Scapulafraktur
- Scapula relativ mobil und von Muskulatur geschützt: Verletzung nur bei direktem Trauma mit hoher Energie
- selten, <1% aller Frakturen
- bis zu 80% der Patienten mit Scapulafraktur haben gleichzeitig: Thorax-, Plexus brachialisoder Gefäßverletzungen (weitere Verletzungen ausschließen!)- gleichseitige Rippenfraktur: Hämato- und Pneumothorax in bis zu 50% der Fälle
- beachte N. suprascapularis und N. axillaris
Bildgebung:
- Röntgen: AP, Supraspinatus-Tunnel Aufnahme, axiale Aufnahme, Röntgen-Thorax
- ggf. Westpoint-Aufnahme: Akromion- und Glenoid Frakturen
- ggf. Stryker Aufnahme: Frakturen Processus coracoideus
- CT, ggf. MRT bei Rotatorenmanschettenruptur oder Plexus brachialis Verletzung
Einteilung:
nach Habermeyer:
- Gruppe A: Korpusfrakturen und Fortsatzfrakturen
- Gruppe B: Kollumfrakturen, „Floating Shoulder“
- Gruppe C: intraartikuläre Frakturen

Therapie:
Gruppe A:
- Scapulakörperfraktur:
- Begleitverletzungen häufig!
- konservative Therapie:
- Armschlinge, die den Arm am Körper fixiert
- Analgetika
- auch bei Trümmerfrakturen und dislozierten Frakturen keine Reposition anstreben (gute Weichteildeckung verbessert Frakturheilung)
- schmerzadaptierte frühe Mobilisation
- Fraktur des Akromions:
- konservative Therapie: keine Abduktion gegen Widerstand für 6 Wochen
- operative Therapie: wenn subakromiales Impingement oder bei Kombinationsverletzungen
- Fraktur Processus coracoideus: entsprechend Klassifikation nach Eyres
- Typ 1: Spitze
- Operation nur beim jungen Sportler, wenn Ansatz der Bicepssehne betroffen
- Typ 2: Mitte
- konservative Therapie
- Typ 3: Basis
- konservative Therapie
- Typ 4: Fraktur zieht in die Scapula
- Operation
- Typ 5: Fraktur zieht in das Glenoid:
- Operation
- Frakturen posterior des Lig. coracoclaviculare in der Regel instabil: Operation
Gruppe B:
- Skapulahals-Frakturen:
- konservative Therapie:
- Armschlinge und Analgetika
- relative Operationsindikation:
- Drehung des Fragments >40 Grad
- Verschiebung nach medial > 1cm
- dorsaler Zugang
- „Floating Shoulder“:
- Kombinationsverletzung aus:
- Clavicula-Fraktur oder > Grad 3 AC-Gelenksverletzung und
- Scapulafraktur mit separater Halskomponente
- nur bei gleichzeitiger Verletzung des Lig. coracoacromiale und acromioclaviculare instabil!
- Therapie: Stabilisierung der Clavicula-Fraktur ausreichend
- sobald der Schultergürtel an zwei Stellen unterbrochen ist, sollte mindestens an einer Stelle eine operative Stabilisierung erfolgen:
- Schultergürtel („superior shoulder suspensory complex“): Glenoid - Coracoid - Lig. Coracoclaviculare - Clavicula - AC-Gelenk - Akromion – Scapula, jedoch:
- klinisch stabile Frakturen ohne Verschiebung des Glenoids nach kaudal können auch
konservativ behandelt werden

Gruppe C:
- intraartikuläre Fraktur (Glenoid) Unterteilung nach Ideberg
- Typ 1: Frakturen des Glenoidrandes
- Operation wenn:
- anteriores Fragment >25% der Gelenkfläche
- posteriores Fragment >33% der Gelenkfläche
- mehr als 10mm Fragmentversatz
- Operation wenn:
- Typ 2: intraartikuläre Quer- oder Schrägfraktur mit frei beweglichem, distalem Pfannenfragment
- Typ 3: Fraktur des oberen Drittel des Glenoids und des Processus coracoideus
- Typ 4: Querfraktur durch das Glenoid und die margo medialis
- Typ 5: Kombination aus Typ 2 und 4
- Typ 6: Glenoidtrümmerfraktur
- Typ 2-6 Operationsindikation:
- Subluxation des Humeruskopfes mit dem größten Fragment
- intraartikuläre Stufe von ≥5 mm

Prognose / Komplikationen
- Pseudarthrose: selten, da exzellente Durchblutung