Morbus Scheuermann
- Prävalenz: 6%
- Risikopatienten: großgewachsene Jugendliche, jugendliche Sportler
- Pathogenese:
- Entwicklungsstörung der knöchernen Ringapophysen der Grund- und Deckplatten
- durch die Verknöcherungsstörung der Apophysen kommt es zur Ausbildung von Keilwirbeln
- durch die Druckerhöhung im Nucleus pulposus kommt es zum Austritt von Bandscheibengewebe in die knorpelige Apophyse, zur Entstehung von Schmorl´schen Knoten und zu einer Verschmälerung des Bandscheibenraums
Einteilung:
- Typ 1: klassisch, thorakal
- Typ 2: lumbal
Klinik / Diagnose:
- adoleszenter Rundrücken
- Hyperlordose in den angrenzenden Wirbelsäulenabschnitten
- Rückenschmerz: während der thorakale Scheuermann kaum Beschwerden verursacht, sind Rückenschmerzen für den lumbalen Scheuermann charakteristisch
- Röntgen: Kyphosewinkel nach Stagnara zwischen BWK 3 & 11 oder BWK 4 & 12
- Kriterium für die Diagnose eines M. Scheuermann: Röntgen
- thorakaler Scheuermann:
- keilförmige Deformierung von mindestens 5 Grad in 3 aufeinanderfolgenden Wirbelkörpern im Bereich des Kyphosescheitels
- lumbaler Scheuermann:
- Aufhebung der lumbalen Lordose, die auch in Hyperextension rigide ist
- Verschmälerung des Bandscheibenraums
- Ausbildung von Schmorl’schen Knoten (Deckplatte) und Randleistenhernien (im Bereich der vorderen Ringapophyse)
- unregelmäßige Verknöcherung der vorderen Ringapophyse
- Differentialdiagnose:
- Haltungsschwäche
- angeborene Kyphose
- Spondyloepiphysäre Dysplasie
- Fraktur
Therapie:
konservative Therapie:
- Korsettversorgung:
- Ziel ist es, den Einfluss der Kyphose auf das Wachstum der Wirbelsäule und die Statik zu reduzieren
- Tragezeit: bis Wachstumsabschluss
- thorakaler Scheuermann: Münsteraner Kyphosekorsett
- lumbaler Scheuermann: 3-Punkt-Reklinationskorsett
- Krankengymnastik: zur Kräftigung der Haltungsmuskulatur (Rücken- und Bauchmuskulatur) und Dehnung resultierender Verspannungen der ischiokruralen Muskulatur
operative Therapie:
- Indikation: thorakaler Scheuermann
- thorakale Hyperkyphose von mehr als 75 Grad
- progrediente Kyphose
- persistierende Schmerzen
- Technik: dorsale Instrumentationsspondylodese mit Pedikelschrauben, ggf. hochthorakale Haken, ggf. mit ventraler Lösung kombinieren
- Problem:
- Dekompensation der Anschlusssegmente
- durch die Kyphose liegt das Spondylodeseinstrumentarium gerade bei schlanken Patienten relativ oberflächlich
Prognose / Komplikation:
- Kyphosewinkel von bis zu 50 Grad werden in der Regel ohne Probleme toleriert
- bei Kyphosewinkeln von >75 Grad: Gefahr der Progredienz auch im Erwachsenenalter
- lumbaler Typ: ungünstige Prognose