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Notizbuch

Rheumatoide Arthritis der Halswirbelsäule

- rheumatoide Arthritis der Wirbelsäule betrifft in der Regel die Halswirbelsäule
- 25-80% aller Patienten zeigen eine Beteiligung der HWS
- Ausmaß der HWS-Beteiligung ist abhängig von der Aktivität der rheumatoiden Arthritis

  • je aktiver die Arthritis der peripheren Gelenke, desto wahrscheinlicher ist eine Beteiligung der HWS
  • leichte Erosionen der peripheren Gelenke: 50% der Patienten haben HWS Veränderungen
  • schwere mutilierende Arthritis der peripheren Gelenke: 90% der Patienten haben HWS Veränderungen

- Risikofaktoren:

  • Männer
  • Rheumafaktor positiv
  • Steroidtherapie in der Vergangenheit

- HWS-Beteiligung:

  • atlantoaxiale Instabilität oder Subluxation:
    • Subluxation des Atlas nach vorn
    • Einteilung: reponierbar, teilweise reponierbar, fixiert
  • Migration des Dens axis nach cranial: mit direkter Kompression des Rückenmarks
  • Subaxiale Subluxation:
    • Instabilität und Wirbelkörpergleiten (Subluxation) HWK 3-7
    • häufig mehrere Segmente betroffen
    • Komplikation nach atlantooccipitaler oder atlantoaxialer Fusion

Klinik / Diagnose:

- Anamnese:

  • Kopfschmerz
  • Insuffizienz der vertebrobasilären Gefäßversorgung:
    • Sehstörungen
    • Gleichgewichtsstörungen
    • Schwindel
    • Tinnitus
    • Dysphagie
  • Hirnnervenkompression:
    • occipitale Kopfschmerzen
    • Gesichtsschmerz
    • Ohrenschmerz
  • Myelopathie:
    • Schwäche
    • Gangstörungen
    • Lähmungen
    • Harnverhalt
    • Inkontinenz
    • Kopfbewegungen verursachen elektroschockartige Schmerzwahrnehmungen (Lhermitte’s Zeichen)
    • klinische Einteilung der Myelopathie nach Ranawat:
      • Klasse I: keine neurologischen Symptome
      • Klasse II: subjektives Schwächegefühl, Hyperreflexie, Dysästhesie
      • Klasse III: objektivierbare Schwäche, Hinterstrangsymptomatik
      • Klasse IIIA: gehfähig
      • Klasse IIIB: nicht gehfähig

- Obduktion: bei 10% aller Rheumatiker ist die Todesursache eine tödliche Rückenmarkskompression

 

Abb. 5-16: Rheumatoide Arthritis der HWS mit Migration des Dens (A-B). Synovialitis der kleinen Kopfgelenke, Weite des Spinalkanals in mm (C) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Abb. 5-16: Rheumatoide Arthritis der HWS mit Migration des Dens (A-B). Synovialitis der kleinen Kopfgelenke, Weite des Spinalkanals in mm (C) (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Orthoforum

 

Abb. 5-17: Posterior-Atlantodentales-Intervall (PADI) und Anteriores-Atlanto-Dentales-Intervall (AADI) (A), Mc-Gregor-Linie (B), Ranawat Index (C), Clark Stadien (D).
Abb. 5-17: Posterior-Atlantodentales-Intervall (PADI) und Anteriores-Atlanto-Dentales-Intervall (AADI) (A), Mc-Gregor-Linie (B), Ranawat Index (C), Clark Stadien (D).
Orthoforum

 

- Röntgen:

  • seitliche Röntgenaufnahme in Re- und Inklination
  • 50% der Patienten haben radiologische Veränderungen ohne Symptome
  • atlantoaxiale Instabilität:
  • anteriores atlantodentales Intervall:
    • Intervall zwischen Vorderrand des Dens und Hinterrand des Atlas
    • normal: <3mm
    • keine Vorhersage, welche Patienten neurologische Symptome entwickeln, deswegen wird heute das posteriore atlantodentale Intervall bevorzugt
  • posteriores atlantodentales Intervall:
    • ≤14 mm: 97% der Patienten entwickeln neurologische Symptome
    • >14 mm: 94% der Patienten entwickeln keine neurologischen Symptome
  • Migration des Dens axis:
    • Mc Gregor Linie:
      • Linie vom harten Gaumen zum Hinterhaupt
      • wandert die Spitze des Dens >4.5mm cranial dieser Linie, ist dies ein Hinweis auf eine Migration des Dens axis
    • Ranawat Index:
      • Abstand zwischen der Verbindungslinie des ventralen und dorsalen Bogens des Atlas und dem Zentrum des Pedikels des Axis
      • <13mm ist ein Hinweis auf eine Migration des Dens
    • Clark Stadien:
      • der Dens axis wird in Drittel eingeteilt
      • liegt der vordere Bogen des Atlas in Höhe des 2. oder 3. kaudalen Drittels, ist dies ein Hinweis auf eine Migration.

- MRT:

  • Vorteil sind die genaue Darstellung des Pannus der kleinen atlantoaxialen Gelenke und die exakte Beurteilung der Rückenmarkskompression
  • Spinalkanaldurchmesser sollte
    • in Höhe des Foramen mindestens 14 mm
    • in Höhe HWK 1-2: mindestens 13 mm
    • ab HWK 3: mindestens 12 mm betragen
    • Winkel zwischen Hirnstamm und Halsmark sollte mindestens 135 Grad betragen, kleinere Werte sind ein Hinweis auf eine Myelopathie

Therapie:

- Prophylaxe

  • effiziente medikamentöse Therapie
  • je geringer der Befall der peripheren Gelenke, desto geringer auch der Befall der HWS

- Halskrause, Schmerzmedikation
- Grundsätze:

  • vermeide neurologische Defizite
  • vermeide unnötige Operationen: 50% der Patienten mit radiologischen Zeichen einer Instabilität bleiben klinisch asymptomatisch
  • ist eine Operation notwendig, sollte diese so früh wie möglich erfolgen (bessere Prognose)

- Indikation:

  • starke, konservativ nicht zu beherrschende Schmerzen
  • atlantoaxiale Instabilität:
    • posteriores atlantodentales Intervall ≤ 14 mm, dann MRT
    • MRT Kriterien für eine atlantoaxiale Fusion:
      • Hirnstamm-Rückenmarkswinkel von <135 Grad
      • in Flexion weniger als 13 mm Raum für das Rückenmark
      • Durchmesser des Rückenmarks <7mm
    • Laminektomie, wenn eine operative Korrektur der Deformität nicht beabsichtigt
  • Migration des Dens
    • kann in der Regel beobachtet werden, solange keine Symptome auftreten
    • kommt es zu Symptomen, dann wird geprüft, ob Traktion zu einer Korrektur der Fehlstellung führt (posteriore occipitocervicale Fusion)
    • wenn Reposition nicht möglich, dann ist eine HWK1-Laminektomie oder eine anteriore Resektion der Spitze des Dens notwendig

Prognose / Komplikation:

- ungünstige Prognose für Rückbildung der neurologischen Symptome:

  • hohe Ranawat Klasse
  • posteriores atlantodentales Intervall <10 mm

- post-OP Komplikationen:

  • Infektion
  • Pseudarthrose
  • Wundheilungsstörung
  • Materialbruch
  • im Verlauf subaxiale Subluxation
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