Hüftverletzungen
Hüftsubluxation:
- oft übersehen
- hintere Subluxation häufiger, Sturz auf gebeugtes Knie und adduzierten Oberschenkel
- Ursache: Sturz beim Ski, Gegnerkontakt beim Kontaktsport
- Diagnose:
- Verletzungsmechanismus
- Röntgen: Fraktur
- MRT: korrekt reponiert, osteochondrales Fragment, Repositionshindernis?
- Therapie:
- Teil- / Entlastung für 6 Wochen an 2 Unterarmgehstützen
- Verlaufs-MRT, wenn Hinweis auf avaskuläre Knochennekrose weiter eingeschränkte Belastung
Labrumverletzung:
- Ätiologie:
- Cam-Impingement oder Pincer-Impingement: Konzept des femoroacetabulären Impingement:
- Prof. R. Ganz (Bern): femoroacetabuläres Impingement führt zu Knorpelablösung und Labrumdegeneration und in deren Folge zu Arthrose (Ätiologie der primären Arthrose)
- Impingement:
- Ursache:
- in Fehlstellung verheilte Schenkelhalsfraktur (1)
- Hüftkopfabrutsch (pistol grip) (2)
- Morbus Perthes (3)
- Wachstumsstörung (4) mit verringerter Anteversion des Schenkelhalses und/oder Retroversion des Acetabulums (beide begünstigen ein Pincer Impingement)
- Cam-Impingement
- Verlust des Hüftkopf-Offsets (meist mit begleitender Verringerung der Anteversion des Schenkelhalses): Pistolengriff-Deformität (pistol-grip deformity)
- das daraus resultierende Impingement führt zur Ablösung des Knorpels, „wave sign“: der Knorpel wird wie eine Welle vor dem Tasthaken hergeschoben, oft im anterolateralen Anteil der Pfanne
- Männer > Frauen
- führt zu rasch fortschreitendem Knorpelverlust
- Pincer-Impingement
- Retroversion des Acetabulums oder Coxa profunda: fördern Impingement im Bereich des vorderen oder seltener des hinteren Pfannenrandes
- führt zu chronischer Labrumdegeneration und Labrumverkalkungen durch das Anschlagen des Schenkelhalses
- Frauen > Männer
- in der Regel nur langsam fortschreitend, Knorpeldefekte erst im Spätstadium
- In 80% der Fälle liegt eine Kombination aus Pincer und Cam Impingement vor.
- Ursache:
- Trauma: Verdrehtrauma
- Diagnose:
- unspezifische Leistenschmerzen
- Einklemmungssymptomatik
- Leistenschmerz
- schmerzhaftes Klicken in der Leistengegend: sicherstes klinisches Zeichen
- Provokationstest: Schmerz bei Flexion, Adduktion und Innenrotation ist Hinweis auf anteriores Impingement
- Kontrovers: ob Schmerzen beim Thomas-Test ein Hinweis auf eine Labrumverletzung sind
- Röntgen: „pistol grip deformity“, lateraler Osteophyt, „cross over sign“ des vorderen und hinteren Pfannenrandes als Hinweis auf eine retroversion des Acetabulums, Hüftdysplasie (CE-Winkel <25 Grad?)
- Arthrografie: 88% aller Labrumrisse sind durch Kombination aus Arthrografie und Infiltration mit Lokalanästhetikum nachweisbar
- MRT:
- intraartikuläre Gadolinium-Gabe (90% Genauigkeit) oder
- natives MRT: hochauflösendes MRT nur von der betroffenen Hüfte, ein MRT des Beckens oder beider Hüftgelenke auf einem Film ist nicht geeignet, einen Labrumriss zu diagnostizieren!
