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Notizbuch

Frakturen im Kindesalter

Klassifikation der Frakturen im Kindesalter

„paediatric expert group“ (PAEG) der AO International
- epiphysäre Frakturen:

  • E/1: Salter-Harris Typ1
  • E/2: Salter-Harris Typ 2
  • E/3: Salter-Harris Typ 3
  • E/4: Salter-Harris Typ 4
  • E/5: “Tillaux fracture“, „two plane“ (2 Ebenen): Salter-Harris 3 Fraktur, die Fraktur wird von der partiell verknöcherten Fuge in das Gelenk abgeleitet
  • E/6: „Tri plane Fracture“ (3 Ebenen): „two plane“ Fraktur mit zusätzlicher rein metaphysärer (typ 1) oder epi- und metaphysärer Frakturfläche in der Frontalebene ähnlich einem Volkmann-Dreieck
  • E/7: knöcherner Bandausriss
  • E/8: flake fracture
  • E/9: sonstige

 

Abb. 3-6: Salter-Harris-Klassifikation für Frakturen bei offener Wachstumsfuge
Abb. 3-6: Salter-Harris-Klassifikation für Frakturen bei offener Wachstumsfuge
Orthoforum

 

- metaphysäre Frakturen:

  • M/2: inkomplette Frakturen (Grünholzfraktur, Torus-Fraktur)
  • M/3: komplette Fraktur
  • M/7: knöcherner Bandausriss
  • M/9: sonstige

- diaphysäre Frakturen:

  • D/1: „Bowing Fracture“: plastische Verformung des Knochens ohne sichtbare Kortikalisdurchtrennung
  • D/2: Grünholzfraktur: einseitig erhaltenes Periost und/oder Kortikalis
  • D/3: „Toddler fracture“: Fissurierung der Tibia (Wulstbruch: Stauchungsbruch)
  • D/4: Querbruch: transverse Fraktur mit einer Frakturlinie im Winkel <30 Grad
  • D/5: Schrägbruch: Spiralbruch mit einer Frakturlinie im Winkel >30 Grad
  • D/6: Monteggia- Fraktur: Ulnafraktur und Luxation des Radiusköpfchens
  • D/7: Galeazzi Frakutr: Radiusfraktur und Verletzung des distalen Radioulnargelenks
  • D/9: sonstige

Besonderheiten der Frakturheilung:

- Pseudarthrosen: sind im Kindesalter eine Rarität und meist iatrogen
- Frakturspalt: Belastbarkeit trotz radiologisch sichtbarem Frakturspalt, wenn Hinweis auf Kallusüberbauung in 3 von 4 Kortikales (Röntgen in 2 Ebenen) und Bruchsstelle nicht mehr druckschmerzhaft
- Frakturheilung: findet beim Kind primär über den sehr belastbaren periostalen Kallus statt
- Mikrobewegungen: sind für die Heilung diaphysärer Frakturen essentiell (elastische Nägel), eine starre Osteosynthese (Platte) ist für Kinder nicht günstig
- Wachstumsfuge: Mikrobewegungen sollten bei epiphysären Frakturen minimiert werden, um eine Irritation der Wachstumsfuge zu vermeiden
- Korrekturpotential:

  • Ante-Rekurvationsfehler: besseres Korrekturpotential als Varus-Valgus-Fehlstellungen
  • Varus-Valgus-Fehlstellungen besseres Korrekturpotential als Rotationsfehler
  • Epiphysennahe Frakturen: großes Wachstumspotential, besseres Korrekturpotential, Fraktur führt zu Hyperämie und überschießendem Wachstum
  • ab dem 10. Lebensjahr nimmt Korrekturpotential ab

- Röntgen der Gegenseite im Einzelfall (Ellenbogen)
- MRT und CT nur im Ausnahmefall
- Gips: immer unter Einschluss der beiden angrenzenden Gelenke, initial kein zirkulärer Gips (Schiene)
- Gipsanlage und Reposition immer unter Narkose
- Zugänge: periphere Venen, intraossäre Infusion (Tibia)
- Kombinationsverletzung:

  • häufigste ist die Kombination Schädel-Hirntrauma mit Skelettverletzung (40%)
    • Glasgow-Coma-Scale
    • arterieller Mitteldruck – Hirndruck >50mm Hg!
  • Kombination mit Bauchtrauma mit Skelettverletzung (13%)
    • Abdomenübersicht bei Perforationsverdacht
    • Notfalllaparotomie nur bei nicht stabilisierbarem Kreislauf
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