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Notizbuch

Verletzungen des thorakolumbalen Übergangs und der LWS

- Ätiologie:

  • Autounfall
  • Wintersport
  • Osteoporose

- Beurteilung des neurologischen Status:

  • erst nach Abklingen des spinalen Schocks definitive Beurteilung möglich
  • spinaler Schock: bis zu 48 Stunden
  • Abklingen erkennbar an der Rückkehr rückenmarksvermittelter Reflexe

- Begleitverletzungen:

  • Hypotonus und Bradykardie: Hinweis auf spinalen Schock (Verlust des Sympathikotonus) oder Blutung
  • Hämatothorax, Pneumothorax (Röntgen-Thorax)

Bildgebung:

- Röntgen: AP & seitlich
- Computertomografie:

  • Beurteilung der hinteren Säule
  • Ausschluss einer Fragmentdislokation in den Wirbelkanal
  • Ausrichtung der Wirbelsäule in sagittaler und koronarer Rekonstruktion

- MRT:

  • Darstellung des Rückenmarks (Einblutung, Ödem, Kontusion)
  • Verletzung der Bandscheibe, Bandstrukturen
  • Hämatom: T2 erniedrigte Signalintensität, im Randbereich aufgrund des Ödems vermehrte Signalintensität
  • Sonografie: Möglichkeit zur Beurteilung des dorsalen Bandapparates (PLC= posterior ligament complex )

Einteilung:

nach Magerl:
- Typ A: Kompressionsfraktur
- Typ B: Distraktionsverletzung
- Typ C: Rotationsverletzung


3-Säulen-Theorie nach Louis und Denis:
- vordere Säule: Ligamentum longitudinale anterius und die vorderen 2/3 des Wirbelkörpers / Bandscheibe- mittlere Säule: Ligamentum longitudinale posterius und hinteres Drittel des Wirbelkörpers / Bandscheibe- hintere Säule: Wirbelbogen, Ligamentum flavum, Facettengelenke und Ligamentum spinosum

- Verletzungsmechanismus: Ähnlichkeit mit der Nomenklatur nach Magerl beachten

  • Kompressionsfraktur:
    • Verletzung der vorderen Säule
    • mittlere Säule intakt
    • hintere Säule verletzt (Distraktion), wenn mehr als 50% Verlust der vorderen Wirbelkörperhöhe
  • Impressionsfrakturen („Burst“)
  • Verletzung der vorderen und mittleren Säule, dabei wird die mittlere Säule oft in den Spinalkanal verschoben
  • Flexions-Distraktionsfrakturen:
    • Distraktionsverletzung der hinteren und mittleren Säule
    • das Lig. longitudinale anterius bleibt intakt, jedoch ist eine Impression der vorderen Säule möglich
    • wenn Rotationspunkt vor der Wirbelsäule auch Distraktion der vorderen Säule (Chance-Verletzung)
  • Flexions-Rotations-Verletzung:
    • alle 3 Säulen betroffen

Therapie:

- konservative Therapie:

  • Rumpforthese, Korsett oder Gips für 3-4 Monate
  • Richtung der Verletzung muss blockiert werden (Flexion bei Flexionsverletzung)
  • Indikation:
    • Typ A1 und A2 nach Magerl
    • 1 oder 2 Säulen Verletzung nach Denis
    • Kriterien für eine stabile Verletzung:
      • <25 Grad Kyphose
      •  <50% Verlust der Wirbelkörperhöhe
      • hintere Säule nicht verletzt

- operative Therapie:

  • Typ A3, B und C nach Magerl
  • mehr als 2 Säulen betroffen (Klassifikation nach Louis und Denis)
  • Technik:
    • anteriore Dekompression und Rekonstruktion des Wirbelkörpers mit autologen Grafts (Beckenkamm) und zusätzliche anteriore oder dorsale Stabilisierung bei einer Einengung des Spinalkanals von vorn
    • dorsale Dekompression und ggf. Stabilisierung mit Pedikelschrauben bei Einengung des Spinalkanals von hinten
  • neurologisches Defizit:
    • Einengung des Wirbelkanals, die bei unauffälliger Neurologie toleriert werden kann:
      • BWK10-12: 35%
      • LWK1: 45%
      • ab LWK1: 55%
    • neurologisches Defizit: Dekompression auch bei komplettem neurologischen Defizit, um eine Erholung zu ermöglichen

Komplikationen:

- >30 Grad Kyphose: hohes Risiko, dass sich im Verlauf Rückenschmerzen entwickeln
- >50% Verlust der anterioren Wirbelkörperhöhe: droht progrediente Deformität (posttraumatische Skoliose)

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