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Notizbuch

Verletzungen der Brustwirbelsäule

- BWK 1-10
- 15% aller Wirbelsäulenfrakturen
- betrifft meist junge Männer nach Autounfällen (Rasanztrauma)
- Mechanismus: Kompressions- und Flexionstrauma
- Spinalkanal im Bereich der BWS am schmalsten: bis zu 2/3 der Patienten haben schwere neurologische Ausfälle- Anatomie:

  • Rippen tragen zur Stabilisierung der BWS bei
  • Facettengelenke dachziegelartig angeordnet:
    • verhindern anteriore Translation und Rotation
    • gestatten leichte Extension und Flexion
  • Blutversorgung: Rückenmark in Höhe BWK 5-8 wird von einer Arterie (Adamkiewicz) versorgt, so dass auch geringes Trauma zu Einschränkung der Blutversorgung führen kann

Bildgebung:

- Röntgen: AP und seitlich

  • Schwimmer-Aufnahme mit vorgestreckten Armen
  • auf gleichzeitige Verletzung des Sternums achten: Sternum ist in Flexion und Extension ein wichtiger Stabilisator (4. Säule)
  • seitliche Aufnahme: Verlauf der Vorder- und Hinterkante, prävertebraler Weichteilschatten
  • ggf. Funktionsaufnahmen unter Durchleuchtung

- Sonografie der interspinösen Bänder (Hämatom?)
- Computertomografie: 1mm Schichtdicke für betroffenen und angrenzende Wirbel für koronare und sagittale Rekonstruktion
- MRT:

  • in sagittalen Schichten exzellente Beurteilung der gesamten BWS sowie des Lig. longitudinale ant. und post.
  • Einblutung und Kontusion des Rückenmarks darstellbar

Einteilung:

- da das 3-Säulen-System von Louis und Denis für die BWS biomechanisch keine Bedeutung hat, Beurteilung auf der Basis des 2-Säulen-Systems nach Holdsworth (Wirbelkörper und dorsale Wirbelstrukturen)
nach Magerl

- Typ A: Kompressionsfraktur

  • nur die ventrale Säule (Wirbelkörper) betroffen
  • Kompressionsverletzung des Wirbelkörpers
    • Typ A1: Impression der Wirbelkörperdeckplatte
    • Typ A2: Kneifzangenbruch aufgrund koronarer Fraktur
    • Typ A3: Keilwirbelbildung aufgrund kompletter Impression

- Typ B: Distraktionsverletzung

  • sowohl ventrale als auch dorsale Säule betroffen:
  • Distraktion dorsal (B1-2) oder ventral (B3):
    • Typ B1: Riss durch das Lig. spinosum und Subluxation
    • Typ B2: Bruch durch den Wirbelbogen und quer durch den Wirbelkörper
    • Typ B3: von vorn durch die Bandscheibe und in die dorsale Säule ziehend
  • Hinweise auf Typ B Verletzung:
    • Delle zwischen 2 benachbarten Processus spinosi und vergrößerter Abstand als Ausdruck der Distraktion: B1 und B2
    • Subluxation oder Luxation der Facettengelenke: B1 und B2
    • Querfraktur der dorsalen Wirbelkörperelemente mit Aufklappen der Hinterkante und damit Verlängerung der Hinterkante: B2
    • ventrale Distraktion und dorsale Kompression: B3

- Typ C: Rotationsverletzung

  • sowohl ventrale als auch dorsale Säule betroffen; Rotationsverletzungen sind häufig begleitet von Querfortsatzbrüchen und Rippenfrakturen
    • Typ C1: Typ A Verletzung mit Rotationskomponente (AP-Subluxation)
    • Typ C2: Typ B Verletzung mit Rotationskomponente (laterale Subluxation)
    • Typ C3: Rotation mit AP- und lateraler Subluxation
  • Hinweise auf Typ C Verletzung:
    • seitlicher Versatz der Processus spinosi
    • einseitiger Rippen- oder Querfortsatzbruch
    • einseitige Fraktur des Processus articularis
    • unterschiedlicher Abstand der Dornfortsätze und Pedikel ober- und unterhalb der Fraktur

 

Abb. 3-10: BWS Fraktur (A-C) mit mehrsegmentaler dorsaler Stabilisierung (D-E)
Abb. 3-10: BWS Fraktur (A-C) mit mehrsegmentaler dorsaler Stabilisierung (D-E)
Orthoforum

Therapie:

konservative Therapie:
- Indikation: alle stabilen Frakturen (Typ A1-A2)
- Rumpforthesen: Hohmann-Mieder mit Reklinationsbügeln
- Frühmobilisation mit Stärkung der Rückenmuskulatur (nach Böhler)
operative Therapie:
- Indikation: Magerl A3, B, C

  • neurologische Ausfälle
  • Hinweis auf Instabilität:
    • Sternum-Fraktur
    • Verlust von mehr als 50% der Wirbelkörperhöhe und Kyphose >30 Grad im betroffenen Segment: Typ A3
    • sobald mehrere dorsale Strukturen verletzt sind: Kombination aus Fraktur des Proc. spinosus, Fraktur der Facettengelenke und Ruptur des Lig. spinosum: Typ B1 und B2
    • Verletzung des Lig. longitudinale anterius: Typ B3 und C3
    • Rotationsverletzungen: Typ C1-3

- Technik:

  • dorsale Stabilisierung: einfaches sagittales Verletzungsmuster (Flexion/Extension)
  • ventrale Stabilisierung: zur Dekompression einer ausgeprägten Kyphose
  • dorsoventrales Vorgehen: bei Instabilität, Spinalkanaleinengung und ausgeprägter Zerstörung der ventralen Wirbelkörperanteile zur Vermeidung einer posttraumatischen Kyphose

Prognose / Komplikationen:

- Querschnitt: Rehabilitationsmaßnahmen

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