- Arthroskopie
- Therapie:
- konservativ: Lokalanästhetikainjektion und modifizierte Belastung, Physiotherapie, Sportpause, NSAR
- bei ausbleibendem Erfolg: Hüftarthroskopie und Labrumteilresektion / Labrumrefixierung mit Nahtankern
- Therapie des femoroacetabulären Impingement:
- Offene Hüftluxation mit (1) Abtragung der Randosteophyten und Wiederherstellung der Sphärizität des Hüftkopfes, ggf. (2) Ablösen des Labrum und Abtragung des vorderen Pfannenrands bei Retroversion des Acetabulums, (3) Refixation/Naht des Labrums
- Hüftarthroskopie:
- Labrumresektion, ggf. Labrumnaht oder Labrumrekonstruktion mit Fascia lata Autograft
- Ablösen des Labrum und Abtragung des vorderen Pfannenrands bei Retroversion des Acetabulums „Rim Trimming“; Refixierung des Labrums mit Nahtankern
- Abtragung der Randosteophyten „Bump“ am Kopf-Hals Übergang
- Microfracture: Therapie von Knorpelläsionen
- Hüftarthroskopie: ermöglicht beschleunigte Rehabilitation, jedoch arthroskopische Impingementchirurgie wird nur von wenigen Operateuren beherrscht
Freie Gelenkkörper
- Ursache:
- Trauma: (Hüftluxation)
- Osteochondrosis dissecans
- Chondromatose
- Diagnose:
- Anamnese
- Einklemmungserscheinungen
- Leistenschmerz
- Röntgen, CT, MRT
- Therapie:
- Konservativ: enge Verlaufskontrolle bei asymptomatischem Zufallsbefund
- Hüftarthroskopie: Entfernung der freien Gelenkkörper, ggf. Microfracture
Sportler-Hernie, Hockey-Hernie:
- Sport mit schnellen, rezidivierenden Rumpfverdrehungen (Hockey, Eishockey, Fußball, Tennis)
- oft besteht eine Muskeldysbalance mit Kontraktur der Hüftbeuger
- Ursache: unklar, angeschuldigt werden u.a.
- Nervenreizung (N. ilioinguinalis etc.) bzw.
- Irritation der Aponeurose zwischen M. obliquus ext. und M. transversus abd. und Faszie des Leistenkanals
- Diagnose:
- schleichender Beginn des Leistenschmerzes
- Schmerz über dem gemeinsamen Ansatz von M.obliquus ext. und M. transversus abd. in der Rektusscheide am Schambein
- Husten und Niesen verursachen Schmerzen
- Schmerzen bei Adduktion gegen Widerstand
- Therapie:
- Dehnung der hypertrophierten kontrakten Adduktorenmuskulatur und der Hüftbeugemuskulatur
- Besserung der Rumpfbeweglichkeit
- Propriozeptions- und Koordinationstraining
- operative Therapie wurde mit exzellenten Ergebnissen bei Leistungssportlern beschrieben: Refixierung der Muskelsehnenscheide, ggf. Netzplastik (Abdominalchirurg)
Schambeinosteitis:
- Ursache:
- rezidivierende Ansatzreizung des M. rectus abd. oder der Adduktorenmuskulatur
- betrifft: Läufer, Fußballspieler, Hockeyspieler
- Diagnose:
- Schmerzen beim Treten, Laufen, Springen
und Drehen in der Hüfte - zur Leiste oder Schambein ausstrahlend
- Röntgen: Resorptionen und Sklerose nahe der Symphyse
- Therapie:
- Ruhe, NSAR und Wärme
- ggf. Steroidinjektion
- nach Besserung: Querfriktion, Muskeldehnung und Verbesserung des Bewegungsumfangs
Bursitis trochanterica:
- Tractus iliotibialis Syndrom: „snapping hip“
- Ursache: Sehnenreizung bei
- hervorstehendem Trochanter
- breitem Becken
- Adduktion des Beins über die Mittellinie beim Laufen (Laufstil)
- Verkürzung des Tractus iliotibialis
- plötzliche Steigerung der Trainingsintensität
- Diagnose:
- lokaler Druckschmerz
- schmerzhaftes Schnappen beim Gehen
- Abduktion gegen Widerstand in Seitenlage löst Schmerzen aus
- diagnostische und therapeutische Injektion (Lokalanästhetikum mit Steroidzusatz)
- Therapie:
- Dehnung des Tractus iliotibialis und der Glutealmuskulatur
- NSAR
- Steroidinjektion
- Modifikation des Laufstils
- ggf. Bursektomie oder Fixierung des Tractus iliotibialis bei Schnappen (coxa saltans), offenes oder arthroskopisches Release des posterioren Tractus iliotibialis