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Notizbuch

Humerusschaftfrakturen

- Beurteilung Durchblutung und Sensibilität (N. radialis)

Bildgebung:

- Röntgen in 2 Ebenen

Einteilung:

AO-Klassifikation: AO-Klass: 12
- Typ A: einfacher Bruch, 2 Hauptbruchfragmente
- Typ B: 2 Hauptfragmente mit Kontakt, 1 zusätzliches Keilfragment
- Typ C: Trümmerfraktur, Hauptfragmente haben keinen Kontakt

Abb. 3-73: Spiralfraktur des Humerus Typ A nach AO-Klassifikation
Abb. 3-74: Spiralfraktur des Humerus Typ A nach AO-Klassifikation
Orthoforum

Therapie:

konservative Therapie:
- Indikation:

  • Fehlstellung:
    • Sagittalebene: ≤20 Grad Fragmentabwinklung nach vorn
    • Coronarebene: ≤30 Grad Varus- oder Valgusfehlstellung
  • <3cm Verkürzung

- geschlossene primäre Reposition
- 3 Wochen Desault-Verband oder Traumaweste
- ggf. Nachkorrektur und nochmals 3 Wochen Ruhigstellung im Brace mit aktiver Mobilisation von Schulter- und Ellenbogengelenk (Frakturbrace oder Sarmiento Brace)
- Kontraindikation für konservative Therapie:

  • schwere Weichteilverletzung
  • geringe Patientencompliance
  • Polytrauma
  • pathologische Fraktur
  • Gefäßverletzung
  • unilaterale Schulter- oder Ellenbogenverletzung,„Floating Elbow“
  • inadäquate Reposition

- Lähmung des N. radialis:

  • Inzidenz: 10%
  • Indikation für chirurgische Revision:
    • Lähmung nach erfolgter Reposition
    • offene Fraktur
    • Nervenlähmung nach Osteosynthese, wenn der Nerv nicht dargestellt wurde

operative Therapie:
- Plattenosteosynthese:

  • wichtig sind:
    • Fragmentkompression durch DC-Effekt (dynamic compression) und Bruchspaltschraube
    • ausreichende Plattenlänge

- anterograder Marknagel:

  • anterograd
    • Zugang medial & posterior des Tuberculum majus
    • Komplikationen:
      • Schulterschmerz
      • Impingement
    • distale Verriegelung:
      • von posterior nach anterior, um Nervus radialis zu schonen
      • unter Vermeidung einer Distraktion der Fraktur

- retrograder Nagel:

  • keine Schulterschmerzen, -steife oder Impingementsymptomatik
  • Zugang von posterior ca. 2,5cm cranial der Fossa olecrani
  • proximale Verriegelung: beachte
    • Nervus axillaris lateral
    • Bizepssehne anterior

- Vergleich anterograd versus retrograd:

  • postoperative Funktion, Schmerz, Bewegungsausmaß, Blutverlust und OP-Zeit sind gleich
  • Gefahr für ein subakromiales Impingement besteht nur bei einem anterograden Marknagel

- anterograder und retrograder Bündelnagel nach Hackethal
- expandierbarer Nagel:

  • entfaltet und verblockt sich nach Einbringung ohne Verriegelungsschrauben
  • intelligentes System

- Fixateur:

  • selten indiziert
  • Pin- Lokalisation:
    • proximal: Vorderrand des M. deltoideus
    • distal: posterolateral der Trizepssehne

- postoperative Rehabilitation: bei Verriegelungsnagel keine forcierte Außenrotation

Kindesalter:

- direkte Gewalteinwirkung
- Kindesmisshandlung ausschließen
- In der Regel: Biegungsfraktur (12-D/1), Grünholzfraktur (12-D/2), Querfraktur (12-D/4), Schrägfraktur (12-D/5)
- an juvenile Knochenzysten denken
- Therapie:

  • <10. Lebensjahr: bis 20 Grad Achsenfehler konservative Therapie (jedoch kosmetisch auffälliger krummer Arm); Desault-Verband, Oberarm-Brace, Oberarmgips mit Schulterkappe
  • >10. Lebensjahr: bis 10 Grad Achsenfehler konservative Therapie
  • operative Therapie:
    • bei initial größerer Fehlstellung, nur selten geschlossen Reposition unter Narkose sinnvoll
    • intramedulläre Nagelung mit 2 Marknageln Methode der Wahl
    • bei distalen Frakturen ggf. Marknagel von proximal
    • postoperative Ruhigstellung nur bei Beschwerden
    • Metallentfernung nach 2-3 Monaten

Prognose / Komplikationen:

- Pseudarthrose: 6%
- iatrogene Radialisparese: 3%
- tiefe Infektion: 2%

 

Abb. 3-74: Dorsaler Zugang zum Humerus unter Schonung des N. axillaris (1), N. radialis (2) und des N. ulnaris (3); Plattenosteosynthese einer B2 Fraktur mit einer 8 Lochplatte und Bruchspaltschrauben (B,C); Stabilisierung einer A3 Fraktur mit einem unauf
Abb. 3-75: Dorsaler Zugang zum Humerus unter Schonung des N. axillaris (1), N. radialis (2) und des N. ulnaris (3); Plattenosteosynthese einer B2 Fraktur mit einer 8 Lochplatte und Bruchspaltschrauben (B,C); Stabilisierung einer A3 Fraktur mit einem unaufgebohrten, retrograden Marknagel (D) (mit freundlicher Genehmigung von AO Publishing, Copyright © 2003, by AO Publishing, Switzerland)
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