Stressfraktur
- Sportler: Tibia > Tarsalknochen > Metatarsalknochen
- beidseits in 16%
- Ursache:
- bei intensiver Belastung kann es zu einem Missverhältnis zwischen Knochenresorption und –bildung kommen
- starke Belastung trotz Ermüdung der Muskulatur
- gegensätzlicher Muskelzug führt zu starker Belastung umschriebener Knochenareale
- Prädisposition:
- Trias: Essstörung + Amenorrhoe + Osteoporose, häufig bei Turnern, Eiskunstläufern, Langstreckenläufern
- Männer: Ausdauerbelastung senkt Testosteronspiegel und führt zu Knochenresorption
Einteilung:
- „low risk“:
- gute Prognose unter konservativer Therapie
- obere Extremität, Rippen, Becken, Fibula, Calcaneus, Femur-, Tibiadiaphyse und Diaphyse der Metatarsalknochen
- „high risk“:
- verzögerte Heilung und Pseudarthrose sind häufig
- Schenkelhals, anteriore Tibiakortikalis, Talus, Naviculare, Metatarsale 5, Basis Metatarsale 2, Sesambeine
Diagnose / Klinik:
- treten in der Regel nach Überlastungen auf
- Beginn: schleichend,
- lokalisierter Schmerz und Schwellung
- Röntgenbild in den ersten 3 Wochen normal, später kommt es zu Periostreaktion, Frakturlinie wird sichtbar
- Knochenszintigrafie: hohe Sensitivität jedoch niedrige Spezifität (häufig falsch positiv)
- Single Photon Emission Computertomografie (SPECT) bessere Lokalisation der Läsion jedoch teuer
- MRT: initial STIR (short T1 inversion recovery) positiv, dann T2 und zuletzt T1
Therapie:
- Prophylaxe:
- Trainingsfehler und Überlastung vermeiden
- gutes Schuhwerk
- Therapie von Essstörungen und Hormonstörungen (orale hormonelle Antikonzeptiva bei Leistungssportlern)
- „low risk“ Stressfraktur:
- konservative Therapie:
- Schmerzmedikamente (keine NSAR – Einfluss auf Knochenheilung?)
- Ruhe, Entlastung
- nach Schmerzfreiheit: Schwimmen, Aquajogging, Fahrradergometer
- Rückkehr in den Sport nach 2-10 Wochen
- Prophylaxe: Wechseltraining

- „high risk“ Fraktur und Sportler: oft chirurgische Therapie sinnvoll, um Ausfallzeiten zu reduzieren:
- Schenkelhals: (Teil-) Entlastung für 6 Wochen oder dynamische Hüftschraube, bzw. kanülierte Schrauben
- vordere Tibiakortikalis: (Teil-)Entlastung für 6 Wochen oder Marknagel
- Malleolus med.: ggf. Zuggurtungsosteosynthese
- Talus & Metatarsale: Unterschenkelgips und Entlastung für 6 Wochen, dann 2 Wochen Teilbelastung
- Metatarsale 5 Basis (Jones Fraktur): kanülierte Zugschraube
- Sesambein: Unterschenkelgips, bei Pseudarthrose: Resektion oder Spongiosaplastik
Beispiele:
- Humerus: Torsionskräfte und gegenläufiger Muskelzug bei Werfern
- „Little League’s Schulter“: Verletzung der proximalen Wachstumsfuge
- Erwachsene: Humerusschaft
- Rippen: gegenläufiger Muskelzug (M.scalenus, M.serratus, M. pectoralis, M. obliquus, Mm. intercostales)
- 1.Rippe: Basketball („Rebounder’s Rippe“), Bodybuilding, Überkopfbelastung
- 4.-9.Rippe: Golfer, weibliche Ruderer
- Becken:
- Sakrum: selten, ältere Frauen
- Schambein (Ramus inferior):
- Langstreckenläufer, Rekruten
- Leistenschmerz; unfähig, auf Bein betroffener Seite zu stehen
- Femur: gegenläufiger Muskelzug (M. adductor brevis und Vastus medialis):
- Lokalisation durch Fulkrum-Test: im Sitzen wird der Arm der Gegenseite an verschiedenen Stellen unter den Oberschenkel geschoben und der Untersucher drückt auf das Knie
- Schienbein: Langstreckenläufer (DD: „Shin Splints“, Überlastungskompartmentsyndrom)
- Fibula: Langstreckenläufer, Springen aus Kniebeuge
- Muskelzug (Flexor dig.) und Torsionskräfte haben ursächlich größere Bedeutung als Gewichtsbelastung
- Calcaneus: Langstreckenläufer, Rekruten, sklerotische Frakturlinie senkrecht zu Trabekelausrichtung (Differentialdiagnose: Tendinose der Achillessehne, Bursitis, Plantarfasziitis)
- Metatarsale: „Marschfraktur“ beim Laufen wird das 2. Metatarsale am stärksten belastet
- Prophylaxe: elastische Sohle, Training auf weichem Untergrund