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Notizbuch

Clavicula-Fraktur

- häufig: bis zu 15% aller Frakturen
- direktes Trauma: Sturz auf den ausgestreckten Arm
- mediales Fragment wird durch Zug des M. sternocleidomastoideus und M. trapezius nach cranial und dorsal verlagert
- laterales Fragment wird durch Zug des Armgewichts und des M. pectoralis nach medial und kaudal verlagert

Bildgebung:

- Röntgen: AP Aufnahme, 45 Grad Aufnahme mit craniodorsal angelegter Filmkassette

Lokalisation und Therapie:

mittleres Drittel:
- ¾ aller Claviculafrakturen
- konservative Therapie
- Operationsindikation:

  • ≥20mm Verkürzung
  • offene Verletzung oder drohende Weichteilperforation
  • starke Fragmentdislokation (2cm)
  • Rippenserienfraktur derselben Seite
  • Floating Shoulder

laterales Drittel:
- Einteilung nach Neer und Rockwood:

  • Typ 1:
    • geringe Fragmentverschiebung
    • Fraktur zwischen Lig. conoideum und Lig. trapezoideum, bzw. zwischen Lig. trapezoideum und Lig. acromioclaviculare
    • Therapie: konservativ (2 Wochen Gilchrist oder Traumaweste)
  • Typ 2:
    • Fraktur medial des Lig. conoideum
    • mediales Fragment wird durch Muskelzug angehoben
    • laterales Fragment wird durch das Armgewicht nach unten gezogen
    • Therapie:
      • geringe Fragmentverschiebung: Traumaweste, Gilchrist, Desault
      • starke Fragmentverschiebung: Operation (Resektion des lateralen Fragments und Rekonstruktion des akromioclaviculären Bandapparates (Operation nach WeaverDunn, Allograftrekonstruktion, etc.)
    • Pseudarthroserate hoch
  • Typ 3:
    • intraartikuläre Fraktur (AC-Gelenk)
    • Therapie:
      • konservativ
      • ggf. Resektion der lateralen Clavicula (degenerative Veränderungen)

 

Abb. 3-66: Natives Röntgenbild (A,B) und 3-D CT-Rekonstruktion (C) einer lateralen Claviculafraktur Typ 2 nach Neer und Rockwood
Abb. 3-67: Natives Röntgenbild (A,B) und 3-D CT-Rekonstruktion (C) einer lateralen Claviculafraktur Typ 2 nach Neer und Rockwood
Orthoforum

 

- post-OP:

  • Ruhigstellung: je nach Operation
  • Sport nach 12 Wochen
  • Metallentfernung: K-Drähte nach 6 Wochen, Osteosyntheseplatte nach 1 Jahr

Kindesalter:

- Säuglingsalter: häufigstes Geburtstrauma ca. 1% der Geburten

  • Hinweis asymmetrischer Moro-Reflex
  • Röntgenaufnahme
  • Therapie: bei Beschwerden wird der Ärmel am Strampler fixiert (1-2 Wochen)

- Kindesalter:

  • mittleres Schaftdrittel: >90% der Fälle
  • konventionelle Therapie: Rucksackverband für 3 Wochen
  • operative Therapie:
    • Indikation: offene Fraktur, schwere Dislokation mit drohender Hautdurchstechung, Nerven- oder Gefäßkompression
    • Technik: Nagel über medialen Zugang (Durchmesser: 2/3 des Markraums), Metallentfernung nach 6-8 Wochen
  • mediale Claviculafrakturen:
    • oft Epiphysenlösung, da Epiphysenverschluss erst im 18.-20. Lebensjahr
    • in der Regel konservative Therapie, ggf. Fixierung mit resorbierbarer Naht
  • laterale Claviculafrakturen:
    • fester Periostschlauch mit solider Fixierung der coracoacromialen und coracoclaviculären Bänder
    • in der Regel metaphysäre Frakturen oder Epiphysenlösung
    • Therapie: Ruhigstellung in Gilchrist oder Mitella-Verband, nur bei extremer Fehlstellung temporäre transakromiale K-Drahtfixierung (4-6 Wochen)

Prognose / Komplikationen:

- Pseudarthroserate bis zu 7%
- 85% der Pseudarthrosen im mittleren Drittel
- Gefäß- Nervenverletzung: OP-Indikation

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