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Notizbuch

Osteoidosteom

- benigne osteoblastische Läsion: zellreicher, stark vaskularisierter Nidus umgeben von reifem reaktiven Knochen
- Alter: 8.-18. Lebensjahr
- Männer > Frauen
- Lokalisation:

  • Femur (31%), Tibia (25%)
  • Diaphyse, Metaphyse und Epiphyse gleichhäufig betroffen

- Einteilung:

  • Nidusgröße
    • <1.5 cm: Osteoidosteom
    • >1.5 cm: Osteoblastom
  • im Grenzbereich zwischen 1 und 2 cm auch Einteilung nach klinischem Bild:
    • starke Schmerzen und ausgeprägte, umgebende Sklerose: Osteoidosteom
    • Osteolyse ohne Randsklerose, kurze Anamnese, Wirbelsäule: Osteoblastom

- Verlauf:

  • tritt in der 2. Lebensdekade in Erscheinung
  • selbstlimitierender Verlauf: Ausheilung nach 2-7 Jahren beschrieben

Klinik / Diagnose:

- lokalisierte Schmerzen
- Nachtschmerz
- Schmerzlinderung durch Aspirin oder selektive Cox-2 Hemmer
- Schmerzverstärkung durch Alkohol
- Skoliose bei Lokalisation in der Wirbelsäule
- Röntgen:

  • intrakortikale Osteolyse (Nidus) umgeben von deutlicher ovaler oder spindelförmiger Randsklerose
  • Osteoblastom: geringere Randsklerose, größerer Nidus

- Knochenszintigrafie:

  • Mehranreicherung: gelegentlich typisches „double density sign“

 

Abb. 8-53: Osteoblastom im Bereich des Pedikels des 4. Lendenwirbels mit Ausbildung einer sekundären Skoliose (A-C) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Abb. 8-53: Osteoblastom im Bereich des Pedikels des 4. Lendenwirbels mit Ausbildung einer sekundären Skoliose (A-C) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Orthoforum

 

- Computertomografie:

  • Dynamisches CT Methode der Wahl
    • die Kontrastmittelaufnahme des Nidus zeigt aufgrund der guten Durchblutung unmittelbar nach intravenöser Kontrastmittelgabe einen Peak wie naheliegende Arterien
    • im Gegensatz dazu zeigt ein Brodie-Abszess aufgrund der schlechten Durchblutung kein Anfluten des Kontrastmittels
    • im Nidus häufig zentrale Verkalkung (typisch für Osteoidosteom!)

 

Abb. 8-54: Osteoidosteom der Femurdiaphyse: natives Röntgenbild (A), CT - (B) und MRT Bildgebung (C) mit typischer zentraler Verkalkung (B,C) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Abb. 8-54: Osteoidosteom der Femurdiaphyse: natives Röntgenbild (A), CT - (B) und MRT Bildgebung (C) mit typischer zentraler Verkalkung (B,C) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Orthoforum

 

- MRT:

  • aufgrund des intensiven, perifokalen Ödems Fehldiagnose durch unerfahrenen Radiologen möglich
  • zur Reduktion der Strahlenbelastung kann auch ein dynamisches MRT durchgeführt werden (Problem: gerade Kinder leichter im CT untersuchbar, da moderne CT Geräte kürzere Untersuchungszeiten haben)

 

Abb. 8-55: Dynamisches CT: nach Kontrastmittelgabe wird im CT der zeitliche Verlauf der Mehranreicherung in einer nahegelegenen Arterie mit der des Nidus verglichen (A). Zeigen beide initial einen steilen Anstieg (B) spricht dies für ein Osteoidosteom und
Abb. 8-55: Dynamisches CT: nach Kontrastmittelgabe wird im CT der zeitliche Verlauf der Mehranreicherung in einer nahegelegenen Arterie mit der des Nidus verglichen (A). Zeigen beide initial einen steilen Anstieg (B) spricht dies für ein Osteoidosteom und gegen einen Brodie Abszess. CT-gesteuerte Thermokoagulation (C) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Orthoforum

 

- Histologie:

  • makroskopisch: kirschrote Läsion (Nidus), umgeben von sklerotischem Knochen
  • mikroskopisch: Nidus: puzzleartiges Osteoid, Osteoblastensäume, lockeres, gefäßreiches Stroma

- Differentialdiagnose:

  • Brodie-Abszess: ähnliches Röntgenbild, Unterscheidung: dynamisches CT & Anamnese

Therapie:

- Osteoidosteom:

  • da selbstlimitierende Erkrankung, sollte jeder Patient über die Möglichkeit einer konservativen Therapie mit NSAR, Cox2-Hemmern oder Aspirin aufgeklärt werden
  • CT gesteuerte Thermokoagulation:
    • über eine Sonde wird der Nidus bei 90 Grad für 4-6 Minuten erhitzt
    • der Eingriff sollte unter Narkose erfolgen, da die Thermokoagulation sehr schmerzhaft ist
    • Methode der Wahl
  • CT gesteuerte Ausbohrung des Nidus: höhere Rezidivrate, aber bei älterem Patient unter Lokalanästhesie möglich, erhöhte Frakturgefahr
  • offene Resektion:
    • hohe Morbidität
    • großer Zugang
    • oft ist eine Osteosynthese nötig
    • da der Nidus schwer zu finden ist, häufig Rezidive oder Beschwerdepersistenz der Symptome
    • heute kein Therapiestandard!

- Osteoblastom:

  • Probeentnahme und offene Kürettage

Prognose / Komplikationen:

- selbstlimitierend
- Rezidivrate nach Thermokoagulation: < 10%

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