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Notizbuch

Spondylodiszitis

- Infektion der Wirbelsäule machen nur 3% aller Knochenentzündungen aus
- prädisponierende Faktoren:

  • Diabetes mellitus
  • HIV
  • immunsupprimierende Medikamente
  • Alkoholismus

- Ausgangspunkt der Entzündung sind die Gefäßgeflechte der Grund- und Deckplatte, von hier breitet sich die Entzündung in die Bandscheibe aus
- Keimspektrum:

  • spezifisch: Mycobacterium tuberculosis
  • unspezifisch: Staphylococcus aureus, Stap. epidermidis, Streptococcus, Enterobacter

Klinik / Diagnose:

- unspezifische bis starke Rückenschmerzen (Hauptsymptom)
- subfebrile Temperaturen und Nachtschweiß
- akut septischer Verlauf selten
- Myelonkompression mit neurologischen Ausfällen und Meningismus möglich
- in der Regel 1 Segment betroffen
- Labor: CRP wichtigster diagnostischer Parameter und Verlaufsparameter
- Nachweis des Keims in 87% der Fälle möglich durch

  • Blutkultur
  • CT-gesteuerte Punktion
  • intraoperativen Abstrich

- Röntgenbild:

  • Aufhebung des Zwischenwirbelraums
  • Ausmaß der Sklerose des umliegenden Wirbelkörperknochens gibt Hinweis auf Dauer und Aktivität des entzündlichen Prozesses

- Computertomografie: bessere Darstellung der knöchernen Beteiligung
- MRT:

  • bestes Verfahren zur Darstellung der Ausdehnung der Entzündung, sowie von interspinalen und paraspinalen Abszessen
  • Darstellung von Spondylodiszitiden mit minimalen knöchernen Veränderungen
  • sagittale Rekonstruktion ermöglicht Beurteilung der angrenzenden Wirbelsäulensegmente

- Knochenszintigrafie: zeigt in der Regel eine Mehranreicherung, jedoch Spezifität gering
- Diagnose wird im Durchschnitt 4-6 Monate nach den ersten Symptomen gestellt

 

Abb. 5-12: Spondylodiszitis im Wirbelsäulensegment BWK 10-11 (A-B). Zustand nach dorsaler Stabilisierung, ventraler Ausräumung und Cage-Interposition (C-D) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Abb. 5-12: Spondylodiszitis im Wirbelsäulensegment BWK 10-11 (A-B). Zustand nach dorsaler Stabilisierung, ventraler Ausräumung und Cage-Interposition (C-D) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Orthoforum

Therapie:

konservative Therapie:
- Indikation

  • geringe Weichteilkomponente und geringe knöcherne Destruktion
  • Abszesse müssen drainiert werden (Operation oder CT-gesteuert)
  • Befall mehrerer Segmente oder Begleiterkrankungen die gegen eine Operation sprechen

- blinde Antibiose mit Cephalosporin der 2. Generation in Kombination mit Aminoglykosid, Penicillinase-resistentem Penicillin oder Clindamycin
- nach Eingang des Kulturergebnisses Antibiose nach Resistogramm
- Immobilisierung: zunächst Bettruhe, nach Normalisierung der CRP-Werte und Verringerung der Schmerzsymptomatik Versorgung mit einer Stützorthese und zunehmende Mobilisation

operative Therapie:
- Indikation:

  • keine Besserung der klinischen Symptome und CRP-Werte nach 4 Wochen konservativer Therapie
  • Abszess oder ausgedehnte knöcherne Destruktion
  • progrediente knöcherne Defekte
  • neurologische Symptome
  • drohende Instabilität

- Technik:

  • ventrale Ausräumung und Stabilisierung mit einem interkorporellen Cage
  • dorsale Stabilisierung und ventrale Ausräumung: da meistens nach einer Ausräumung und ventralen Dekompression eine segmentale Instabilität besteht, wird in den meisten Fällen die ventrale Ausräumung mit einer dorsalen Stabilisierung kombiniert
  • alleinige dorsale Stabilisierung bei geringer knöcherner Destruktion und fehlendem Abszess, wenn die Instabilität im Vordergrund steht

Prognose / Komplikation:

- post-OP Komplikationen

  • Organversagen
  • 6% aller operierten Patienten sterben im perioperativen Verlauf (Schinkel et al 2003)

- Rezidiv einer Spondylodiszitis ist nach adäquatem chirurgischem Débridement selten

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