlänge
    • besseres funktionelles Ergebnis
    • kürzere Rehabilitation
    • geringe Rerupturrate
    • frühere Rückkehr in den Beruf
    • höherer Prozentsatz erreicht präoperatives Sportniveau
  • Problem: chirurgische Komplikationen wie Infektion
  • Technik:
    • mediale Inzision
    • Sehnennaht mit 2er oder 5er nicht resorbierbaren Fäden mit modifizierter KesslerNaht
    • Verschluss des Peritendineum mit 2x0 resorbierbaren Fäden
    • steriles Abwaschen der Gegenseite, um Vorspannung der Sehne zu vergleichen

- perkutane Nahttechniken:

  • geringere Infektions- und Wundheilungsrate
  • höherer Prozentsatz an Rerupturen und Läsionen des N. saphenus
  • Rekonstruktion der Sehnenlänge schwieriger
  • allenfalls bei weniger aktiven Sportlern indiziert

- Verstärkung der Sehnennaht: M. gastrocnemius, M. peroneus brevis, M. plantaris, M. flexor digitorum longus, M. flexor hallucis longus; bei primärer Naht ist eine Augmentation nicht sinnvoll
- post-OP:

  • für 1 Woche Gipsruhigstellung in ca. 25 Grad Spitzfußstellung
  • für weitere 3 Wochen funktionelle Orthese und schrittweiser Wechsel zur Neutralstellung
  • parallel vorsichtige passive Mobilisation aus der Orthese
  • ab 4. Woche: zunehmende Belastung mit Fersenerhöhung in der Orthese
  • Fersenerhöhung wird schrittweise reduziert
  • Orthese wird nach 8 Wochen entfernt
  • leichtes Laufprogramm nach 12 Wochen
  • intensivere Belastungen nach 4-6 Monaten
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