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Notizbuch

Verletzung der Strecksehnen

Abb. 7-20: Zonen für die Einteilung von Strecksehnenverletzungen nach Kleinert
Abb. 7-20: Zonen für die Einteilung von Strecksehnenverletzungen nach Kleinert
Orthoforum

- Strecksehne und Strecksehnenaponeurose sind dünner und lassen sich distal schwieriger nähen

Einteilung:

Kleinert, Verletzung in Höhe von
- Zone 1: DIP-Gelenk
- Zone 2: mittlere Phalanx
- Zone 3: PIP-Gelenk
- Zone 4: proximale Phalanx
- Zone 5: MP-Gelenk
- Zone 6: Os metatarsale
- Zone 7: Retinaculum extensorum, Handwurzel

- T 1: Daumen über IP-Gelenk
- T 2: Daumen über proximaler Phalanx
- T 3: Daumen über MP-Gelenk
- T 4: proximal des MP-Gelenk

 

 

Diagnose / Klinik:

- Zone 1: Hammerfinger, Drop-Finger

- Zone 2: Drop-Finger
- Zone 3: Finger kann im PIP-Gelenk nicht gestreckt werden, Verletzung des Mittelzügels resultiert in Boutonnière Deformität oder Knopflochdeformität (Seitenzügel werden Strecker im DIP- und Beuger im PIP-Gelenk)
- Zone 4: Streckdefizit selten, da Sehne breit und selten komplett durchtrennt
- Zone 5: Streckdefizit im Grundgelenk, „Kampfbiss“ oder clenched fist injury durch Faustschlag in den geöffneten Mund
- Zone 6: oft relativ gute Streckung, da Verbindung zwischen den Sehnen über den Connexus intertendineus

- T 1: Hammerdeformität des Daumens
- T 2: milde Hammerdeformität möglich

 

Abb. 7-21: Prüfen der Streckung im Metacarpophalangealgelenk (A), im proximalen Interphalangealgelenk (B) und im distalen Interphalangealgelenk (C)
Abb. 7-21: Prüfen der Streckung im Metacarpophalangealgelenk (A), im proximalen Interphalangealgelenk (B) und im distalen Interphalangealgelenk (C)
Orthoforum

Therapie:

- Zone 1, 2 und T1, T2

  • offene Verletzung: häufig K-Draht-Fixierung des DIP-Gelenks nötig, Sehnennaht, Schiene
  • geschlossene Verletzung: Stack’sche Schiene für 6-8 Wochen (keine Flexion im DIPGelenk für 6 Wochen!)
  • intraartikuläre Fraktur der distalen Phalanx, sogenannte Busch-Fraktur
    • Fragment: <30% der Gelenkfläche ohne signifikante Luxation des Fragments: konservative Therapie
    • Fragment: 30-50% der Gelenkfläche und keine Subluxation: ggf. konservative Therapie, jedoch in der Regel operative Therapie bevorzugt
    • Fragment: >50% der Gelenkfläche: operative Therapie

- Zone 3:

  • geschlossene Verletzung:
    • Schienung des PIP-Gelenks, MP- und DIP-Gelenk bleiben frei
    • Operationsindikation: Versagen konservativer Therapie, dislozierte Fraktur, axiale und laterale Instabilität
  • offene Verletzung: offene Naht in Kombination mit temporärer Fixierung des PIPGelenks; zahlreiche Strecksehnenplastiken beschrieben (z. B. nach Wilhelm, Snow, Matev etc.)

 

Abb. 7-22: Stack‘sche Schiene (A), bzw. Schienung des DIP-Gelenks mit einer Kunststoffschiene und Tapezügeln (B)
Abb. 7-22: Stack‘sche Schiene (A), bzw. Schienung des DIP-Gelenks mit einer Kunststoffschiene und Tapezügeln (B)
Orthoforum

 

Abb. 7-23: Fixierung einer Avulsion der tiefen Beugesehne (A) in der Technik nach Bunnell (B), Skoff (C), bzw. Sood und Elliot (D)
Abb. 7-23: Fixierung einer Avulsion der tiefen Beugesehne (A) in der Technik nach Bunnell (B), Skoff (C), bzw. Sood und Elliot (D)
Orthoforum

 

- Zone T3 – T5: offene Naht
- Zone 4:

  • partielle Ruptur: offene Naht und Schienung für 3-4 Wochen
  • komplette Ruptur und eingeschränkte Streckung: offene Naht

- Zone 5:

  • offene Naht und Ruhigstellung für 4-5 Wochen
  • aggressives Débridement und prophylaktische Antibiose bei Bisswunde

- Zone 6:

  • Naht und ggf. dynamische Schienung

- Zone 7:

  • Verletzungen im Bereich des Retinakulum extensorum: aufgrund Sehnenretraktion größerer Hautschnitt notwendig
  • plastische Rekonstruktion des Retinakulums notwendig

- post-OP:

  • früher statische Schienung Methode der Wahl, heute zunehmend aggressivere Mobilisation, da Immobilisierung zu Vernarbungen führt und die Sehne schwächt
  • dynamische Schienung und frühe kontrollierte aktive Mobilisation
  • dynamische Schiene: Handgelenk in 30 Grad Extension und MP-Gelenk in 10 Grad Flexion
  • in Zone 3 und 4 statische Schienung des betroffenen Gelenks für 4-6 Wochen

Prognose / Komplikation:

- Komplikationsrate erhöht bei:

  • Hautdefekt
  • gleichzeitiger Nervenverletzung
  • gleichzeitiger Fraktur

- Verwachsungen der Sehne nach Ruhigstellung:

  • aggressive Krankengymnastik
  • ggf. Tenolyse oder Kapsulotomie
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