Distale Femurfraktur
- Risikogruppe:
- junge Patienten (Männer): starke Gewalteinwirkung
- ältere Patienten (Frauen): Trauma mit geringerer Energie, meistens Sturz bei bekannter Osteopenie
- intraartikuläre Verletzungen und Begleitverletzungen sind häufig
Bildgebung:
- Röntgen: AP & seitlich
Einteilung: AO-Klassifikation 33-A bis 33-C
- Typ A: extraartikulär
- A1: einfach
- A2: Kontakt der Hauptfragmente und Keilfragment
- A3: Mehrfragmentfraktur
- Typ B: intraartikulär, monokondyläre Fraktur
- B1: lateral
- B2: medial
- B3 koronare Ebene
- Typ C: bikondyläre Fraktur
- C1: artikulär und metaphysär einfach
- C2: artikulär einfach und metaphysäre Mehrfragmentfraktur
- C3: artikuläre Mehrfragmentfraktur
Therapie:
konservative Therapie:
- Extensionsbehandlung nicht sinnvoll: im Vergleich zur operativen Korrektur schlechtere Ergebnisse
- Gipsruhigstellung und Entlastung: A1- und A2-Fraktur ohne Fragmentverschiebung
- regelmäßige Röntgenverlaufskontrollen zum Ausschluss einer Fragmentverschiebung und Fehlstellung zwingend erforderlich
operative Therapie:
- Marknagel: anterograd oder retrograd
- Typ A Frakturen
- Probleme:
- Materialversagen, wenn Fraktur nahe der distalen Verriegelungsschrauben (<5cm)
- Fraktur nahe des proximalen Nagelendes bei retrogradem Marknagel (Nagel sollte den Trochanter minor passieren)
- retrograder Nagel: Bewegungseinschränkung des Kniegelenks, Knorpel- oder Kreuzbandverletzung
- Frakturverlauf in der Coronarebene: Marknagel relativ kontraindiziert
- Plattenosteosynthese:
- moderne winkelstabile Implantate: LISS=„less invasive stabilization system“ (minimalinvasive Implantation möglich) oder Winkelplatte, alternativ DCS = „dynamic condylar screw“
- lateraler Zugang
- DCS braucht bessere Knochensubstanz als LISS Platte und Winkelplatte
- Typ A:
- extramedullär mit winkelstabiler Platte
- anterograder, verriegelbarer, intramedullärer Nagel
- ggf. Kondylenplatte oder DCS-Plattenosteosynthese
- ggf. retrograder Nagel
- Typ B:
- B1 – B3: offene Reposition
und Fragmentverschraubung
- Typ C:
- Reposition der Gelenkfraktur und Fixierung mit K-Drähten oder Schrauben
- ggf. Spongiosaplastik
- dann Fixierung mit LISS-Platte (beste Option) oder retrogradem Nagel
- post-OP:
- Lagerung in leichter Kniebeugung, Bettruhe
- nach Rückgang der Schwellung (ca. 3-4. Tag) Beginn der passiven Mobilisation (CPM Schiene)
- Teilbelastung für 6-8 Wochen
- Fixateur extern:
- Polytrauma zur temporären Stabilisierung
- offene Frakturen
- ggf. gelenkübergreifend
Kindesalter:
distale Femurfraktur
- starkes Trauma (Verkehrsunfälle, Sturz aus großer Höhe)
- vor allem E/1, E/2, M/2 und M/3 Frakturen
- Therapie:
- konservative Therapie:
- <10. Lebensjahr: undislozierte Fraktur mit weniger als 10 Grad Achsenfehler
- gespaltener Oberschenkelgips, nach einer Woche zirkulärer Gips, nach 4 Wochen Gehgips
- Behandlungsdauer: 4-5 Wochen (Vorschulkind) bis 6-7 Wochen (Schulkind)
- operative Therapie:
- K-Draht Osteosynthese:
- von medialer und lateraler Kondyle aufsteigend, proximal der Fraktur kreuzend, in die Gegenkortikalis
- Oberschenkelgips für ca. 6 Wochen mit Entlastung
- Metallentfernung nach 6-8 Wochen
- Zugschraube:
- epiphysäre Fraktur oder Fraktur mit großem metaphysärem Keil
- Oberschenkelgips für ca. 6 Wochen mit Entlastung
- Metallentfernung nach 3 Monaten
- Fixateur extern: selten bei metaphysärer Fraktur
- Komplikation: Beinlängendifferenz und Deformität erfordern Nachkontrollen bis Wachstumsabschluss
- K-Draht Osteosynthese:
Prognose / Komplikationen:
- Achsenfehlstellung, Rotationsfehlstellung
- Arthrose
- Implantatversagen, Pseudarthrose: Spongiosaplastik ggf. Reinstrumentation
- Bewegungseinschränkung: Ursache
- Vernarbungen
- in Ante- oder Retroversion verheilte Fraktur