Kniegelenksluxation
Rasanztrauma mit starker Gewalteinwirkung
- spontane Reposition häufig
- oft übersehen (50%), vor allem bei gleichzeitiger Femur- oder Tibiafraktur
- bei Verletzung beider Kreuzbänder immer an eine Kniegelenksluxation denken- unfallchirurgischer Notfall
- Gefäß- Nervenverletzungen: besonders exponiert für eine Verletzung sind
- Arteria poplitea (30%): fixiert im Hiatus adductorius und beim Eintritt in den Unterschenkel
- Nervus peroneus (20%) fixiert im Bereich des Wadenbeinköpfchens
- für eine Luxation sind signifikante Verletzungen der Weichteilstabilisatoren (Seitenbänder, Kreuzband, Meniskus etc.) unabdingbare Voraussetzung
- Luxationsrichtung:
- anteriore Luxation: Hyperextensionsverletzung, Verletzung der hinteren Kapsel und Luxation der Tibia nach vorn
- posteriore Luxation: Anpralltrauma am Tibiakopf mit Verschiebung der Tibia nach dorsal
- medial / laterale Luxation: Varus- bzw. Valgustrauma
Bildgebung:
- Röntgen: AP und seitlich
- Doppler-Ultraschall: Intima-Dissektion
- Angiografie: bei fehlenden distalen Pulsen zum Auschluss einer Verletzung der A. poplitea
- MRT zur Beurteilung der Weichteilstabilisatoren: Meniskus, Kreuzbänder, etc.
Einteilung:
- nach Luxationsrichtung: anterior, posterior, medial, lateral und Rotation
- Luxationsrichtung beschreibt die Lageveränderung der Tibia bezogen auf den Femur
Therapie:
konservative Therapie:
- Indikation: Patienten mit geringen funktionellen Ansprüchen oder geringer Compliance
- Reposition entgegen dem Verletzungsmechanismus
- Kompression der A. poplitea vermeiden
- Ruhigstellung in stabilster Position: leichte Flexion
- nach Reposition erneute Beurteilung der Durchblutung, Motorik und Sensibilität
operative Therapie:
- innerhalb von 7 Tagen
- initial wird die hintere Gelenkkapsel und das hintere Kreuzband, ggf. das laterale Seitenband rekonstruiert, ggf. zusätzlich Rekonstruktion des vorderen Kreuzbands
- nach vorderer oder hinterer Luxation sollte auf eine Blutsperre verzichtet werden, um weitere Beeinträchtigung der Poplitealgefäße zu vermeiden
Prognose / Komplikationen:
- Restitutio ad integrum nach Knieluxation selten
- Hauptproblem: Bewegungseinschränkung, häufig passive Mobilisation nach längerer Ruhigstellung notwendig
- N. peroneus-Verletzungen: meistens permanent
- Kompartmentsyndrom nach Reperfusion
- heterotope Ossifikation: Risiko erhöht bei Injury Severity Score ≥26
- umgehende Therapie verbessert das Ergebnis