Verletzung des medialen Seitenbandes

- wichtigster Stabilisator bei Valgusbelastung
- unter dem oberflächlichen medialen Seitenband liegt noch ein tiefer Anteil, der mit der Kapsel verhaftet ist und den medialen Meniskus stabilisiert
- Verletzungsmechanismus: Valgusstress, bei
Gewalteinwirkung gegen den lateralen Ober- oder Unterschenkel (Kontaktsport), seltener indirekt durch Rotation (Ski)
Einteilung:
- Grad 1: 1-5mm Aufklappbarkeit in 30 Grad Flexion
- Grad 2: 6-10mm Aufklappbarkeit in 30 Grad
- Grad 3: >10mm Aufklappbarkeit in 30 Grad
Diagnose / Klinik:
- Untersuchung:
- entspannter Patient
- Valgusstress in leichter Flexion (30 Grad)
- immer Vergleich zur Gegenseite
- bereits bei geringer Instabilität (5mm Seitendifferenz) ist eine komplette Ruptur möglich
- Instabilität in voller Streckung ist immer ein Hinweis auf eine gleichzeitige Kreuzbandverletzung
- Anschlag: bei partieller Ruptur fest (vorderes Kreuzband), eine komplette Ruptur zeigt einen weichen Anschlag
- Unterscheidung: Weichteilschwellung (Seitenbandverletzung) und Gelenkerguss (Kreuzbandverletzung) wichtig
- Röntgen: Stieda-Pellegrini-Schatten=Verkalkung im Bereich des medialen femoralen Epikondylus bei chronischer Innenbandverletzung
- MRT: indiziert, wenn die klinische Untersuchung eingeschränkt ist und zur Beurteilung von Begleitverletzungen an Meniskus und Kreuzband
Therapie:
- partielle Ruptur (Grad 1-2):
- Ruhe, Hochlagern, Eis und Kompression für 1-2 Tage
- 2 Unterarmgehstützen und schmerzadaptierte Belastung, ggf. kurzzeitig Schienung (Klettschiene) bis Schmerzbesserung
- innerhalb von Tagen Beginn von isometrischen und später isotonen Übungen
- anschließend freies aktives Training gegen Widerstand, Quadrizepstraining
- komplette Ruptur (Grad 3):
- isolierte Ruptur ist keine Operationsindikation
- initial: Ruhe, Hochlagern, Eis und Kompression für 2-7 Tage
- dann Schienung (Klettschiene) in Extension für einige Tage bis die Schwellung und die Schmerzen rückläufig sind, im Anschluß Knieorthese für 3-4 Wochen
- isometrische Quadrizepsübungen, Anheben des gestreckten Beins
- wenn Schwellung zurückgegangen ist:
- 5x täglich beschwerdeadaptierte Bewegungsübungen aus der Schiene
- innerhalb von 1-2 Wochen zunehmende Flexion bis 90 Grad
- 2 Unterarmgehstützen und schmerzadaptierte Belastung,
- nach 3-4 Wochen:
- Schiene ab
- sobald Gehen ohne Hinken möglich ist, sind keine Unterarmgehstützen mehr nötig
- sobald Beugung bis 100 Grad möglich: Training auf dem Fahrradergometer
- wenn 60% Quadrizepskraft im Vergleich zur Gegenseite: Jogging-Programm
- wenn 80% Quadrizepskraft im Vergleich zur Gegenseite: Funktionsorthese und Belastungstraining; Sport freigeben, sobald sportarttypische Belastungsfähigkeit erreicht ist
- für den Rest der Sportsaison Verwendung einer Funktionsorthese sinnvoll, jedoch keine langfristige Versorgung nötig
- Begleitverletzungen: in der Regel bei gleichzeitiger Kreuzbandruptur keine Naht des
Innenbandes nötig; wenn intraoperativ nach Rekonstruktion des Kreuzbandes weiter
eine Grad 3 Instabilität besteht, sollte bei Leistungssportlern die Indikation zur Naht des
Seitenbandes gestellt werden
Komplikationen / Prognose:
- Grad 1 Verletzungen: nach durchschnittlich 10 Tagen wieder uneingeschränkt sportfähig
- Grad 2 Verletzungen: nach durchschnittlich 20 Tagen wieder uneingeschränkt sportfähig
- Grad 3 Verletzungen: nach durchschnittlich 30-60 Tagen wieder uneingeschränkt sportfähig
- eine nach Grad 1 und 2 Verletzungen verbleibende geringfügige Laxizität hat funktionell keine Bedeutung
- neue Schwellung während der Rehabilitation untypisch: immer Begleitverletzungen (Meniskus, Kreuzband) ausschließen
- gelegentlich Schmerzen über dem Lig. collaterale mediale obliquum, die die volle
schmerzfreie Streckung einschränken und die Rehabilitation verzögern
Verletzung des lateralen Seitenbandes:
- eine Verletzung des lateralen Seitenbandes ist selten
- Diagnose: Varusinstabilität in 30 Grad Beugung
- Therapie: konservativ