Ellenbogenluxation
- 20% aller Luxationen: zweithäufigste Luxation nach Schulterluxation
- Ellenbogenluxationsfraktur:
- Ellenbogenluxation und Fraktur des
- Radiusköpfchens in 50% der Fälle
- Proc. coronoideus in 10% der Fälle
- Fraktur medialer oder lateraler Epikondylus in jeweils 10%
- Lig. collaterale ulnare ist der primäre Gelenkstabilisator
- Mechanismus:
- Sturz auf den gestreckten oder leicht gebeugten Arm
- beim Kind: Hochreißen des Kindes an der Hand führt zu Subluxation des Radiusköpfchens „Pronatio dolorosa Chassaignac“
- Kind: ab 7. Lebensjahr distale Humerusfraktur seltener und Ellenbogenluxation häufiger
Bildgebung:
- Röntgen: AP & seitlich
Einteilung:
- nach Luxationsrichtung: >80% dorsal und dorsoradial
- „Terrible Triad“: Ellenbogenluxation & Radiusköpfchenfraktur & Fraktur des Proc. coronoideus
Therapie:
konservative Therapie:
- Versuch der geschlossenen Reposition mit i.v. Sedierung oder intraartikulärer Lokalanästhetikagabe
- Reposition:
- in Seitenlage übt der Arzt mit beiden Daumen Druck auf den Processus coronoideus aus
- gleichzeitig wird der Arm aus einer leichten Beugung und Supination in die Streckung und Pronation geführt
- Chassaignac: 90 Grad gebeugter Ellenbogen, Reposition durch Zug mit schneller Supinationsbewegung
- ist der Ellenbogenin Streckung und Supination instabil (häufig nach dorsoradialer Luxation), dann Ruhigstellung in Flexion und Pronation
operative Therapie:
- Operationsindikation:
- alte Dislokation (>10 Tage)
- offene Luxation
- Gefäß- und Nervenverletzung
- Ellenbogenluxationsfraktur
- dorsaler Zugang, ggf. anderer Zugang, um Begleitfrakturen zu versorgen
- Ellenbogenluxationsfraktur:
- Operation
- wenn Radiusköpfchenfraktur, Erhalt des Radiusköpfchens als sekundärer Stabilisator wichtig! (Osteosynthese oder Radiusköpfchenersatz),
- Fraktur des Proc. coronoideus: Fixierung, um rezidivierende AP-Instabilität zu vermeiden
- post-OP:
- da ein Rezidiv nach einmaliger Luxation sehr selten ist, wird bereits nach 1-2 Wochen Ruhigstellung im Oberarmgips mit der Mobilisation begonnen
- Röntgenverlaufskontrollen während Mobilisation
- >3 Wochen Ruhigstellung vermeiden!
- Lig. collaterale ulnare:
- häufig nach dorsaler Luxations verletzt
- Reparatur nur bei rezidivierenden Luxationen oder Operation aufgrund einer Ellenbogenluxationsfraktur
- Pivot-Shift-Test: Subluxation in Extension bei gleichzeitiger Supination und Valgusstress, Reposition bei Flexion und Pronation
- Therapieversager oder instabile Ellenbogenluxationsfraktur:
- Gelenkübergreifender Fixateur extern mit Gelenkscharnier und
- frühe Mobilisation (in Studien bis zu 100 Grad Bewegungsumfang)
Prognose / Komplikationen:
- Bewegungseinschränkung ist wahrscheinlicher als eine Gelenkinstabilität
- posttraumatische Arthrose ist selten
- Radiusköpfchenfrakturen oder Frakturen des Proc. coronoideus haben in Kombination mit Ellenbogenluxation wesentlich schlechtere Prognose
- „Terrible Triad“: rezidivierende dorsale Subluxationen häufig
- heterotope Verkalkungen (Prophylaxe)