Primärer Hyperparathyroidismus
- gesteigerte autonome Parathormonsekretion führt zu Hyperkalzämie und Hypophosphatämie
- Inzidenz: 27/100 000
- meist ab 50. Lebensjahr
- Frauen > Männer
- Ätiologie:
- Tumore der Nebenschilddrüse:
- solitäres Adenom (80%)
- multiple Adenome (5%)
- Karzinom (<1%)
- Hyperplasie aller Epithelkörperchen
- genetische Störung:
- multiple endokrine Neoplasie Typ 1 (MEN I)
- multiple endokrine Neoplasie Typ 2a (MEN IIa)
- Pathogenese:
- geringe Parathormonerhöhung:
- steigert renale Phosphatausscheidung und Hypophosphatämie
- Steigerung der Vitamin D Synthese
- Hyperkalzämie durch erhöhte renale Kalziumrückresorption und gesteigerte intestinale Kalziumaufnahme
- Knochen osteoanabol: Stimulierung der Osteoblasten
- Starke Parathormonerhöhung:
- Stimulierung der Osteoblasten führt zu Aktivierung der Osteklasten und Knochenabbau
- Hyperkalzämie mit resultierender Hyperkalzurie
- Phosphaturie und Hyperkalzurie führen zu Nierensteinen
- Hyperkalzämie stimmuliert Gastrinsekretion und führt zu Magengeschwüren
Klinik / Diagnose:
- „Stein-, Bein-, Magenpein“
- Niere: ca. 50% der Patienten
- Nierensteine (Phosphaturie und Hyperkalziurie)
- Nephrokalzinose
- Niereninsuffizienz in fortgeschrittenem Stadium möglich
- Knochen: ca. 50% der Patienten
- Osteoklastenaktivierung
- Röntgen: keine sichere Diagnose möglich, da in der Regel unauffällig
- subperiostale Resorptionslakunen
- Akroosteolysen
- diffuse Osteopenie
- Osteodystrophia cystica generalisata von Recklinghausen (braune Pseudotumoren): heute selten
- ggf. Röntgen mit Mammografietechnik (folienlos), da natives Röntgen meistens unauffällig
- Magen: ca. 50% der Patienten
- Übelkeit, Appetitlosigkeit, Obstipation
- selten Ulcus ventriculi oder duodeni
- hyperkalzämische Krise: ca. 5% der Patienten
- Polyurie, Polydipsie, Erbrechen, Adynamie
- psychotische Symptome und Somnolenz
- Niereninsuffizienz und Herzrhythmusstörungen können zum Tod führen
- Blut:
- Phosphat erniedrigt
- Parathormon und Serumkalzium erhöht
- Sonografie und/oder Computertomografie zum Nachweis der Adenome
Therapie:
- Resektion der vergrößerten Nebenschilddrüsen:
- Entfernung eines Epithelkörperchens, wenn nur eine Nebenschilddrüse adenomatös vergrößert ist
- Entfernung aller 4 Epithelkörperchen bei Hyperplasie, ggf. Epithelkörperchentransplantation in den M. brachioradialis oder sternocleidomastoideus
- Kryokonservierung der Epithelkörperchen, um bei dauerhafter postoperativer Unterfunktion eine autologe Transplantation durchzuführen
- hyperkalzämische Krise:
- Diurese (≥5 Liter/ Tag): NaCl-Lösung und Lasix (Kaliumkontrolle)
- keine orale Kalziumaufnahme
- Hemmung der Osteoklasten:
- i.v. Bisphosphonat (Clodronat 300mg)
- oder Calcitonin: 100E /Tag