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Notizbuch

Proximaler Femurdefekt

- Inzidenz: 2 / 100 000
- Missbildung aufgrund Schädigung in der 4.-9. Schwangerschaftswoche
- gehört zu den fibularen Hemimelien
- häufig Begleiterkrankungen:

  • Tibia- & Fibulahypoplasie
  • Patelladysplasie
  • longitudinale Fehlbildungen des lateralen Fußes
  • Talus verticalis
  • Kreuzbandaplasie, etc.

Einteilung:

- Klasse 1: vollständiges Fehlen des Femurs
- Klasse 2: proximaler Femurdefekt mit Defekt des Beckens
- Klasse 3: proximaler Femurdefekt ohne knöcherne Verbindung zwischen Femurschaft und -kopf
- Klasse 4: proximaler Femurdefekt mit mangelhaft organisierter faserig-knöcherner Verbindung zwischen Femurschaft und -kopf
- Klasse 5: Femurdefekt des Schaftes mit Hypoplasie des proximalen und distalen Femurs
- Klasse 6: distaler Femurdefekt
- Klasse 7: hypoplastischer Femur mit Coxa vara und Sklerosierung der Diaphyse
- Klasse 8: hypoplastischer Femur mit Coxa valga
- Klasse 9: Hypoplasie ohne Deformität

 

Abb. 4-26: proximaler Femurdefekt (A-B)
Abb. 4-26: proximaler Femurdefekt (A-B)
Orthoforum

 

Klinik / Diagnose:

- Beinverkürzung
- verplumpter Femur
- Röntgen: AP & seitlich
- MRT: im Säuglingsalter zur Beurteilung der knorpelig präformierten Skelettanteile, vor allem des Hüftkopfes

Therapie:

- Klasse 1 & 2:

  • B1 Umdrehplastik nach Winkelmann in Abhängigkeit von der Länge und Knochenqualität des distalen Femur

- Klasse 3 & 4

  • Operationstechnik:
    • Versuch der knöchernen Fusion zwischen Femurschaft und –kopf & Valgisierung
    • Spongiosaplastik & Osteosynthese oder
    • „Super Hip Procedure“ nach Paley
  • nach Fusion entsprechende fixateurassistierte Verlängerung in Schritten von jeweils ca. 30% der Knochenausgangslänge
    • Zeitpunkt für Fusionsoperation: 1. - 3. Lebensjahr
    • Zeitpunkt für Verlängerungsoperation: 4. - 5. Lebensjahr, 10. Lebensjahr und nach Wachstumsabschluß
  • Salter- oder Pemberton-Beckenosteotomie bei Hüftüberdachungsdefizit vor Verlängerung notwendig, um eine Hüftluxation zu vermeiden
  • kniegelenksübergreifende Fixateurmontage und Rotationsosteotomie notwendig, da Kreuzbandinsuffizienz
  • bei Scheitern knöcherne Arthrodese oder B1 Umdrehplastik nach Winkelmann
  •  

- Klasse 6:

  • je nach Begleitdeformitäten des Unterschenkels:
    • A1 Umdrehplastik nach Winkelmann
    • Arthrodese im Kniegelenk und spätere Beinverlängerung
    • Amputation

- Klasse 5, 7-9:

  • Korrekturosteotomie
  • Beinlängenausgleich durch Schuhsohlenerhöhung oder Unterschenkelorthese
    • Längenausgleich sollte plantigrad erfolgen (ohne Spitzfußdeformität), damit später eine fixateurassistierte Beinverlängerung möglich ist
    • erste operative Beinverlängerung bei > 5cm Beinlängendifferenz

 

Abb. 4-27: Ausgleich der Beinlängendifferenz mit einem Etagenschuh. Der Fuß verbleibt in Neutralstellung, um ein plantigrades Auftreten nach Ausgleich der Beinlängendifferenz zu ermöglichen
Abb. 4-27: Ausgleich der Beinlängendifferenz mit einem Etagenschuh. Der Fuß verbleibt in Neutralstellung, um ein plantigrades Auftreten nach Ausgleich der Beinlängendifferenz zu ermöglichen
Orthoforum
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