Chordom
- maligner Tumor, der aus Resten der notochordalen Wirbelsäulenanlage hervorgeht
- Alter: 50. – 70. Lebensjahr
- Männer > Frauen
- Lokalisation: Sakrum/Steißbein- oder Sphenookzipitalregion, in der Mittellinie
- Verlauf:
- meist vom Wirbelkörper (ektopes Chordagewebe) ausgehend, seltener ist der Nucleus pulposus der Ursprung
- langsame, schmerzlose Größenzunahme
- wächst lokal aggressiv infiltriert angrenzenden Knochen und Weichteile
- wächst meist nach ventral
- späte Lungenmetastasierung
Klinik / Diagnose:
- lange asymptomatisch
- kraniale Chordome oft früher symptomatisch
- kraniale Chordome:
- Hirnnervenstörung
- Infiltration der Hypophyse
- Kopfschmerz
- Gesichtsfeldausfälle
- sakrale Chordome:
- Miktionsstörung & Defäkationsstörung durch lokalen Druck
- tiefer Rückenschmerz
- rektale Untersuchung: große derbe präsakrale Raumforderung
- Röntgen:
- ausgedehnte Osteolyse (im Os sacrum)
- irreguläre Randsklerose
- unregelmäßige, fleckige Kalzifikationen
- Knochenszintigrafie:
- Mehranreicherung in Früh- und Spätphase
- Computertomografie:
- infiltrierendes Wachstum und Knochendestruktion mit ausgedehnter präsakraler Weichteilkomponente
- Kontrastmittelenhancement
- Abgrenzung des Rektums, der sakralen Nervenwurzeln und der Blase möglich
- MRT:
- T 1: hypointenses Signal, von Bindegewebssepten durchzogen
- T 2: heterogenes hyperintenses Signal, sagittale Schichten zur Beurteilung der Anzahl der befallenen Wirbelkörpersegmente
- Histologie:
- makroskopisch: weicher gelatinöser Tumor mit Zysten und Nekrosen
- mikroskopisch: physaliforme Zellen mit multiplen Vakuolen und spindelförmig ausgezogenen Zytoplasmaausläufern; kleine, runde Vorläuferzellen; Grundsubstanz
- Staging-Untersuchungen: CT-Thorax, CT-Abdomen, 3-Phasen-Knochenszintigra-phie
Therapie:
- offene Inzisionsbiopsie oder CT-gesteuerte Punktion
- weite en-bloc Resektion: Methode der Wahl
- bei ausgedehnten Tumoren oft dorsoventrales Vorgehen notwendig
- Defektrekonstruktion mit Netz und Palacosketten
- fast immer eine Muskellappenplastik zur Deckung des Defekts notwendig (Gluteusschwenklappen)
- postoperative Antibiotikagabe bis Wundheilung
- Bestrahlung:
- Indikation: inoperable Chordome
- zeitweise lokale Kontrolle
- verhindert Metastasierung nicht
Prognose / Komplikationen:
- Fernmetastasierung: 25% der Patienten, häufig erst nach mehreren Rezidiven
- Lokalrezidiv: weite en-bloc Resektion senkt Rezidivrate
- OP-Komplikationen:
- Wundheilungsstörungen
- neurologische Ausfälle nach Resektion von Sakralwurzeln (Impotenz, Inkontinenz)