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Notizbuch

Frozen Shoulder

- Bewegungseinschränkung der Schulter (Synonym: adhäsive Kapsulitis, Schultersteife)
- primäre, idiopathische Schultersteife:

  • Gewebsreaktion unklarer Ursache, die zu einer Fibroblastenproliferation und dicken nodulären Kollagensträngen (wie bei M. Dupuytren) mit zunehmender Einsteifung des Gelenks führt
  • unklar ob entzündlicher Prozess oder Vernarbungsreaktion

- verläuft in drei Phasen:

  • 1. Phase: „freezing“
    • Entzündungsreaktion führt zu Kapselvernarbungen mit zunehmender Bewegungseinschränkung und Schmerzen
    • Beschwerden vor allem nachts
  • 2. Phase: „frozen“
    • es kommt zu einer bindegewebigen Einsteifung mit minimaler Restbeweglichkeit
    • mit abnehmendem Bewegungsumfang werden auch die Schmerzen geringer
  • 3. Phase: „thawing“
    • die Beweglichkeit der Schulter verbessert sich spontan

- phasenweiser Verlauf mit guter Prognose: 18-24 Monate

  • nicht in allen Fällen (Männer, Diabetes) kommt es zu einem günstigen Verlauf
  • sekundäre Schultersteife zeigt selten einen phasenweisen Verlauf

- erhöhtes Erkrankungsrisiko:

  • Frauen 40.-60. Lebensjahr (primär & sekundär)
  • Diabetiker (sekundär)

- 1/3 beidseitig
- sekundäre Schultersteife:

  • Diabetes mellitus
  • nach längerer Ruhigstellung (Operationen, Fraktur, Luxation, Rotatorenmanschettennaht)
  • auch nach anderen Eingriffen wie z. Bsp. Mastektomie

Klinik / Diagnose:

- Bewegungseinschränkung- Schürzengriff nicht möglich- eingeschränkte Rotation im Seitenvergleich (verhakte Luxation ausschließen)
- Schmerzen
- Röntgen: zum Ausschluss einer Fraktur, Luxation und Arthrose (axilläre Aufnahme)
- MRT: Ausschluss einer sekundären Schultersteife auf dem Boden einer intraartikulären
  oder extraartikulären Pathologie

Therapie:

konservative Therapie:
- NSAR
- intraartikuläre Injektion mit Carbostesin, Lidocain und Triamcinolon (10ml)
- intensive Krankengymnastik: schmerzadaptierte Dehnung, manualtherapeutische Mobilisation

- KG im schmerzfreien Bereich

- passive Dehnungsübungen: Hold & Relax (maximale Flexion, Außenrotation oder
  Innenrotation für 7 Sekunden halten), Terminal Strech (nach Erreichen der maximalen
  Flexion wird mit dem Arm der Gegenseite aktiv in Richtung Flexion gedehnt)
- Traumatisierung durch die Therapie vermeiden
- physikalische Therapie: Ultraschall, Elektrotherapie, Bewegungsbad
 

operative Therapie:
- Indikation: wenn nach 3-6 Monaten keine Besserung durch die konservative Therapie
- Mobilisation unter Narkose, wenn Mobilisation nur schwer möglich oder bei Diabetikern arthroskopisches Release
- einige Autoren empfehlen generell zuerst ein arthroskopisches Release gefolgt von einer Mobilisation in Narkose
- Technik der Narkosemobilisation (Reihenfolge)

  • Flexion bis 160-180 Grad
  • ARO mit Arm in Adduktion
  • ARO mit Arm in Abduktion
  • IRO mit Arm in Abduktion
  • umsichtiges Aufbrechen der Verklebungen

- Technik des arthroskopischen Release (Reihenfolge):

  • juxta-glenoidales Release
  • Release des Rotatorenmanschettenintervalls
  • Lösen der Vernarbungen um den Ansatz des M. subscapularis
  • Release der inferioren Kapsel (CAVE: N.axillaris)
  • um Innenrotationseinschränkung zu beseitigen, erfolgt ein Release der hinteren Kapsel
  • postoperativ umgehende Krankengymnastik unter Schmerztherapie mit Scalenus-Block

- post-OP:

  • Bewegungsschiene: der Patient muss die Maschine zum Dehnen (terminal Stretch) verwenden
  • Bewegungschiene: Flexion mit Hand in Pronation fördert Flexion & Außenrotation
  • intensive Krankengymnastik, Schmerztherapie ist essentiell für den Therapieerfolg (Scalenus-Block)

- Prognose:

  • sekundäre Frozen Shoulder schlechtere Prognose
  • Diabetes mellitus: Mobilisation in Narkose wenig Erfolg verprechend besser direkt arthroskopisches Release
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