Lesezeichen setzen
Inhalt melden
Notizbuch

Morbus Scheuermann

- Prävalenz: 6%
- Risikopatienten: großgewachsene Jugendliche, jugendliche Sportler

 

Abb. 5-29: 17-jähriger Patient mit einem Morbus Scheuermann
Abb. 5-29: 17-jähriger Patient mit einem Morbus Scheuermann
Orthoforum

 

- Pathogenese:

  • Entwicklungsstörung der knöchernen Ringapophysen der Grund- und Deckplatten
  • durch die Verknöcherungsstörung der Apophysen kommt es zur Ausbildung von Keilwirbeln
  • durch die Druckerhöhung im Nucleus pulposus kommt es zum Austritt von Bandscheibengewebe in die knorpelige Apophyse, zur Entstehung von Schmorl´schen Knoten und zu einer Verschmälerung des Bandscheibenraums

Einteilung:

- Typ 1: klassisch, thorakal
- Typ 2: lumbal

Klinik / Diagnose:

- adoleszenter Rundrücken
- Hyperlordose in den angrenzenden Wirbelsäulenabschnitten
- Rückenschmerz: während der thorakale Scheuermann kaum Beschwerden verursacht, sind Rückenschmerzen für den lumbalen Scheuermann charakteristisch
- Röntgen: Kyphosewinkel nach Stagnara zwischen BWK 3 & 11 oder BWK 4 & 12

 

Abb. 5-30: Radiologische Zeichen für einen Morbus Scheuermann: Schmorl’sche Knötchen (A), keilförmige Deformierung von mindestens 5 Grad in 3 aufeinanderfolgenden Wirbelkörpern (B) und Ossifizierungsstörungen im Bereich der anterioren Ringapophysen (C)
Abb. 5-30: Radiologische Zeichen für einen Morbus Scheuermann: Schmorl’sche Knötchen (A), keilförmige Deformierung von mindestens 5 Grad in 3 aufeinanderfolgenden Wirbelkörpern (B) und Ossifizierungsstörungen im Bereich der anterioren Ringapophysen (C)
Orthoforum

 

- Kriterium für die Diagnose eines M. Scheuermann: Röntgen

  • thorakaler Scheuermann:
    • keilförmige Deformierung von mindestens 5 Grad in 3 aufeinanderfolgenden Wirbelkörpern im Bereich des Kyphosescheitels
  • lumbaler Scheuermann:
    • Aufhebung der lumbalen Lordose, die auch in Hyperextension rigide ist
    • Verschmälerung des Bandscheibenraums
    • Ausbildung von Schmorl’schen Knoten (Deckplatte) und Randleistenhernien (im Bereich der vorderen Ringapophyse)
    • unregelmäßige Verknöcherung der vorderen Ringapophyse

- Differentialdiagnose:

  • Haltungsschwäche
  • angeborene Kyphose
  • Spondyloepiphysäre Dysplasie
  • Fraktur

Therapie:

konservative Therapie:
- Korsettversorgung:

  • Ziel ist es, den Einfluss der Kyphose auf das Wachstum der Wirbelsäule und die Statik zu reduzieren
  • Tragezeit: bis Wachstumsabschluss
  • thorakaler Scheuermann: Münsteraner Kyphosekorsett
  • lumbaler Scheuermann: 3-Punkt-Reklinationskorsett
  • Krankengymnastik: zur Kräftigung der Haltungsmuskulatur (Rücken- und Bauchmuskulatur) und Dehnung resultierender Verspannungen der ischiokruralen Muskulatur

 

Abb. 5-31: Ausgeprägter lumbaler Scheuermann bei einem 12-jährigen Mädchen (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Abb. 5-31: Ausgeprägter lumbaler Scheuermann bei einem 12-jährigen Mädchen (Eigentum des Instituts für Klinische Radiologie der Universität Münster)
Orthoforum

 

operative Therapie:
- Indikation: thorakaler Scheuermann

  • thorakale Hyperkyphose von mehr als 75 Grad
  • progrediente Kyphose
  • persistierende Schmerzen

- Technik: dorsale Instrumentationsspondylodese mit Pedikelschrauben, ggf. hochthorakale Haken, ggf. mit ventraler Lösung kombinieren
- Problem:

  • Dekompensation der Anschlusssegmente
  • durch die Kyphose liegt das Spondylodeseinstrumentarium gerade bei schlanken Patienten relativ oberflächlich

Prognose / Komplikation:

- Kyphosewinkel von bis zu 50 Grad werden in der Regel ohne Probleme toleriert
- bei Kyphosewinkeln von >75 Grad: Gefahr der Progredienz auch im Erwachsenenalter
- lumbaler Typ: ungünstige Prognose

VORHERIGES KAPITEL NÄCHSTES KAPITEL