Femurschaftfraktur
- oft starke Gewalteinwirkung
- Begleitverletzungen (Risiko bei beidseitigen Frakturen erhöht)
- immer gleichzeitige Schenkelhalsfrakturen
ausschließen (vor allem bei Trümmer-frakturen)
- Anämie beachten
Bildgebung:
- Röntgen: Femur ganz in 2 Ebenen
Einteilung: AO-Klassifikation AO-Klass: 32-A bis 32-C
- Typ A: einfacher Bruch, 2 Fragmente
- Typ B: 2 Hauptfragmente mit Kontakt und zusätzliches Keilfragment
- Typ C: Mehrfragmentfraktur ohne Kontakt der Hauptfragmente
Therapie:
- Extensionsbehandlung ist möglich, jedoch aufgrund der Nachteile nur temporär
- Marknagel:
- aufgebohrt und verriegelt: Methode der Wahl
- Vorteil:
- load-sharing
- geringere Biegebelastung
- Dynamisierung (je nach Bruchform kann auch primär dynamisiert werden)
- Eintrittstelle (anterograder Marknagel):
- im hinteren Teil der Fossa piriformis
- Schenkelhalsfrakturen ggf. im Trochanter major
- Wachstumsalter im Trochanter major, da sonst erhöhte Hüftkopfnekroserate
- Verriegelungsschrauben: immer 2 distale Verriegelungsschrauben, ggf. in 2 Ebenen
- post-OP:
- wenn der Marknagel mehr als 50% Kontakt zu intakter Kortikalis hat, dann beschwerdeadaptierte Belastung
- Teilbelastung bei Trümmerfrakturen, 2, ggf. 3 distale Verriegelungsschrauben notwendig
- retrograder Marknagel:
- Eintrittspunkt: vor dem Ursprung des vorderen Kreuzbandes
- Indikation:
- distale Femurfraktur (mittleres und distales Drittel)
- gleichzeitige Knie- oder Tibiaverletzung auf derselben Seite
- Weichteilverletzungen im Bereich der Hüfte
- Adipositas: Zugang zur Fossa piriformis eingeschränkt
- beidseitige Femurfraktur
- Problem:
- Verletzung der Kreuzbänder und des Gelenkknorpels
- post-op eingeschränkte Kniegelenksbeweglichkeit (transartikulärer Zugang)
- der Nagel sollte den Trochanter minor passieren, um das Risiko proximaler Stressfrakturen zu minimieren
- post-OP:
- Vollbelastung
- Dynamisierung: Entfernen der proximalen Verriegelungsschrauben, um Pseudarthroserate zu senken
- Plattenosteosynthese: Nachteile
- ausgedehnter Zugang
- Blutverlust erhöht
- Implantatversagerrate erhöht
- Infektionsrate erhöht
- Pseudarthroserate erhöht
- sollte zugunsten des Marknagels aufgegeben werden
- Fixateur extern:
- hohes Komplikationsrisiko:
- Pininfektion
- Vernarbungen mit Einschränkung der Kniebeweglichkeit
- nur temporär bei offenen Frakturen (Typ (3a), 3b und 3 c nach Gustilo) oder Polytrauma
- Methode der Wahl bei Knochensubstanzdefekten: Kallusdistraktion
- Röntgenverlaufskontrollen: postoperativ und nach 1,6 und 12 Wochen
Kindesalter:
Femurschaftfrakturen
- starkes Trauma (Verkehrsunfälle, Sturz aus großer Höhe)
- DD: Kindesmisshandlung
- Zwei Altersgipfel: 2.-3. Lebensjahr und >10. Lebensjahr
- Vitalzeichen, Blutbild: oft große Blutverluste
- Therapie:
- Konservative Therapie:
- bis 4. Lebensjahr bei isolierten Frakturen
- Overhead Extension nach Bryant für 3 Wochen: ca. 1/7 des Körpergewichts pro Bein bis das Becken schwebt, Spitzfußprophylaxe!, Röntgenverlaufskontrolle nach 2 Tagen (muskuläre Entspannung)
- Alternative: Beckenbeingips in Narkose
- konservative Therapie möglich solange: (1) Achsenfehler bis 10 Grad, (2) keine Verkürzung, (3) Seitverschiebung bis zu einer Schaftbreite
- operative Therapie:
- Indikation:
- jedes Kind ab dem 5. Lebensjahr
- bis 4. Lebensjahr bei gleichzeitigem SHT oder Polytrauma, offener Fraktur, zu groß für Overhead extension
- intramedulläre Nagelung auf Extensionstisch:
- mittleres und distales Drittel: 2 retrograde Nägel (1/3 Markraumbreite), der mediale Nagel geht zum Schenkelhals, der laterale zum Trochanter major
- distales Drittel: anterograde Nägel über subtrochantären Zugang
- Mobilisation sobald schmerzfrei: in Teilbelastung oder Vollbelastung (Querfraktur)
- Metallentfernung nach 4-6 Monaten
- Standard Marknägel: Problem der sekundären Kopfnekrose, da gemeinsame Trochanter und Femurkopffuge
- Fixateur extern: 4-5mm Schanz-Schrauben, schmerzadaptierte Belastung, nach 4 Wochen dynamisieren
- Indikation:
Prognose / Komplikationen:
- Pseudarthroserate <5% (aufgebohrter, verriegelter Marknagel bis zu 1%)
- Infektionsrate ca. 1%
- Verheilung in Fehlstellung selten
- Post-op Rotationsfehler: Kontrolle durch intraoperative Beurteilung der Hüftinnen- und Hüftaußenrotation nach Einbringung des Marknagels
- heterotope Verkalkungen (bei aufgebohrten Marknägeln häufiger)
- Verletzung des hinteren oder vorderen
Kreuzbands bei retrograden Marknägeln
- Quadrizepsschwäche: insbesondere bei initial stark dislozierten Frakturen
- Fettembolie:
- Risiko minimiert durch
- moderne Bohrerdesigns mit tiefen Bohrrinnen
- distales Dekompressionsloch
- langsames Aufbohren
- aufgebohrter Marknagel: im Vergleich zu einem unaufgebohrten Nagel
- intramedullärer Druck beim Einführen vergleichbar
- Risiko pulmonaler Komplikatione vergleichbar
- Zeit zur Frakturkonsolidierung kürzer
- Rate an Zweiteingriffen geringer
- Thoraxtrauma ist jedoch Kontraindikation für aufgebohrten Marknagel
- Nervenverletzung:
- Risiko bei Verwendung eines Extensionstisches erhöht
- Zeit in Extension und Adduktion sollte minimiert werden
- Gefäßverletzung: Rekonstruktion durch Gefäßnaht, Veneninterponat oder PTFE Prothese